Zimt, Ingwer oder Kurkuma kommen aus tropischen Regionen. Brunnenkresse benötigt jede Menge Wasser. Sind einige Gewürze also schädlich fürs Klima? Und gibt es Alternativen? Der Kräuter-Experte Michael Straub gibt Antworten.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart/Mutlangen - Wir wissen mittlerweile viel über eine nachhaltige und umweltbewusste Ernährung. Dass etwa der Verzehr von Rindfleisch, von Käse oder von Avocados einen vergleichsweise großen CO 2-Fußabdruck erzeugt, ist bekannt. Für Obst und Gemüse gibt es Saisonkalender, aus denen man erfährt, was wann gerade reif wird. Aber bei Gewürzen und Kräutern? Wie kann man dort auf Nachhaltigkeit achten – etwa in puncto Herkunft, Anbau und Auswahl der „richtigen“ Gewürze und Kräuter? Der Agrarwissenschaftler Michael Straub sitzt im Vorstand des Netzwerks Kräuter in Baden-Württemberg. Er erklärt, worauf man achten kann.

 

Herr Straub, gibt es unter den Kräutern oder Gewürzpflanzen auch so etwas wie Avocados unter den Früchten – die also extrem viel Wasser brauchen und daher eher schädlich für die Umwelt sind?

Es geht darum, dass die Kräuter standortgerecht angebaut werden. Brunnenkresse beispielsweise braucht zwar viel Wasser, aber wenn diese an einem Teich oder Fluss wächst, ist das kein Problem. Thymian, Oregano, Lavendel oder Rosmarin gedeihen am besten im Hinterraum des Mittelmeers – etwa in Spanien. Wer aber deshalb diese Kräuter nicht mehr essen will, nimmt den Menschen dort gegebenenfalls die Arbeit weg. Man muss auch sozial denken.

Welche Gewürze oder Kräuter sollte man vermeiden, wenn einem ein umweltfreundlicher Lebensstil wichtig ist?

Gewürze aus tropischen Regionen. Zimt oder auch Kardamom stammen fast immer aus Indien, Sri Lanka, Indonesien oder Madagaskar. Aber man muss Zimt ja nicht das ganze Jahr über essen, sondern zum Beispiel nur in der Weihnachtszeit. Wenn man sich an den Jahreszeiten orientiert, kann man sowieso schon viel erreichen. Figur- und gesundheitsbewusste Menschen nutzen zurzeit ja auch gerne Ingwer und Kurkuma. Beides sollte man nicht zu oft kaufen, wenn man umweltbewusst leben will, denn es kommt in der Regel von weit her. Oft finden es die Menschen aber ja genau deshalb interessant.

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Dabei gäbe es genügend regionale Produkte, um sein Essen zu würzen, oder?

Ja. Da wäre zum Beispiel Zwiebel, Knoblauch, Löwenzahnblätter und -wurzel, Sellerie, Fenchel, Anis, Kümmel, Waldmeister, Borretsch, Schnittlauch, Lauch, Bärlauch oder auch Wacholderbeeren. Letztere kann man übrigens bei Wanderungen auf der Schwäbischen Alb oder im Heckengäu sammeln. Und Erdbeer-, Brombeer-, Gingko- und Walnussblätter nutze ich im Sommer gerne als Tee.

Schwieriger wird es bei Pfeffer. Auch der kommt immer von weit weg . . .

Aber was wäre ein Leben ohne Pfeffer? Klar, man kann Pfeffer auch durch den bei uns heimischen Bockshornklee ersetzen. Aber wer nicht auf Pfeffer verzichten will, sollte einfach auf Bio-Qualität und entsprechende Zertifizierungen achten. Dadurch wird der Kauf von Gewürzkräutern zwar etwas teurer, aber man benötigt ja auch nicht so große Mengen.

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