Pilzsammler können sich in diesem Jahr über reiche Beute freuen. Doch welche Pilze abseits von Marone, Steinpilz und Co. sind essbar – und welche nicht? Unsere Bildergalerie zeigt Beispiele aus einer Ausstellung in Großerlach.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Großerlach - Steinpilz, Pfifferling und Fliegenpilz – diese Sorten kennt wohl jeder. Aber wie sieht es mit dem Schleimigen Schüppling, der Herkules-Keule oder dem Habichtspilz aus? Wie vielfältig die Welt der Pilze ist, hat am Wochenende eine Ausstellung in Großerlach gezeigt. Präsentiert von der Gemeinde, in Kooperation mit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald und der Gesellschaft für Mykologie (Pilzkunde), waren die in der Schwalbenflughalle aufgestellten Tische voll mit richtigen Prachtexemplaren.

 

Im vergangenen Jahr war die Ausstellung ausgefallen: Der Sommer 2018 war einfach zu trocken für die feuchtigkeitsliebenden Pilze. Bis diese sich von einer solchen Dürre erholt haben, vergehe einige Zeit, erklärte die Naturparkführerin Beate Siegel: „Bis sie wieder einen Fruchtkörper bilden, dauert es eine Weile. Der ist für die Pilze sozusagen Luxus.“ In diesem Jahr gehen die Pilze wieder in die Vollen. Das Wetter der vergangenen vier Wochen war für sie ideal: nass und nicht zu warm. „So große Herbstlorcheln habe ich noch nie gesehen“, freut sich Siegel angesichts einiger armdicken Gewächse.

Maronenröhrlinge enthalten oft Schwermetalle

Die Pilzexperten hatten am Rande der Ausstellung jede Menge zu tun: Pilzsammler brachten körbeweise Beute zur Ausstellung, um sie identifizieren zu lassen. „Wir haben heute bestimmt schon 40 Pilzberatungen durchgeführt“, sagte Siegel am Samstagnachmittag. Auch einen Geigerzähler hatte Beate Siegel dabei – „spaßeshalber“, betont sie. Denn im Gegensatz zu Pilzen aus vielen anderen Gegenden, etwa dem Alpenrand oder dem Bayerischen Wald, hätten die hiesigen Gewächse bei der Katastrophe von Tschernobyl keine radioaktive Strahlung abbekommen. Acht geben müsse man hier wegen einer anderen Belastung: „Maronenröhrlinge sind anfällig für Schwermetalle. Von denen sollte man daher nicht zu viele essen.“

Zu erkennen, welche Pilze ein Hochgenuss sind und welche hochgiftig, ist gar nicht so einfach. Zumal man nicht nach der Farbe gehen könne, betont Siegel. Den „Grünen Knobli“ – ihr Kosename für den tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz – erkenne man eher an der Knolle unten am Stiel. „50 Gramm davon reichen aus, um einen Erwachsenen zu töten“, warnt Siegel. Es könne sogar schon heikel sein, wenn sich ein paar Lamellen eines irrtümlich gesammelten „Knoblis“ noch an den restlichen Pilzen im Korb befänden.

Pilze lassen sich auch zuhause züchten

„Bei uns im Schwäbisch-Fränkischen Wald gibt es eine größere Vielfalt an Pilzen als anderswo“, erklärte der Naturparkführer Manfred Krautter. „Das liegt am Keupergestein – die Vielfalt der Geologie spiegelt sich bei den Pilzen wieder.“ Im Schwarzwald oder dem Bayerischen Wald seien die Böden viel einheitlicher – und damit auch das, was Pilzfreunde an Ausbeute aus dem Wald mitbringen können.

Wem all die Sammelei zu heikel oder schlicht zu anstrengend ist, kann einige Arten von Pilzen auch selbst züchten. Wie das funktioniert, zeigte die Ausstellung ebenfalls: Im Handel erhältlich sind Pilzkulturen, die in großen Kartons oder quasi blockweise, inklusive einer Nährsubstanz, geliefert werden. Genügend Feuchtigkeit und den richtigen, schattigen und windgeschützten Standort vorausgesetzt, sprießen die ersten Shitake, Kräuterseitlinge oder Parasolpilze schon nach ein paar Wochen. Das funktioniert im Gewächshaus, im Garten, im Keller – und sogar im Wohnzimmer.

Tipps zum Pilzesammeln:

Achtung Gift:„Unter den Pilzen mit Lamellen finden sich viele tödlich giftige Pilzarten“, erklärt Beate Siegel – zum Beispiel die Knollenblätterpilze. Für Anfänger gelte daher: Lieber Röhrenpilze sammeln als Lamellenpilze. Wer einen Pilz nicht einwandfrei bestimmen kann, sollte ihn besser stehen lassen – oder nur wenige davon mitnehmen, um sie einem Experten zu zeigen.

Fundorte:

Manche Pilzsammler mögen ihre Lieblingsstellen für sich behalten – dabei sei das gar nicht nötig, meint Manfred Krautter. Er empfiehlt, vor allem unberührte Stellen im Wald aufzusuchen. „Wenn im Jahr zuvor der Forst mit dem Vollernter durchgefahren ist, macht die Suche keinen Sinn mehr.“ Auch lohne es sich, auf die Bäume zu achten. Viele Pilzsorten – etwa der Fichtensteinpilz – gehen Symbiosen mit bestimmten Baumarten ein.

Beratung:

In der Touristinfo im Naturparkzentrum Murrhardt, Marktplatz 8, finden bis zum 27. Oktober immer sonntags von 16 bis 18 Uhr Pilzberatungen statt. Wer sich unsicher ist, was er gesammelt hat, kann (und sollte) seine Funde hier identifizieren lassen.