Philipp Lahm wurde Fußball-Weltmeister, Champions-League-Sieger, siebenmal deutscher Meister und sechsmal Pokalsieger. Doch begonnen hat seine Bundesligakarriere, die nach der laufenden Saison enden soll, in der Saison 2003/04 beim VfB Stuttgart.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Der „Tiger“ gilt in der Fußballbranche ja als harter Knochen – dabei kann Hermann Gerland ein durchaus fürsorglicher Fußballtrainer sein, der als Mentor für seine jungen Talente nur das Beste im Sinn hat. So verhielt es sich jedenfalls im Sommer 2003 mit dem 19-jährigen Philipp Lahm , der bereits als Achtjähriger von seinem Heimatclub, dem Münchner Stadtteilverein FT Gern, in die Jugendabteilung des FC Bayern München gewechselt war. Zwei Jahre hatte Lahm bis zu diesem Zeitpunkt unter Gerland beim FC Bayern II in der Regionalliga gespielt. Bei den Profis hatte es bis auf eine Einwechslung am 3. November 2002 beim 3:3 in der Champions League gegen Lens noch zu keinem Einsatz gereicht. Zu gut waren die Münchner zu diesem Zeitpunkt auf den Außenverteidiger-Positionen mit den Franzosen Willy Sagnol (rechts) und Bixente Lizarazu (links) besetzt.

 

Doch für ein weiteres Jahr in der dritten Liga, das fand Hermann Gerland, sei dieser Philipp Lahm einfach zu gut. Also empfahl der „Tiger“ Lahm seinem Freund Felix Magath, der damals den VfB Stuttgart trainierte. Heraus kam ein lohnenswertes Leihgeschäft zwischen den Münchnern und den Stuttgartern. Und so spielte Philipp Lahm zwischen 2003 und 2005 für zwei Spielzeiten für die Stuttgarter – und erreichte mit dem Club jeweils am Saisonende den vierten und den fünften Platz. Bei den Roten verdrängte Lahm recht bald Heiko Gerber als Stammkraft auf der linken Verteidigerposition. Insgesamt machte der Abwehrmann – unterbrochen von einem Ermüdungsbruch im rechten Mittelfuß im Frühjahr 2005 – zunächst unter Felix Magath und danach unter dem Trainer Matthias Sammer 53 Bundesligaspiele (zwei Tore) für den VfB.

Lahm debütiert gegen Borussia Dortmund

Sein Debüt im VfB-Dress gab Lahm im Juli 2003. „Das war im Halbfinale des Ligapokals gegen Dortmund“, erzählte er im Frühjahr 2005. „So etwas vergisst man nicht.“ Auch wenn das Spiel 0:1 verloren ging. Trotz dieses Dämpfers war der Höhenflug des Teenagers nicht zu stoppen, weil am Beginn einer glanzvollen Karriere eben auch mal eine holprige Premiere steht. Bereits an Silvester 2004, 17 Monate nach seinem Einstand, hatte sich Lahm im Raketentempo bis an die Spitze gespielt. Vom Drittligaakteur war er zum A-Nationalspieler gereift. 15 Länderspiele stehen für den 1,70 Meter kleinen Abwehrspieler in seiner Stuttgarter Zeit zu Buche. Sein erstes A-Länderspiel absolvierte Lahm am 18. Februar 2004 in Split gegen Kroatien (2:1). Sofort avancierte er zum Stammspieler auf der Position des linken Verteidigers und bestritt im Kalenderjahr 2004 insgesamt 15 von 16 möglichen Länderspielen, darunter auch alle drei Partien bei der Europameisterschaft in Portugal.

Als Philipp Lahm am 14. Mai 2005 zum letzten Mal im VfB-Dress auflief, da war das am vorletzten Bundesligaspieltag beim 2:0-Sieg beim VfL Bochum. Das Saisonfinale im Daimlerstadion gegen den FC Bayern verpasste er dagegen. Denn fünf Tage vor dem Spiel knickte Lahm im Training um und zog sich einen Kreuzbandriss zu. Mit der Ausleihe hatte der Rekordmeister trotzdem alles richtig gemacht: Als Talent hatten die Bayern Lahm zum VfB geschickt, als Nationalspieler bekamen sie ihn zurück. Da war er gerade mal 21 Jahre jung, sollte seinen Kreuzbandriss bis zum November vollständig auskuriert und so noch 500 Pflichtspiele für die Münchener vor sich haben.