Der Pharmahändler macht durch die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen Verluste. Markus Pinger soll dies als neuer Vorstandschef ändern.

Stuttgart - Europas führender Pharmahändler Celesio ist wegen staatlicher Sparprogramme im Gesundheitswesen in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich verbuchte das Stuttgarter Unternehmen im zweiten Quartal einen Verlust von 84,9 Millionen Euro (Vorjahr: plus 53,3 Mio Euro). Neben den massiven Einsparungen im europäischen Gesundheitswesen machte ein verschärfter Wettbewerb im Großhandel in Deutschland und Frankreich Celesio zu schaffen.

 

„Das erste Halbjahr 2011 war für uns ein schwieriges Halbjahr mit großen Herausforderungen“, sagte Finanzvorstand Christian Holzherr am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. „Zahlreiche Regierungen in Europa waren durch die Schuldenkrise zuletzt gezwungen, ihre Staatshaushalte zu sanieren und haben weitere Einschnitte bei den Gesundheitsausgaben beschlossen.“

In diesem Jahr rechnet der Pharmahändler wegen der staatlichen Eingriffe mit Belastungen von rund 120 Millionen Euro, 64 Millionen Euro schlugen bereits im ersten Halbjahr zu Buche. Zuletzt hatte Celesio auch Wertberichtigungen in Höhe von 116,3 Millionen Euro bei der Tochter Pharmexx sowie im Großhandelsgeschäft in Dänemark und Portugal vornehmen müssen.

Celesio baut Dienstleistungsgeschäft aus

Celesio wies für den Zeitraum April bis Juni einen operativen Verlust (EBIT) von 19,4 Millionen Euro aus. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch einen operativen Gewinn von 137,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz ging auf 5,76 Milliarden Euro zurück, nach 5,84 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Unternehmen beschäftigt 36.429 Mitarbeiter. Ein Personalabbau sei derzeit nicht geplant, sagte Holzherr.

Dem Pharmagroßhändler bereiten die ungelösten Finanzierungsprobleme der Gesundheitssysteme schon seit längerem Probleme. „Man muss Schritte einleiten, um aus dieser Klemme rauszukommen“, sagte Holzherr. Deshalb wollen die Stuttgarter das Geschäft außerhalb regulierter Märkte und Bereiche verstärken. So baut Celesio seit Jahren sein Dienstleistungsgeschäft aus. Außerdem soll das Geschäft mit frei verkäuflichen Produkten und Eigenmarken gestärkt werden.

Diese Strategie soll sich auch mit dem neuen Vorstandschef, dem früheren Beiersdorf-Manager Markus Pinger, nicht grundlegend ändern. „Wir gehen konstruktiv auf dem Weg weiter, den wir auch schon begonnen haben“, sagte der derzeitige Vorstandschef Wolfgang Mähr. „Der Herr Pinger ist sozusagen nicht der Prinz, der uns jetzt wachküsst.“

Unruhe wegen Wechsel an Unternehmensspitze

Der frühere Beiersdorf-Manager übernimmt am Montag,15. August, den Vorstandsvorsitz. Der Wechsel an der Spitze hatte in den vergangenen Monaten für viel Unruhe bei Celesio gesorgt. Der frühere Chef Fritz Oesterle hatte Ende Juni nach Querelen mit dem Mehrheitseigentümer Haniel das Unternehmen verlassen. Vorstandsmitglied Mähr übernahm vorübergehend den Chefposten.

Den erst jüngst gesenkten Ausblick für das Gesamtjahr 2011 bestätigte der Pharmahändler. Demnach erwartet Celesio ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 600 Millionen Euro. Das wären rund 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.