Beim Pferdemarkt am Faschingsdienstag präsentierten sich rund 120 Zuchtstuten aus der Region dem kritischen Blick der Richter, bevor die Hästräger am Nachmittag in der Altstadt das Regminent übernahmen.

Herrenberg - Auch wenn diese Miss-Wahl ganz ohne Stöckelschuhe, Bikinis und Abendkleider auskommt, geht es auch beim Herrenberger Pferdemarkt um Schönheiten mit grazilem Gang, makellosem Aussehen und schicken Frisuren. Die Pferde paradieren auf der Herrenberger Festwiese an den Richtern vorbei, deren kritischer Blick auch einer Heidi Klum zur Ehre gereichen würde.

 

Auch Petra Stadelmann aus Altensteig (Kreis Calw) hoffte in Herrenberg auf den Erfolg ihres Shetland-Ponys, das brav und scheinbar tiefenentspannt vor seinem großen Auftritt neben ihr stand. Mit der Startnummer 109 ging Zilke, deren helle Mähne ordentlich gebürstet und deren Fell auffallend flauschig war, ins Rennen. „Das Fell kommt davon, dass Zilke viel draußen auf der Weide steht“, sagte die stolze Besitzerin. Aufgeregt sei das Pony bestimmt nicht. „Wir haben vorhin eine kleine Runde gedreht, jetzt ist sie ganz ruhig.“ Außerdem habe Zilke schon Wettkampferfahrung: Bereits in Leonberg sei sie am Start gewesen und habe einen ersten Preis errungen.

Kein Pferdeverkauf, sondern Stutenprämierung

Zilke war eine von rund 120 Zuchtstuten, die in diesem Jahr für den Herrenberger Pferdemarkt angemeldet worden waren. Wobei, der Name „Pferdemarkt“ führe eigentlich in die Irre, sagte Roland Deck, Vorsitzender des Pferdezuchtvereins Herrenberg, der den Markt ausrichtet. „Früher war das hier ein richtiger Markt. Heute werden aber keine Pferde mehr verkauft.“ Stattdessen gehe es um die Prämierung von Zuchtstuten, die immer am Faschingsdienstag von vielen Höfen in der Umgebung angereisten. Am Ende werden zwei Siegerinnen gekürt: die „Miss Herrenberg“, bei der es sich um eine Warmblutstute handele, und die „Miss Gäu“, die auch ein Kaltblüter oder ein Pony sein dürfe.

Über letztgenannten Titel hätten sich auch Zilke und Petra Stadelmann gefreut. Für die Beiden reichte es in diesem Jahr dafür leider nicht ganz, aber einen ersten Preis, den hat sich Zilke gesichert. „Miss Herrenberg“ darf sich nun die sechsjährige Stute Contara nennen, die Timo Rau aus Weil der Stadt gehört und von Züchter Bernd Riehm aus Schafhausen stammt. Zur „Miss Gäu“ wurde die Kaltblutstute Hedda gewählt, die von Roland Bäuerle aus Neuler-Schwenningen gezüchtet wurde und ihm auch gehört. „Sie ist ein Schwarzwälder Fuchs, acht Jahre alt und gerade trächtig“, berichtete Nadine Einsiedler, Geschäftsführerin des Herrenberger Pferdezuchtvereins. Sie zeigte sich zufrieden. „Es hat alles gut geklappt.“

Wolkenbruch beim Faschingsumzug

Was man vom Herrenberger Faschingsumzug leider nicht sagen kann. Nach einem trockenen Vormittag kam am Nachmittag dann doch noch der befürchtete Wolkenbruch. „Aber es hat erst am Schluss des Umzugs richtig zu regnen angefangen“, sagte Nicole Wolpert, Kassenwart der ersten Narrenzunft Herrenberg. Sie zog deshalb auch ein positives Fazit: „Es war ein wirklich schöner Umzug.“ Mehr als 60 Gruppen mit rund 2500 Hästrägern waren dabei quer durch die Herrenberger Altstadt von der Tübinger Straße über den Marktplatz und die Stuttgarter Straße bis zur Alten Turnhalle gezogen. Eine der weitesten Anreisen hatten die Inschdromenden Quäler aus Blaustein bei Ulm. Gut 10 000 Zuschauer ließen sich das Spektakel nicht entgehen, denn der Herrenberger Umzug am Faschingsdienstag ist eines der letzten Highlights der närrischen Saison: Am Abend wird mit der Verbrennung des Gnoms traditionell das Ende der Fasnet zelebriert.

Für die Narrenzunft Herrenberg war die Ausrichtung der Feierlichkeiten mit einem enormen organisatorischen Aufwand verbunden. So konnten die Mitglieder in diesem Jahr im eigenen Umzug gar nicht mitlaufen. „Wir brauchen sie als Helfer“, sagte Nicole Wolpert – sei es als Kassierer, beim Auf- und Abbau oder dem Verkauf von Speisen und Getränken. Ehrensache, sagte sich Erika Schöll. Die 69-jährige Hästrägerin, die bereits seit 20 Jahren im Verein und das älteste Mitglied ist, verkaufte fleißig Tickets. Die Speerspitze des Faschingsmzugs bildeten in diesem Jahr die Herrenberger Turmbläser, die sich als würdige Vertreter erwiesen.