Mit 400 Auszubildenden wirkt die Pflegefachschule der Medius-Kliniken im Landkreis Esslingen dem Fachkräftemangel entgegen. Jetzt wurde in Ruit der Erweiterungsbau eingeweiht.

 

Mit Menschen, die Angst um die eigene Gesundheit oder sogar um ihr Leben haben, die richtige Sprache zu finden, das ist für Benjamin Richter die größte Herausforderung im Pflegeberuf. „Die Arbeit am Bett steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt der Leiter der Pflegefachschulen der Medius-Kliniken. In Nürtingen und in Ostfildern-Ruit werden 400 größtenteils junge Menschen in unterschiedlichen Berufen ausgebildet. In Zeiten des Fachkräftemangels kämpfen die Schulen um Auszubildende. „Deshalb sind wir auf Kräfte aus dem Ausland angewiesen.“ Das bedeute jedoch, „dass die Ausbildung multikultureller wird.“

In der Corona-Zeit wurde deutlich, wie wichtig Pflegekräfte für die Gesellschaft sind. Doch bei vielen Schulabsolventen lässt das Image des Berufs zu wünschen übrig. Diese will der Chef der Pflegefachschule der Medius-Klinik für den „vielseitigen und anspruchsvollen Beruf begeistern“. 1969 hat die Pflegefachschule in Ruit zum ersten Mal Pflegekräfte ausgebildet. „Angefangen hat es mit 20 Plätzen“, sagt Anne Deschner, die heute den Standort in Ruit leitet. In dem Ostfilderner Stadtteil wurde kürzlich der Erweiterungsbau der Fachschule eingeweiht. Mit zwei zusätzlichen Klassenzimmern und moderner Medientechnik hat Ruit die Zahl der Ausbildungsplätze um 50 aufgestockt. Nun drücken dort 150 Männer und Frauen die Schulbank. „Diese jungen Menschen auch nach ihrer Ausbildung als qualifizierte Fachkräfte für unsere Kliniken zu gewinnen, ist unser wichtigstes Ziel“, sagte der Landrat Heinz Eininger bei der Eröffnung. Den Aufsichtsratsvorsitzenden der Medius-Kliniken freut es sehr, „dass sich 80 Prozent der diesjährigen Absolventen hier in Ruit für einen beruflichen Start bei den Medius-Kliniken entschieden haben.“ Auch die Auszubildenden der Pflegeheime, die die Samariter-Stiftung in Ruit betreibt, werden an der Berufsfachschule des Krankenhauses ausgebildet.

Erweiterungsbau mit modernen Medien

Junge Menschen die Vielseitigkeit des Pflegeberufs zu vermitteln, das fordert Richter und Deschner heraus. Die Auszubildenden aus vielen Kulturen gemeinsam zu unterrichten, sehen sie als eine wichtige Zukunftsaufgabe an. „Unverzichtbar ist, dass die Pflegekräfte mit den Patientinnen und Patienten auf Augenhöhe sprechen“, sagt Benjamin Richter. Gute Sprachkenntnisse seien dafür ein Schlüssel. Deshalb lässt die Schule Auszubildende mit Migrationshintergrund auch in der deutschen Sprache fortbilden. Sprachbarrieren dürften kein Hindernis für den Berufseinstieg sein, sagt der Pflegepädagoge. Da auch viele der Patienten aus anderen Ländern kommen, findet Anne Drescher die kulturelle Vielfalt wichtig.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein weiteres großes Thema in der Pflegeausbildung ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Junge Eltern mit Kindern zu unterstützen, das ist der Leiterin der Ruiter Berufsfachschule ein großes Anliegen. Damit sie im Pflegeberuf eine alltagstaugliche Perspektive haben, gibt es an der Ruiter Klinik eine Kindertagesstätte. Wichtig sind laut Deschner verlässliche Teilzeitmodelle. Das lasse sich mit den Schichtdiensten in der Pflege gut vereinbaren.

Wen möchten die Ausbilder der Medius-Kliniken ansprechen? „Der Beruf ist für ganz unterschiedliche Menschen geeignet“, sagt Richter. Als Gesundheits- und Krankenpfleger ist ein Hauptschulabschluss oder eine entsprechende Ausbildung erforderlich. Wer die zweijährige Ausbildung absolviert hat, kann sich auch zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau weiterbilden. „Kommunikativ und einfühlsam“ müssten die Bewerberinnen und Bewerber sein. Für die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft ist mindestens der Realschulabschluss nötig. Danach arbeiten die examinierten Kräfte in Kliniken oder Pflegeheimen. „Nach der vielseitigen Ausbildung spezialisiert man sich“, sagt Richter. Ihm ist es wichtig, dass angehende Pflegeprofis selbstständig arbeiten: „Zur Ausbildung gehört, dass die Teams auch mal selbstständig eine Station leiten.“

Studium mit Praxisbezug

Das duale Studium ist der dritte Ausbildungsweg an den Kreiskliniken. Wer damit beginnen will, braucht Abitur oder die Fachhochschulreife. Hier arbeitet die Berufsfachschule mit der Dualen Hochschule in Stuttgart zusammen. Im ersten Jahr der vierjährigen Ausbildung arbeiten die Studierenden in der Praxis. Im letzten Jahr vor dem Abschluss zum Bachelor of Science steht nur Theorie an der Hochschule auf dem Plan. „Pflegemanagement gewinnt im Gesundheitswesen immer mehr an Bedeutung“, sagt Richter. Die Absolventen lernen strategische Planung, und stehen doch parallel immer in der Praxis. „Wir arbeiten eng mit den Hochschulen zusammen“, sagt Anne Deschner. Die Pflegepädagogin findet den Schulterschluss mit der Hochschullehre wichtig. In der Pflege immer auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand zu sein, das komme den Patientinnen und Patienten zu Gute. Dieser Austausch reizt Deschner in ihrem Beruf.

Ausbildungen im Pflegeberuf

Krankenpflegehelfer
Mit einer zweijährigen Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflegehelfer steht Hauptschulabsolventen der Weg in die Pflegeberufe offen. Sie assistieren in der Pflege. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Der nächste Jahrgang startet am 1. Oktober an der Berufsfachschule in Nürtingen.

Pflegefachkraft
Die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft setzt die Mittlere Reife voraus. Auszubildende sammeln Erfahrung im Akutkrankenhaus, in der Psychiatrie, in der Kinderheilkunde, in der Altenpflege und bei ambulanten Pflegediensten. In Nürtingen und Ruit beginnt der nächste Jahrgang am 1. Oktober.

In Esslingen
Auch am Klinikum Esslingen gibt es eine Schule für Pflegeberufe. Sie ist seit 80 Jahren für die Ausbildung am städtischen Krankenhaus zuständig. Dort gibt es 120 Plätze. Weitere Informationen zur Ausbildung im Internet unter www.pflegeschulen-medius.de oder unter www.klinikum-esslingen.de