Die Ludwigsburger Firma Jetter hilft beim Kunststoffsparen – und hat damit Erfolg. Die Spezialisten für Verpackungsautomaten haben eine Software entwickelt, mit der sich Nachhaltigkeit und Effizienz unter einen Hut bringen lassen.

Ludwigsburg - Plastik ist zurzeit nicht nur unter Umweltschützern tabu. Das an sich praktische Material begleitet jeden durch den Tag, aber als meist nicht recycelbarer Müll vergiftet es die Meere. Die aktuelle Devise heißt Plastikverzicht oder Plastik einsparen. Der Vertriebsleiter Michael Feider betrachtet diese Entwicklung „mit einem lachenden Auge“. Sein Unternehmen, die Ludwigsburger Firma Jetter, hat sich mit einem eigenen Beitrag in die Debatte eingeschaltet: Mit einer Software, die es erlaubt, den Verbrauch von Plastikfolien bei der Verpackung von Gurken, Salat oder Paprika zu reduzieren. Dass das neue Konzept erfolgreich ist, hat auch damit zu tun, dass sich die Verpackungsindustrie nicht nur mit Nachhaltigkeit brüsten kann, sondern dabei auch noch Kosten spart.

 

Megatrend Nachhaltigkeit

Im Grunde liege der Schwerpunkt des Neckarweihinger Automatisierungsunternehmens beim Glas, sagt Feider: „Jede dritte Flasche weltweit dürfte mit von Jetter gesteuerten Maschinen hergestellt worden sein.“ Aber seine Firma sei auch in Sachen Plastikfolie am Markt vertreten. So habe man auch mitbekommen, dass die Supermärkte den Druck der Kunden, die Nachhaltigkeit einforderten, an die Verpackungsindustrie weiterreichten: „Nachhaltigkeit ist gerade der Megatrend.“

Darum haben sich die Ingenieure und IT-Experten von Jetter etwas einfallen lassen. Der Firmensprecher Jochen Weyershäuser erklärt es am Beispiel der Paprika im klassischen Dreierbeutel: Da werden gelbe, grüne und rote Früchte nebeneinander gelegt und in einen Kunststoffschlauch gezwängt, der für alle gleich groß ist. „Aber alles, was wächst, ist in der Regel nicht normgerecht“, sagt er. Also purzeln die Paprika meist in einer schlapprigen, durchsichtigen Tüte herum.

Aus Zentimetern werden Kilometer

Jetter hat nun ein Steuerelement entwickelt, in dem Sensoren exakt Form und Größe der Früchte erfassen und diese Information an die Maschine weitergeben: Auf diese Weise kann jeder Dreierpack so eingeschweißt werden, dass möglichst wenig Luft drin bleibt und deutlich weniger Kunststoff benötigt wird. Die Materialersparnis dank millimetergenauen Schnitts sieht nach wenig aus, aber Feider hat die Sache hochgerechnet: Bezogen auf ein Jahr könnten an einer Maschine 700 Kilometer Folie eingespart werden.

„Gemessen am gesamten Folienverbrauch mag der Spareffekt gering erscheinen“, sagt Feider, „aber es ist ein Einstieg.“ Der Jetter-Mitarbeiter ist stolz darauf, dass sein Unternehmen mit dieser „pfiffigen Idee“ in einer Branche punkten konnte, in der ein heftiger Verdrängungswettbewerb tobt. Und das, obwohl das neue Steuerelement seinen Preis hat. „So etwas ist natürlich hochkomplex“, sagt Feider, „aber wir sind auch nicht der billige Jakob.“ Was im Firmensitz im Neckarweihinger Gewerbegebiet produziert wird, hat nicht nur viele Qualitätsprüfungen bestanden, Jetter garantiert seinen Kunden in der Automatisierungsbranche auch, Ersatzteile und das Know-how für die Geräte jahrzehntelang vorzuhalten.

Firma platzt aus allen Nähten

Die Fertigung im Neckarweihinger Werk beginnt mit der Bestückung von Leiterplatten und endet beim kompletten Steuerelement. Die Jetter AG fertigt nicht nur Systeme für die Industrie. „Eines unserer Standbeine ist die mobile Automation“, sagt Feider. Das heißt, aus Neckarweihingen kommen auch Steuerelemente für Kommunalfahrzeuge, Feuerwehrautos und Landtechnik.

Gegründet wurde das Unternehmer 1980 von Martin Jetter, zunächst im eigenen Haus. Der Hauptsitz ist nach wie vor Ludwigsburg. Daneben gibt es Niederlassungen in Tettnang, in China und in Italien. Heute beschäftigt Jetter 300 Mitarbeiter. „Wir möchten gerne in Ludwigsburg expandieren“, sagt Feider, „aber hier geht das nicht mehr.“