Mit den steigenden Temperaturen und dem kalendarischen Frühling war sie ersehnt worden, die Blüte der Tulpenbäume. Jetzt ist sie da.
Während sich in der Stuttgarter Innenstadt bereits einige Magnolien oder auch im Cannstatter Kurpark die Sternmagnolie geöffnet haben, haben sich die exotischen Tulpenbäume in der Wilhelma noch Zeit gelassen. Am 15. März standen die Bäume im vergangenen Jahr im Maurischen Garten in voller Pracht. Zwölf Tage später sind sie in diesem Jahr dran. Doch Baumexperte Clemens Hartmann vom Fachbereich Parkpflege der Wilhelma erklärt, dass von einer späten Blüte dieses Jahr nicht die Rede sein könne. Im vergangenen Jahr seien die Magnolien ungewöhnlich früh dran gewesen. Grund sei damals die ausgesprochen milde Witterung gewesen, sodass die allerersten Magnolien schon Ende Februar ihre Blütenkelche öffneten. „Dieses Jahr hatten wir im Spätwinter etwas mehr kühlere Tage und frostige Nächte, sodass sich der Beginn der Magnolienblüte wieder in den gewohnten Zeitraum Ende März verschoben hat“, so Hartmann.
Mehr als 90 Magnolien aus 27 Arten und Sorten
Im Maurischen Garten der Wilhelma können nun die Besucher wieder durch ein Blütenmeer wandeln. Die Blütezeit in Europas größtem Magnolienhain nördlich der Alpen nähert sich ihrem Höhepunkt, wie Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann feststellt. In der gesamten Wilhelma wachsen über 90 Magnolien aus 27 unterschiedlichen Arten und Sorten. Die meisten von ihnen sind im Maurischen Garten zu finden. Zehn von ihnen stammen sogar noch aus der Zeit von König Wilhelm I. von Württemberg. Er ließ 1850 die ersten Exemplare in seine königlichen Parkanlagen bringen.
Besondere Pflege für das Blütenwunder
Damit dieses Blütenwunder auch gedeiht, bedarf es viel Pflege. In den vergangenen Jahren lag das Augenmerk auf den Magnolien, weil die ein oder andere Pflanze Probleme hatte. Wie Katja Siegmann, die Leiterin des Fachbereichs Parkpflege in der Wilhelma erklärt, weist der Boden im Maurischen Garten einen hohen pH-Wert auf. Dies könne dazu führen, dass die Magnolien nicht ausreichend Eisen aufnehmen. „Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, setzen wir einen speziellen Eisendünger ein. An einzelnen Magnolien testen wir außerdem, mit Hilfe einer Mulchschicht aus Trester und Eichenlaub den pH-Wert des Bodens zu senken“, so Siegmann.
Auch in der Bewässerung der Bäume steckt viel Know-How, vor allem mit Blick auf den Klimawandel, der das Auftreten von Trockenperioden begünstigt. Umso wichtiger sei eine effiziente Bewässerung, um die Magnolien optimal zu versorgen und dabei kein Wasser zu verschwenden. Eine intelligente Steuerung mit Hilfe von Sensoren für die Bodenfeuchte, Durchflussmessung und Zugriff auf aktuelle Wettervorhersagen stelle im Maurischen Garten sicher, dass die benötigten Wassermengen immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort seien.
Wilhelma unterstützt Magnolien-Schutz weltweit
Die Wilhelma kümmert sich auch um die hoch bedrohten Arten in ihren natürlichen Lebensräumen, etwa in Ecuador bei der Organisation Jocotoco, die Bergregenwälder schützt und wieder aufforstet. „Auf einer von uns finanzierten Expedition wurde 2021 sogar eine neue Art entdeckt, die Magnolia buenaventurensis. Ohne die Wilhelma und die finanziellen Mittel, die wir über den von unseren Besuchern gezahlten Artenschutz-Euro generieren, wäre diese Art vielleicht schon vor ihrer Entdeckung ausgestorben“, so Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin.
Die tagesaktuelle Entwicklung der Magnolien in der Wilhelma können Besucher im Blühbarometer unter www.wilhelma.de/aktuelles/aktuelles/magnolien-bluehbarometer sehen.