Der Erfinder des Pfandrings, Paul Ketz, sieht seine Entwicklung mittlerweile etabliert. Gleichzeitig würde er sich wünschen, dass der Zusatz für Pfandflaschen an öffentlichen Mülleimern noch mehr Verwendung findet.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Herr Ketz, wie sind Sie eigentlich auf die Idee des Pfandrings gekommen?

 

Mir ist aufgefallen, das Menschen aus Bequemlichkeit Flaschen und Dosen wegwerfen und andere Menschen in die Mülleimer greifen, um das Pfand zu sammeln und sich damit ein Zubrot zu verdienen. Daran habe ich mich gestoßen und wollte ein Brückenstück schaffen, als unmittelbares Hilfsmittel und als Kommunikationsobjekt, um das Thema sichtbar zu machen.

Die Erfindung ist mittlerweile mehr als zehn Jahre her, hat sie sich seither weiterentwickelt?

Im Kern ist die Idee gleich geblieben – eine Zusatzmanschette aus Edelstahl. Details wurden aber mit den Jahren angepasst und verbessert, etwa damit Pfandgut auch bei Wind und Wetter sicher steht.

Finden Sie, dass der Pfandring genügend Verbreitung gefunden hat? Wo besteht noch Bedarf?

Das Projekt wird meines Erachtens als Recycling-Zusatz wahr- und ernst genommen und ist aus dem poststudentischen Stadium entwachsen, sich erst noch beweisen zu müssen. Immer mehr Städte möchten ihre Abfallbehälter um das System ergänzen und das ist toll. Mich erreichen wöchentlich Nachrichten, wo sich Menschen in ihrer Stadt noch Pfandringe wünschen. Es besteht aber durchaus noch viel Bedarf und es sind längst nicht alle Stellen ausgestattet, die sinnvoll sind.

Haben Sie noch eine weitere Nachhaltigkeitserfindung realisiert oder in Planung?

Als Designer arbeite ich natürlich ständig an neuen Ideen. Aber nicht alle Einfälle sind so einfach und effektiv und erreichen dabei eine so breite Zielgruppe wie der Pfandring. Inmitten all der vielen sinnlosen Dinge, die es bereits gibt, ist manchmal vielleicht auch das Nachhaltigste, einfach gar kein neues Produkt zu machen.

Der Pfandring-Erfinder

Entwickler
Der Kölner Produktdesigner Paul Kretz hat den ersten Pfandring 2012 – damals noch als Student – bei einem Wettbewerb der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe vorgestellt, wo er den zweiten Platz belegte. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Bundespreis Ecodesign in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet. Nach seinem Abschluss im Jahr 2014 ist Kretz nach Istanbul gezogen, wo er ein Designstudio betreibt.

Verbreitung
Als erste Kommune startete die Stadt Bamberg 2014 einen Pfandring-Testlauf. Inzwischen ist die Erfindung laut eigenen Angaben in mehr als 100 Kommunen in ganz Deutschland etabliert – von Schleswig im Norden bis Waldshut im Süden. Auch Stuttgart und Esslingen haben Pfandringe installiert, im Rems-Murr-Kreis bisher nur Backnang.

Kritik
In einigen Städten ist das Projekt in der Praxis gescheitert, weil die Pfandringe nicht für Pfandflaschen oder -dosen, sondern eine noch schnellere Müllentsorgung genutzt wurden, etwa für Kaffee-Einwegbecher. Außerdem wird befürchtet, dass von der Pfandmitnahme auch Menschen profitieren, die das nicht nötig hätten.