Zum zweiten Mal protestiert eine Delegation von evangelischen Gläubigen aus dem Hohenlohischen gegen die Streichung einer Pfarrstelle vor dem Oberkirchenrat in Stuttgart.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Die Forderung ist eindeutig: „Der Pfarrer bleibt im Dorf“. Die Kirchengemeinderäte Mittel- und Oberfischach haben zwar darauf verzichtet, dies lautstark per Megafon zu skandieren, doch auch das Hochhalten eines entsprechenden Transparents verfehlte nicht seine Wirkung: Zum zweiten Mal wurden sie am vergangenen Freitag vor den Toren des evangelischen Oberkirchenrats empfangen. Und was wohl noch wichtiger ist: Ausführlich konnten sie jetzt nicht nur ihre Sorgen um die künftige seelsorgerische Betreuung in ihrer Gemeinde vor den oberen Gremien vortragen, sondern auch gleich noch ihre Lösungsvorschläge vorstellen.

 

Zum zweiten Mal in Stuttgart

Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Wie in unserer Zeitung berichtet, gibt es Unmut in vielen evangelischen Gemeinden Württembergs über den Pfarrplan, der Stellenkürzungen von 13 Prozent in den nächsten sechs Jahren vorsieht: In Korntal, in Herrenberg, in Marbach am Neckar, auch in der Landeshauptstadt selbst. Doch bisher hat sich noch niemand mit seinem Unmut direkt auf den Weg gemacht zum evangelischen Oberkirchenrat in der Gänsheidestraße. Und die Fischacher aus dem Dekanat Gaildorf bei Schwäbisch Hall haben diesen ungewöhnlichen Schritt nicht nur einmal unternommen Mitte November, sondern nun schon zum zweiten Mal.

Kampf um den Erhalt der Pfarrstelle

Der Grund ist naheliegend. Zwar soll der Pfarrplan auf lokaler Ebene in den Gemeinden umgesetzt werden, doch die Mittel- und Oberfischacher haben da mit ihrem Kampf um den Erhalt ihrer Pfarrstelle bisher kein Gehör gefunden. Die erste Protestfahrt der Hohenloher nach Stuttgart blieb letztlich ohne Resonanz, in zwei Versammlungen vor Ort – die Kirchengemeinderäte und die Bezirkssynode tagte – wurde ihr Anliegen nach ganz hinten verschoben. Ein Schriftwechsel zwischen den Fischachern und der Gänsheidestraße endete auch nicht gerade ergebnisorientiert.

Pfarrplan dient der Konzentration der Aufgaben

Kirchenrat Dan Peter, Leiter des Referats für Publizistik und Gemeinde, konnte den Hohenlohern beim Empfang in der Gänsheidestraße den Erhalt ihrer Pfarrstelle nicht in die Hand versprechen. Doch deren Engagement für ihr Kirchenleben hat ihn beeindruckt. Ihm ist ebenso aufgefallen, dass zumindest hier eine große Lücke klafft zwischen allgemeinen Zielsetzungen und den Strukturen vor Ort. „Ein lebendiges Gemeindeleben wollen wir doch unterstützen. Und der Pfarrplan soll der Konzentration der Aufgaben dienen, nicht der Streichung von Stellen“, so Peter. „Die württembergische Landeskirche ist immer noch bundesweit führend in der Versorgung der Gemeinden, daran ändert der Pfarrplan nichts“. Dann gießt er doch noch etwas Wasser in den Wein. Peter: „Es gibt heute eben ganz verschiedene Vorstellungen, was Kirche sein soll. Und in vielen Gemeinden hat es erhebliche Verschiebungen gegeben. Viele müssen heute mobiler sein wegen ihrer Arbeit. Das hat Auswirkungen auf das Gemeindeleben, deshalb der Pfarrplan, andere Angebote sollen künftig möglich sein.“

Die Fischacher haben dennoch viel erreicht: „Wir werden ihre Vorschläge hier prüfen und mit dem Dekanat sprechen“, verspricht Peter: „Auf keinen Fall soll durch den Plan etwas geschwächt oder kaputt gemacht werden.“ Gelohnt hat sich die Reise nach Stuttgart auch für Sascha Wiesenmüller, Erster Vorsitzender und Leiter des Gesangsvereins Oberfischach: „Was die Gemeine hier leistet, ist ganz herausragend und muss erhalten bleiben. Das sage ich auch als Katholik.“