Am Stuttgarter Flughafen sind 48 Flüge von dem Pilotenstreik bei Eurowings betroffen. Erst Sonntag erhielten die Passagiere die Nachricht, ob sie abheben können oder nicht. Nicht alle haben Verständnis für das Vorgehen der Gewerkschaft.

Schon seit Monaten freuen sich Rosemarie und Reinhard Mattl aus Esslingen darauf, ein paar Tage lang die portugiesische Sonne zu genießen. „Wir haben Mietwagen und Hotel schon vor langem gebucht. Wir wären schon sehr enttäuscht gewesen, wenn wir die Reise kurzfristig hätten absagen müssen“, sagt Reinhard Mattl am Montag auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle. „Meine Cousine lebt in Faro, die Reise haben wir uns zu meinem 70. Geburtstag gegönnt“, ergänzt seine Frau. Dementsprechend beunruhigt war das Paar, als es erfuhr, dass von Montag bis Mittwoch die Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings erneut in den Streik gehen. Erst Sonntag um 6 Uhr bekamen die Reisenden die Bestätigung, ob sie in den Urlaub abheben können oder nicht.

 

Am Stuttgarter Flughafen wurden 48 Flüge gestrichen

„Wir waren am Sonntag schon um 5 Uhr wach und haben auf die Nachricht gewartet,“ erzählt Rosemarie Mattl. Das Esslinger Ehepaar hatte Glück. Ihr Flug war von dem Streik nicht betroffen. Allerdings hätten sie auf die Zitterpartie vor der Reise gerne verzichtet. So wie ihnen geht es diese Woche vielen. Die Airline hat die Hälfte ihrer Flüge abgesagt, deutschlandweit waren das einige Hundert. Am Stuttgarter Flughafen wurden 48 Flüge gestrichen, darunter der Flug nach Berlin-Brandenburg am Montag um 16.05 Uhr und die Verbindung nach London um 17.15 Uhr. Statt des eigentlich gebuchten Flugs konnte die Airline einigen Passagieren anbieten, schon Sonntagabend zu fliegen, viele gingen jedoch leer aus.

Schlechter Zeitpunkt für den Streik

Mit dem Streik will die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VG) längere Ruhezeiten und kürzere Einsätze für die Piloten durchsetzen, das Management hält die Forderungen für überzogen und befürchtet einen Schaden im Bereich einer zweistelligen Millionen-Euro-Summe. „Der Zeitpunkt des Streiks ist schon ungeschickt,“ echauffiert sich ein Familienvater aus Niedersachsen, wo gerade Herbstferien sind. Weil der Flug ab Stuttgart am günstigsten war, ist die Familie aus Oldenburg mit dem Auto angereist, um anschließend ins Flugzeug umzusteigen.

Am 6. Oktober hatte die VG schon einmal zum Streik aufgerufen, auch zu diesem Zeitpunkt mussten rund die Hälfte aller Flüge annulliert werden. Die meisten Kunden hatten sich bei dem jetzigen Streik wohl frühzeitig auf die Ausfälle eingestellt, weshalb an diesem Montagnachmittag gähnende Leere am Terminal 1 des Flughafens herrschte, wo sich die Schalter der auf Kurz- und Mittelstrecken spezialisierten Airline befinden.

Lehrerin aus Stuttgart zeigt sich solidarisch

Viele Passagiere zeigen sich trotz der Unwägbarkeiten gelassen. „Ich finde den Streik legitim“, äußert eine Lehrerin aus dem Stuttgarter Raum mit Surfboard unter dem Arm Verständnis. „Ich bin nicht verbeamtet, sondern an einer Privatschule angestellt. Dort konnten wir durch einen Streik vor ein paar Jahren für eine deutliche Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen sorgen“, zeigt sie sich solidarisch.