Vor 48 Jahren hielt Pfarrer Franz Pitzal seine erste Predigt in Renningen. Jetzt hat sich der weithin bekannte katholische Geistliche im Alter von 85 Jahren vom pastoralen Dienst in der Gemeinde verabschiedet.

Renningen - Am 1. Advent 1973 hat Franz Pitzal zum ersten Mal Gottesdienst in Renningen gefeiert. Damals stand seine Predigt im Zeichen der Ölpreiskrise. Viele der älteren Gottesdienstbesucher erinnerten sich gestern bei Pitzals Worten sicher noch an die autofreien Sonntage in den Wochen vor Weihnachten. „Es ist mein 49. Gottesdienst zum ersten Advent in Renningen“, sagte Franz Pitzal an die Adresse der gut 50 Gläubigen in der Bonifatiuskirche gerichtet.

 

Die Gruppe der Gläubigen aus seiner Gemeinde war am Sonntagnachmittag in die Bonifatiuskirche gekommen, um diesen Anlass mit ihrem Pfarrer zu begehen. Unter ihnen war auch der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt. Es sei erstaunlich, wie aktuell die Predigt, die er vor 49 Jahren gehalten habe, heute noch sei, sagte Pitzal. „Stellte 1973 die Ölkrise die Menschen vor große Probleme“ – mit diesen Worten erinnerte er an die schwierige Zeit, in die der Beginn seiner Tätigkeit als Seelsorger in Renningen fiel –, „so ist es heute die Corona-Krise.“ Die Zeiten seien andere geworden, die Auswirkungen aber ähnlich.

Franz Pitzal will weiter für die Menschen da sein

Der Adventssonntag stellte eine Zäsur sowohl für den Pfarrer als auch für seine Gemeinde dar. Zwar werde es keineswegs sein letzter Gottesdienst in Renningen oder in der Malmsheimer Martinuskirche sein, den er halte, sagte Pitzal. Aber es werde der letzte im Rahmen des pastoralen Dienstes sein. Das bedeutete, er werde beispielsweise keine Geburtstagsbesuche mehr machen, keine Beerdigungen mehr, nicht mehr beim Kirchengemeinderat mitwirken und keine Gruppen mehr betreuen – eben all das, was Pfarrer in ihren Gemeinden leisten.

Doch die Worte von Franz Pitzal als Seelsorger werden sicher nicht zum letzten Mal zu hören gewesen sein. „Ich werde wieder die Gottesdienste an der Malmsheimer Krippe feiern“, versicherte Pitzal. Und er wolle bei Bedarf auch weiterhin für die Menschen da sein, sagte der Geistliche.

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Am 3. Advent öffnet in der Martinuskirche die 42. und in dieser Art wohl auch letzte Krippe. Wenn die Krippe zu Lichtmess Anfang Februar schließt, wird Franz Pitzal 86 Jahre werden. „Irgendwann ist auch mal Schluss“, betonte er auf Nachfrage nach dem Gottesdienst. Aus seiner Stimme war gleichermaßen eine Mischung aus Wehmut und Einsicht in die Notwendigkeit herauszuhören. „Ich hoffe, dass ich solange noch im Pfarrhaus wohnen kann“, sagte Pitzal. Und danach? Eine neue Wohnung wird er in Renningen wohl nicht beziehen. Er werde dann zu seiner Schwester nach Leinzell im Ostalbkreis ziehen, kündigte er an.

Das große Glockenspiel entstand auf Pitzals Initiative hin

Doch so schnell wird Renningen ihn wohl nicht loslassen. Und wenn man ihn brauche, dann komme er, versicherte er. Denn da gibt es ja auch noch den Weltkulturpfad und das Krippenmuseum, beides von ihm ins Leben gerufen. Darum wolle er sich auch weiterhin kümmern.

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Und noch ein neues „Kind“ brachte er am Samstag im wahrsten Sinne des Wortes zum Klingen: das große Glockenspiel vor der Renninger Mediathek. Es entstand auf seine Initiative hin und wurde mithilfe von Spenden finanziert. Trotz der Kälte seien viele Menschen zur Einweihung gekommen, unter ihnen auch der Imam von Renningen. „Das hat mich sehr gefreut, es war ein bewegender Abend“, sagte Franz Pitzal.

Die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius Renningen mit St. Martinus Malmsheim gehört zusammen mit den Kirchengemeinden in Rutesheim und Weissach zur Seelsorgeeinheit CleBoRa, deren leitender Pfarrer Pater Gasto Lyimo ist. Dem Pastoralteam gehören neben Pfarrer Franz Pitzal der Pater Chidi Emezi sowie die beiden Gemeindereferenten Felix Lipp und Claudia Vogelmann an.