Mit einem neuen Sicherheitskonzept reagiert die Stadt auf eine mögliche Anschlagsgefahr. Doch auch die Besucher sollen Rücksicht nehmen.

Bietigheim-Bissingen - Seit Ansbach wissen wir, dass die Anschlagsgefahr kein Thema nur für Großstädte ist“, sagt Thomas Höfel, der Leiter des Ordnungsamts in Bietigheim-Bissingen. Er ist dafür verantwortlich, dass die kommenden fünf Tage in der Stadt nur im positiven Sinne einen Ausnahmezustand darstellen. Denn von diesem Freitag an startet in Bietigheim-Bissingen der 82. Pferdemarkt. Erwartet werden wieder knapp 250 000 Gäste.

 

Die jüngst erfolgten Attentate in Ansbach und Würzburg und der Amoklauf in München haben Veranstalter dazu veranlasst, ihr Sicherheitskonzept zu überdenken. So verschärfte Markgröningen zum Schäferlauf seine Sicherheitsvorkehrungen, und bei der KSK Music Open gab es verstärkte Taschenkontrollen beim Einlass.

Absperrungen und Zugangskontrollen seien jedoch bei dem weitflächigen Veranstaltungsgelände des Pferdemarkts rund um das Enzviadukt „schlicht nicht möglich“, sagt Höfel. Dennoch habe man einige Änderungen am Sicherheitskonzept vorgenommen. So sei die Polizei mit zusätzlichen Kräften in Streife sowie in Zivil auf dem Fest unterwegs. Auch die Präsenz der Bereitschaftspolizei sei „deutlich verstärkt“ worden. Die Polizei werde auch in diesem Jahr dafür sorgen, dass die Nachtruhe nach den Sperrzeiten eingehalten wird. Die beginnen Freitag-, Samstag- und Montagnacht jeweils um 1 Uhr, am Sonntag und am Dienstag bereits um 24 Uhr.

Verbesserte Kommunikation

Zudem haben die Ordnungskräfte die Kommunikation zwischen den Sicherheitskräften von Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt verbessert, sagt Höfel. Man setzt jetzt auf Funkverbindungen statt aufs Handy – so sei auch im Ernstfall gewährleistet, dass die Entscheidungsträger sich ständig erreichen können. Der dauerhafte Stab von Ordnungskräften habe in diesem Jahr zum ersten Mal auch eine ständig besetzte Geschäftsstelle direkt auf dem Festplatz. Ein Vertreter des Ordnungsamtes diene dort als Ansprechpartner für alle Sicherheitskräfte, sagt Höfel.

Zum ersten Mal weist das Ordnungsamt in diesem Jahr auch die Notausgänge des Festgeländes gut sichtbar aus: An den Eingängen an der Ellentalstraße, der Holzgartenstraße sowie an der Enzbrücke würde das bekannte grüne Notausgangs-Piktogramm in Fahnenform aufgehängt. Taschenkontrollen werde es wie in den vergangenen Jahren auch bei den Zelteingängen geben, sagt der Festwirt Karl Maier. „Wir sehen keinen Grund, unser bewährtes Konzept zu ändern“, sagt Maier. Insgesamt seien auch die Besucher gefragt, das Sicherheitsgefühl zu stärken: „Jeder kann dazu beitragen, indem er keine großen Taschen oder Rucksäcke mitnimmt“, sagt Höfel. Inwiefern die Anschläge in Deutschland sich auf die Besucherzahlen auswirken werden, kann Höfel nicht sagen. „Das ist Kaffeesatzleserei.“

Zumindest bei den angemeldeten Gruppen für den Festzug am Montag liege man mit 62 Gruppen auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2015. Die Stadt rechnet wieder mit 250 000 Besuchern in den fünf Tagen. Der Oberbürgermeister Jürgen Kessing bekräftigt das: „Der Pferdemarkt ist unsere fünfte Jahreszeit, und die lassen wir uns nicht vergällen.“