Wie überstehen Garten und Pflanzen die Hitze? Wie oft sollte wirklich gegossen werden – und was gilt für Balkonpflanzen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Das warme Wetter setzt auch den Pflanzen zu. Die richtige Pflege ist aber ganz entscheidend dafür, dass der Garten grün bleibt. Doch zum Thema Gießen beispielsweise gibt es viele Mythen. Was stimmt wirklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

 

Wie überstehen die Pflanzen im Garten die heißen Tage am besten?

Freie Flächen im Blumen- oder im Gemüsebeet trocknen bei Hitze besonders schnell aus. Gerade an heißen Tagen ist es aber wichtig, dass der Boden das Wasser möglichst lange speichert. Kompost kann das besser als sehr sandiger oder lehmiger Boden. Damit die Erde nicht so schnell austrocknet, werden die Beete möglichst dicht bepflanzt, freie Flächen regelmäßig gemulcht – etwa mit Stroh oder mit getrocknetem Rasenschnitt –, und der Boden wird immer wieder gelockert. So kann Regenwasser beim nächsten Unwetter besser in die Erde eindringen. Gießen bezeichnet Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg dagegen nur als „Notbehelf bei längeren Trockenperioden“.

Wann und wie gießt man am besten?

Wer abends in der Dämmerung gießt, lockt Schnecken ins feuchte Beet. Besser nutzt man deshalb die frühen Morgenstunden – auch weil die Erde an der Pflanzenoberfläche dann rasch wieder trocknet, was Pilz- und Bakterienkrankheiten vorbeugt. Wer erst nach Feierabend Zeit zum Gießen hat, sollte vor der Dämmerung gießen, rät Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg – aber niemals mit Rasensprenger oder Regner. „Das sind reine Pilzkrankheiten-Züchter, außerdem kommt viel zu wenig Wasser bei den Pflanzen an“, sagt Harald Schäfer.

Stattdessen greift man zur Gießkanne oder zum Gartenschlauch mit Gießstab und wässert gezielt Pflanze um Pflanze – und zwar an einer Stelle, nicht flächig drum herum oder gar über die Pflanze. Nahe an die Wurzeln der Pflanze statt an die Blätter kommt das Wasser, wenn man Tontöpfe in der Erde eingräbt und da hineingießt. Das eignet sich beispielsweise bei Tomaten gut.

Wie häufig sollte bei Hitze gegossen werden?

„So selten wie möglich“, sagt Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg. Denn wer täglich zur Gießkanne greift, verwöhnt die Pflanzen. Sie bilden dann keine tiefen Wurzeln, weil das Wasser ja immer an der Erdoberfläche zu finden ist. Vergisst man das Gießen dann mal oder fährt für ein Wochenende weg, vertrocknen die Pflanzen sofort. Wer stattdessen nur alle zwei bis vier Tage gießt, sorgt dafür, dass die Pflanzen sich mit ihren Wurzeln auch tiefere Bodenschichten erschließen, weil auch dort Wasser zu finden ist. Dann sollte der Boden allerdings durchdringend bewässert werden – mit mindestens zehn bis zwanzig Litern pro Quadratmeter. „Bei Kübeln und Kästen hilft die Fingerprobe, um zu schauen, ob noch Feuchtigkeit vorhanden ist“, sagt Markus Zeiler, Gartendirektor auf der Insel Mainau.

Woran erkennt man, wie viel Wasser eine Pflanze braucht?

Pflanzen mit hellgrünen, großflächigen und dünnen Blättern wie Kopfsalat, Bohnen oder Paprika vertragen die Trockenheit nicht besonders gut. Sie sollten deshalb auch nicht an einen vollsonnigen Standort gepflanzt werden. Je kleiner, dicker und dunkler ein Blatt dagegen ist, umso eher kommt es mit viel Sonne und wenig Wasser zurecht. Beispiele hierfür sind Lavendel, Rosmarin oder Königskerzen.

Was kann man tun, damit der Rasen nicht vertrocknet?

Am besten man verabschiedet sich in immer heißer und trockener werdenden Sommern vom englischen Rasen – und lässt das wachsen, was sich ohne ständige Bewässerung und ohne regelmäßiges Düngen ohnehin ansiedelt, nämlich Wiesenkräuter wie Gänseblümchen, Löwenzahn, Wegerich- und Kleearten oder auch Moose. „Wiesenkräuter wurzeln tiefer als Gräser und sind deshalb auch noch nach längeren Trockenperioden grün“, sagt Harald Schäfer vom Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg.

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In einen solchen Blumenrasen kann man auch Pflanzen wie Zwerg-Fingerkraut, Katzenpfötchen, Zwerg-Woll-Ziest, polsterbildende Mauerpfeffer-Arten oder Habichtkräuter einsäen. Oder man reduziert die Rasenfläche weitgehend und legt stattdessen Beete mit trockenheitsverträglichen Stauden (etwa Katzenminze, Steinkraut, Sommerastern, Mädchenauge, Disteln, Fetthenne) an. „Das ist pflegeleichter als jeder Rasen und hat zudem einen höheren ökologischen Wert“, sagt Harald Schäfer.

Und wenn ich trotzdem einen grünen Rasen möchte?

In den Sommermonaten empfiehlt es sich, den Rasen nicht zu oft und zu tief zu mähen, um ein Verbrennen und häufiges Wässern zu vermeiden. Auch hier gilt: weniger oft, dafür aber länger und somit durchdringender wässern – am besten morgens. „Bei der Anlage des Rasens sollte auf eine standortgerechte Saatmischung geachtet werden, die auch mit trockeneren Wetterphasen zurechtkommt“, sagt Markus Zeiler, Gartendirektor auf der Insel Mainau.

Können Pflanzen auch Sonnenbrand bekommen?

Tomaten mit kreisrunden, weißen Flecken, schlappe oder verfärbte Blätter, Johannisbeeren oder Äpfel, die braune Stellen bekommen und später anfangen zu faulen: All das sind der Gartenakademie Rheinland-Pfalz zufolge Anzeichen von Sonnenbrand, der bei hochsommerlichen Temperaturen auftreten kann. Da man insbesondere Bäumen schlecht einen Sonnenschirm aufstellen kann, muss man das hinnehmen. Wer neu pflanzt und einen lichtschattigen Standort auf der Ostseite, Nordostseite oder West- beziehungsweise Nordwestseite des Hauses zur Verfügung hat, kann diesen wählen. Hecken schneidet man an bedeckten Tagen. „Außerdem sollte man nicht in der prallen Sonne und Hitze gießen, da es dadurch auch zu Verbrennungen kommen kann“, sagt Mainau-Gartendirektor Markus Zeiler.

Was gilt für Pflanzen aus dem Balkon?

Im Balkonkasten verfügen Pflanzen nicht über so viel Wasser wie in einem tieferen Beet. Das Wasser eines Regenschauers sammelt sich nicht so gut und hat daher eine geringere Wirkung. Deshalb gilt hier: Vor allem im heißen Sommer durchaus etwas öfter gießen, mitunter zweimal am Tag. Die Balkonpflanzen sollten morgens und am frühen Abend gegossen werden, nicht aber in der Mittagssonne. Das Gießwasser für Balkonpflanzen sollte nicht zu kalt sein. Empfehlenswert ist es, Regenwasser zu nutzen. Gartenexperten empfehlen, das Wasser auf die Erde und nicht auf Blätter und Blüten zu gießen – und es langsam in den Balkonkasten zu schütten, damit es nicht durchläuft.