Mitten auf dem Hudson soll eine grüne Oase entstehen. 130 Millionen Dollar soll das Projekt kosten. Die Stadt und der Staat New York tragen 35 Millionen Dollar dazu bei – der Rest wird durch private Gelder finanziert. Nicht allen gefällt das Projekt.

New York - Auf Manhattans Straßen kann man schon mal Platzangst kriegen. Kein Wunder, dass das Leben zwischen Hudson und East River immer mehr auf Stege und lange Piers drängt. Was aber jetzt auf dem Wasser geplant wird, ist selbst für New York City eine große Nummer: Mitten im Hudson soll ein 11 000 Quadratmeter großer Park gebaut werden, mit Wiesen, Hügeln, verschlungenen Wegen und einer Konzertbühne.

 

130 Millionen Dollar soll das Projekt kosten. Die Stadt und der Staat New York tragen 35 Millionen Dollar dazu bei. Der Großteil des Geldes kommt jedoch von der Modedesignerin Diane von Fürstenberg und dem Medienmogul Barry Diller – die beiden sind seit 2001 verheiratet. Diller möchte den schwimmenden Park direkt gegenüber von seinem Firmensitz setzen lassen. Wo jetzt der 100 Jahre alte Pier 54 vor sich hin modert, soll „Pier 55“ – so der Projektname – Flaneuren und Büroangestellten des neuen Geschäftsviertels im westlichen Chelsea die Gelegenheit geben, die Seele baumeln zu lassen.  

Ein Ensemble modernster Architektur

Der Park soll ein weiterer Baustein in der fast abgeschlossenen Revitalisierung des lange Zeit brach liegenden Flussufers und des angrenzenden alten Hafen- und Lagerhallen-Bezirks sein. Der Meatpacking-Distrikt, wo einst Rinderhälften verarbeitet und verschifft wurden, ist schon lange ein luxuriöser Shopping- und Ausgehbezirk. In den kommerziellen Gebäuden zur Flussseite sitzen junge IT-Firmen. Dort verlaufen auch die in einen Park umgewandelten Hochbahngleise der High-Line, die täglich Zehntausende Touristen anlockt. Rund herum ist in den vergangenen Jahren ein Ensemble der modernsten Architektur entstanden, die Manhattan heute vorzuweisen hat, darunter das neue Whitney Museum von Renzo Piano.  

In diesem neuen Biotop für die stilbewusste Jungprofessionellen-Klasse waren die verfallenen Piers, an denen einst die Atlantikdampfer andockten, ein Fremdkörper. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in die neue Landschaft integriert werden, wie bereits etwas weiter nördlich geschehen mit den Chelsea Piers, die ein hochmodernes Sportzentrum beheimaten. Es fehlte bisher nur das Geld. Entsprechend willkommen war Dillers Enthusiasmus für die Uferentwicklung. Sowohl der Gouverneur Andrew Cuomo als auch der Bürgermeister Bill de Blasio lobten dessen Bürgersinn bei der Präsentation des Plans. Diana Taylor, die Vorsitzende des Hudson River Park Trust, der die Bebauung des Flussufers übersieht, bezeichnete den Plan als „etwas Wundervolles für die Öffentlichkeit“.

Kritik am „Milliardärs-Park“

 Doch nicht alle New Yorker sind begeistert. So schrieb der Journalist David Callahan, der sich mit Philantropie-Themen beschäftigt, in der New York Times einen Leitartikel, in dem er den „Milliardärs-Park“ beklagt. Der Park, so Callahan, sei ein „weiteres Beispiel dafür, wie eine ausgehöhlte öffentliche Hand immer mehr die Zügel aus der Hand gibt und zentrale Funktionen des amerikanischen Lebens an den privaten Sektor übergibt“.   Der Park im Hudson treibt laut Callahan und anderen Kritikern eine bedenkliche Entwicklung in New York und anderen US-Städten auf die Spitze. Immer mehr öffentlicher Raum werde privatisiert oder teilprivatisiert.  

In New York begann diese Entwicklung in den 80er Jahren, als viele Parks von Obdachlosen und Drogenkonsumenten bevölkert waren. Viele Bürger trauten sich nach Dunkelheit nicht mehr heraus. Daraufhin schlossen sich Kommunen und ortsansässige Unternehmen zu sogenannten Business Improvement Districts zusammen. Sie ließen die Parks räumen und lassen sie seitdem überwachen.   Das Vorgehen trug zur Revitalisierung ganzer Nachbarschaften bei, trieb aber auch Grundstückspreise in die Höhe. Im Meatpacking Distrikt ist die Gentrifizierung zwar längst abgeschlossen.   Insofern ist der Park, wie Callahan bemerkt, nur eine weitere Verschönerungsmaßnahme einer Gegend, die ohnehin schon ein Spielplatz der Wohlhabenden ist.   „Für gewöhnliche New Yorker hat der Park, in dem man nicht mal Baseball spielen kann, keinen Nutzen“, schreibt Callahan weiter.   Auf der anderen Seite benötigten Parks in ärmeren Wohngebieten wie Harlem dringend der Sanierung. Doch dafür steht kein privates Geld zur Verfügung, da muss die Stadt selbst sehen, wie sie zurecht kommt.