Die Fichte hat im waldarmen Landkreis keine rosige Zukunft, dafür wird vermehrt auf Bäume gesetzt, die mit Hitze und Trockenheit zurecht kommen. Im Sersheimer Wald sind jetzt 3500 Douglasien gepflanzt worden.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Sersheim - Die Empörung war groß, als der Sersheimer Förster Hartmut Flunkert und seine Helfer im Winter massenweise Fichten fällten und abtransportierten. Ihrem Ärger darüber machten besorgte Waldspaziergänger im Rathaus Luft. Dabei war den Fichten schon vor der Fäll-Aktion nicht mehr zu helfen gewesen: Geschwächt von Sommerhitze und Trockenheit und gezaust vom Sturm, hatten die Nadelbäume dem Killerangriff des Borkenkäfers nichts mehr entgegensetzen. Verräterische Bohrloch- und Sägemehl-Spuren sprachen Bände: „Wir mussten sie so schnell wie möglich aus dem Wald bringen. Wenn man das schafft, solange die Larven noch im Stamm sind, hat man Glück“, sagt Flunkert. „Wenn sie ausfliegen, ist es zu spät.“

 

Noch ziemlich schüchtern

Doch seit Kurzem grünt es in den Waldschneisen, die von den Sersheimer Not-Fällungen zeugen, wieder. 3500 zarte Baby-Douglasien sprießen dort dem Großwerden entgegen. „Noch sehen sie ziemlich schüchtern aus“, sagt Michael Nill, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Forsten im Landkreis Ludwigsburg. In knapp zehn Jahren werden sie aber – zusammen mit anderen klimastabilen Baumarten wie Elsbeeren oder Eichen, ein geschlossenes Waldbild ergeben. „Die Fichte dagegen hat im Kreis Ludwigsburg keine größere Zukunft“, prophezeit Nill. „Es wird auch in Zukunft Trockenperioden und zu wenig Frostphasen im Winter geben.“ Gefragt sind im waldärmsten Landkreis Baden-Württembergs – der Waldanteil liegt bei 18 Prozent, während er im Landesdurchschnitt bei 38 Prozent liegt – immer stärker „klimakompatible Baumarten“, so Nill. Welche Bäume dafür Potenziale haben, testet der Fachbereich Forsten seit Kurzem auch auf einer Versuchsfläche beim Weiler Pulverdingen. In Kooperation mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Baden-Württemberg wurden dort Bäume wie Atlas- oder Libanonzedern oder Baumhaseln gepflanzt, die mit Trockenheit und Hitze gut zurecht kommen. Ob sie die Erwartungen tatsächlich erfüllen können, soll durch den wissenschaftlich begleiteten Anbauversuch herausgefunden werden.

Borkenkäfer und Eschentriebsterben

In Sersheim gibt es zwar üppig Wald, doch schreibt die 5600-Einwohner-Gemeinde mit der Forstwirtschaft regelmäßig rote Zahlen – neben dem Borkenkäfer treibt das Eschentriebsterben sein zerstörerisches Werk. Faktoren, die Auswirkungen auf die Verkaufserlöse haben.

Der in dieser Hinsicht gebeutelten Kommune kommt es also gelegen, dass sie die Douglasien-Pflanzung nicht selbst finanzieren muss: Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) hat die Wiederaufforstung angestoßen, bezahlt wird sie vom Gewinnsparverein der Sparda-Bank. Ins Gemeinwohl zu investieren und nachhaltig zu wirken, „das ist uns als Genossenschaftsbank ein Anliegen“, erklärt Michael Bley, Leiter der Ludwigsburger Filiale. 16 500 weitere junge Bäume wollen die Bank und die SDW 2019 noch setzen, unter anderem auf der Ostalb und im Rheintal. Im Landkreis Ludwigsburg ist Sersheim die einzige Gemeinde, die von der Aktion profitiert. „Wir freuen uns, dass wir zu den Glücklichen gehören“, sagt Bürgermeister Jürgen Scholz.

Nicht immer finden sich geeignete Pflanzorte wie der Sersheimer Wald so leicht. In Heidenheim, berichtet sagt SDW-Geschäftsführerin Nicole Fürmann, wo für ein gigantisches Logistikzentrum zehn Hektar Wald gerodet wurden, gebe es keine Ausgleichsflächen: Der Ersatzwald für die Heidenheimer, so Fürmann, werde im Alb-Donau-Kreis wachsen.