Madeleine Launer aus Stuttgart-Plieningen ist Pilotin. Als Frau und mit gerade einmal 30 Jahren ist sie in ihrem Beruf eine Rarität. Über die Frauenquote in der Branche hat sie sogar ihre Abschlussarbeit geschrieben.

Plieningen/Stuttgart - Einmal wollten Passagiere vor dem Flugzeug mit ihr Fotos machen. „Die fanden es total cool, dass sie von einer jungen Frau geflogen werden“, sagt Madeleine Launer. „Andere Kunden fragen: ‚Was, Sie sind die Kapitänin?‘ – und sind überrascht, aber negative Reaktionen habe ich noch nie bekommen.“ Sie ist eine Ausnahme in einer männerdominierten Berufssparte. Bei Airlines sind nur etwa sechs Prozent der Piloten weiblich.

 

Madeleine Launer aus Plieningen arbeitet in der sogenannten Business Aviation, in der der Frauenanteil etwas, aber nicht deutlich höher ist. Die 30-Jährige hat neben dem Beruf ihren Bachelorabschluss in Aviation Management gemacht und ihre Abschlussarbeit der Frauenquote im Cockpit gewidmet. „Der Anteil ist immer noch sehr niedrig, aber er wird größer, wir sind auf jeden Fall auf dem Vormarsch.“

Sie hatte nie einen Plan B neben der Fliegerei

Warum sich insgesamt sehr wenige Frauen für „die Fliegerei“ – wie Madeleine Launer liebevoll sagt – entscheiden, ist ihr klar: „Es ist sehr schwer mit Familie und Sozialleben vereinbar.“ Auch bei ihr seien einige Freundschaften zerbrochen, weil sie so viel unterwegs war. Trotzdem gab es bei ihr nie einen Plan B. Sie ist in Friedrichshafen aufgewachsen, wo sie oft mit ihrer Familie am Flughafen spazieren gegangen sei. Seitdem wollte sie nur eines: ins Cockpit. Eine Ausbildung bei einer Airline ist aber schwer zu bekommen, also entschied sie sich für eine private Flugschule und kam so nach Stuttgart. Nun, etwa zehn Jahre später, fliegt sie Geschäftsleute, Privatpersonen, Musiker und manchmal auch Hollywood-Größen hin und her. Namen von bekannten Passagieren darf sie nicht nennen, sie seien aber eher die Ausnahme. „Das ist schon etwas Besonderes und macht den Job immer wieder aufregend“, sagt die Plieningerin.

Das Fliegen in der Business Aviation vergleicht Launer mit Taxifahren. Im Gegensatz zu einer normalen Airline werden die Passagiere am Eingang des Flughafens abgeholt, zum Flugzeug begleitet und am Ziel mit Taxi oder Mietwagen versorgt. Will ein Fluggast etwa von London nach Mallorca reisen, kann es sein, dass Madeleine Launer alleine von Stuttgart nach London fliegt und erst dort jemanden einsammelt. Auf ihrem Dienstplan sieht sie nur, wann sie fliegt, nicht aber, ob sie abends wieder in Plieningen ankommt oder auswärts schläft. „Ich nehme immer meinen Koffer mit und habe zu Hause auch einen gepackten Koffer stehen, falls ich spontan losmuss“, erzählt sie.

Sogar das Catering der Gäste liegt ein stückweit in ihrer Hand

Nach der Ausbildung ist sie zufällig in der Business Aviation gelandet, weil die Stellen bei Airlines knapp waren. Für sie war das genau das Richtige: Nach nur fünf Jahren als Co-Pilotin ist sie „nach links gerutscht“, durfte das Kommando übernehmen. „Bei einer Airline bekommt man das Flugzeug fertig hingestellt, setzt sich rein, fliegt und gibt das Flugzeug so wieder ab, aber wir haben viel mehr Aufgaben außenrum“, sagt sie. So ist sie als Kapitänin dafür verantwortlich, die Technik zu kontrollieren, den Ölstand zu prüfen und die Passagiere zum Flugzeug zu bringen. Sogar das Catering für die Gäste liegt ein stückweit in ihrer Hand. Außerdem sind die Flüge selbst meist kürzer als bei Airlines. „Ich bin gerade erst von Lanzarote nach Wien geflogen, das waren vier Stunden 19, und das war mir schon zu lang, so lange kann ich gar nicht sitzen“, sagt sie und lacht. Deshalb schätze sie die sonst so kurzen Flüge in der Business Aviation.

Madeleine Launer hat übrigens nicht nur ihr berufliches Glück im Cockpit gefunden, sondern auch ihren Mann. Tobias Launer fliegt heute nicht mehr in der Business Aviation, sondern bei einer Airline, was den beiden mehr gemeinsame Zeit zu Hause verschafft, weil er fast immer abends wieder in Stuttgart landet. „Nur ich bin jetzt noch der variierende Part“, sagt Madeleine Launer. Mal sehen, wie lange das noch so bleibt: „Kinder wünschen wir uns schon“, sagt sie, „und ich wäre auch bereit, dafür von der Fliegerei ein bisschen zurückzutreten“. Zu einer Airline will sie aber nicht wechseln, da kommen eher Tagesflüge in der Business Aviation in Frage. Launer ist zuversichtlich, dass sie ihren Traumberuf mit einer Familie vereinbaren kann: „Bei uns gibt es auch einige Mütter, die fliegen.“