In Berlin können vom kommenden Frühjahr an per Smartphone-App Mercedes-Vans gebucht werden, die einen Mitfahr-Service anbieten. Damit soll der öffentliche Nahverkehr ergänzt werden.

Stuttgart - Vor einem Monat hat der Autoriese Daimler mit dem US-Start-up Via das Gemeinschaftsunternehmen Via Van gegründet. Nun hat Via Van sein erstes Pilotprojekt vereinbart. Gemeinsam mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) soll im nächsten Frühjahr ein digitaler Mitfahr-Service in der Hauptstadt eingeführt werden. Das Netz der Stationen umfasst sowohl die bisherigen Haltestellen der BVG, als auch weitere virtuelle Stationen, zum Beispiel an Kreuzungen. Die Algorithmen der Via-Software berechnen, welche Fahrten sich ohne nennenswerte Umwege bündeln lassen. Die Kunden bestellen das Fahrzeug per App. Für dieses Angebot wurde ein spezieller digitaler Tarif entwickelt, der aus einem Grundpreis und einer entfernungsabhängigen Zuschlag besteht. Die Fahrtkosten sollen zwischen dem Tarif des öffentlichen Nahverkehrs und dem Preis einer Taxifahrt liegen.

 

„Die neue Mobilitätsdienstleistung ergänzt den öffentlichen Nahverkehr in Berlin und verringert zugleich die Verkehrsbelastung in der City“, sagt Volker Mornhinweg, der Chef der Transportersparte von Daimler. Das Joint-Venture liefert in Berlin alles aus einer Hand: die Technologieplattform, über die der Service abgewickelt und abgerechnet wird und die Fahrzeuge mitsamt Fahrern. Die Fahrer haben nach Angaben einer Daimler-Sprecherin einen Führerschein zur Personenbeförderung („P-Schein“).

Teurer als der Bus, aber billiger als ein Taxi

In den USA ist die Technologie von Via schon seit vier Jahren im Einsatz. Schwerpunkte sind New York, Washington und Chicago. Jeden Monat werden nach Angaben von Daimler derzeit mehr als 1,5 Millionen Mitfahrten geordert. Früher wurden Geländewagen und Limousinen verschiedener Hersteller eingesetzt, seit dem letzten Jahr werden verstärkt Mercedes-Vans genutzt. Dies hat sich laut Mornhinweg sowohl positiv für den Betreiber als auch für die Umwelt ausgewirkt. „Früher waren es im Schnitt zwei Kunden bei einer Fahrt, jetzt sind es durchschnittlich fünf bis sechs Kunden je Fahrt“, sagt der Manager. In Berlin sollen sowohl die Mercedes-Vans Vito und V-Klasse mit bis zu acht Sitzen sowie die Elektrovariante der B-Klasse von Mercedes-Benz mit vier Sitzen auf die Straße kommen. Vom nächsten Sommer an soll auch der elektrische Vito in die Flotte aufgenommen werden, die von 50 auf 200 Fahrzeuge wachsen soll. Das Gemeinschaftsunternehmen verhandelt laut Mornhinweg mit weiteren Städten über die Einführung dieses neuen Angebots. Das Interesse sei groß. „In London sind wir schon sehr weit“, sagt der Daimler-Manager. Hier warte man auf die finale Genehmigung.

Der Autokonzern fährt bei den neuen Mobilitätsdiensten mehrgleisig. In Stuttgart lief vor kurzem die Testphase eines ähnlichen Projekts, bei dem aber nicht Via Van, sondern die Daimler-Tochter Moovel und die SSB Partner sind. Der VW-Konzern will Ende nächsten Jahres einen Mitfahr-Service zunächst in Hamburg und danach in weiteren Städten einführen.

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