Der Stuttgarter Pharmahändler leidet unter dem Sparzwang in den Gesundheitssystemen und dem Preiskrieg in der Branche. Der neue Billigkonkurrent AEP macht Celesio-Chefin Helmes aber keine Angst.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Marion Helmes hat auf ihrer ersten Halbjahrespressekonferenz als Celesio-Chefin die Gewinnprognose des Stuttgarter Pharmagroßhändlers kassiert. Statt der bisher erwarteten 445 bis 475 Millionen Euro soll das operative Ergebnis im Gesamtjahr 2013 nun bei 405 bis 425 Millionen Euro liegen, sagte Helmes bei einer Telefonkonferenz. Die Managerin amtiert seit dem überraschenden Rauswurf des bisherigen Chefs Markus Pinger Anfang Juli neben ihrer Tätigkeit als Finanzvorstand auch als Vorstandssprecherin. Helmes begründete die niedrigere Gewinnerwartung in erster Linie mit dem äußerst harten Preiskampf im Pharmagroßhandel. „Aus heutiger Sicht erwarten wir bis zum Ende des Jahres bedauerlicherweise keine Abschwächung des Rabattwettbewerbs in Deutschland“, sagte sie. Auch der Sparzwang in den Gesundheitssystemen bleibe hoch.

 

Die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr bezeichnete die Celesio-Chefin dennoch als zufriedenstellend. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen verbesserte sich um gut 15 Prozent auf fast 203 Millionen Euro. Helmes führt dies auch auf das laufende Kostensenkungsprogramm sowie organisatorische Verbesserungen im Einkauf zurück. Unter dem Strich weist Celesio für Januar bis Juni ein Ergebnis von 85,4 Millionen Euro aus, die Umsatzrendite fällt mit knapp 0,8 Prozent aber nach wie vor bescheiden aus.

Im ersten Halbjahr 2012 stand ein Verlust von 178 Millionen Euro zu Buche, der vor allem durch hohe Wertberichtigungen bei den inzwischen verkauften Tochterunternehmen Doc Morris, Movianto und Pharmexx zustande kam. Hinzu kamen die Kosten des von Pinger eingeleiteten Konzernumbaus. Die Erlöse schrumpften im Zeitraum Januar bis Ende Juni 2013 um knapp fünf Prozent auf rund 10,7 Milliarden Euro. Im Pharmagroßhandel, der mit rund neun Milliarden Euro den Löwenanteil des Umsatzes beisteuert, lag der Rückgang in einer ähnlichen Größenordnung. Hier machte sich neben den insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen auch der Verkauf von Tochtergesellschaften in Irland und Tschechien bemerkbar. Vor allem durch die Beteiligungsverkäufe verringerte sich die Mitarbeiterzahl im Konzern um rund 7000 auf 38 400.

Marktanteil von Celesio liegt bei 15 Prozent

Der aktuelle Marktanteil von Celesio im deutschen Pharmagroßhandel liegt laut Helmes bei etwas mehr als 15 Prozent. Ende März hatte ihr Vorgänger ihn noch mit gut 16 Prozent beziffert. Helmes führt den Rückgang auf eine zurückhaltendere Rabattpolitik von Celesio zurück. Vor dem neuen Billigkonkurrenten AEP, hinter dem zwei ehemalige Celesio-Manager stehen, hat Helmes keine Angst. „Wir sehen dem sehr gelassen entgegen“, sagte sie.

Negativ wirkte sich im ersten Halbjahr 2013 auch die Wechselkursentwicklung aus. Davon war auch der wichtige britische Markt betroffen, auf dem Celesio mit der eigenen Apothekenkette Lloyds Pharmacy präsent ist. Insgesamt steuerte das Apothekengeschäft mit 1,7 Milliarden Euro knapp ein Sechstel zum Umsatz bei. Der Anteil am operativen Gewinn ist deutlich höher.

Zu Spekulationen um mögliche Partnerschaften mit US-Konkurrenten wie McKesson oder Cardinal Health, die auch eine Beteiligung an Celesio einschließen könnten, äußerte sich Helmes nicht. Ihr vom Mehrheitsaktionär Haniel wegen seines umstrittenen Führungsstils entlassener Vorgänger Pinger hatte Gerüchten zufolge Gespräch dazu geführt. Es sei Aufgabe des Managements, stets die besten Perspektiven für das Unternehmen auszuloten, sagte Helmes lediglich. Die Doppelfunktion als Vorstandschefin und Finanzvorstand will sie „bis auf weiteres behalten“. Die Frage einer Änderung an der Spitze stelle sich im Moment nicht. Bis zum Antritt des neuen Einkaufsvorstands Martin Fisher Mitte September führt Helmes das Unternehmen zusammen mit ihrem Vorstandskollegen Stephan Borchert.