Jetzt ist die Zeit der Pilzesammler. Doch Vorsicht: Wer sich an den reich gedeckten Tisch des Waldes setzt, sollte auch die gängigsten Speisepilze bestimmen können. Sonst droht Gefahr.

Herbstzeit ist Pilzzeit. Das stimmt zwar nicht ganz, denn den Pfifferling drückt es bereits im Sommer aus der Erdkrume. Aber so richtig pilzig riecht es im Wald erst jetzt – vor allem nach den ergiebigen Regengüssen der letzten Wochen. Des einen Leid ist des anderen Freud.

 

Das Pilzwetter mit seinen zugleich milden Temperaturen sorgt für einen reich gedeckten Tisch in Wald und auch Flur. Nicht nur Wiesenchampignons wachsen dort. Auch der Parasolpilz steht gern auf der Wiese. Am Sonntag fand der Autor dieser Zeilen gleich fünf große Schirme dort. Als Tellerschnitzel zubereitet machten sie vier hungrige Mäuler satt. Der Zufallsfund wurde noch von einem halben Dutzend Wiesenchampignons nebenan gekrönt, die am nächsten Tag eine asiatische Soße bereicherten.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Wiesenchampignons werden leider auch häufig mit den giftigen Knollenblätterpilzen verwechselt. Daher sollte man wissen, dass Champignons an der Stilbasis nie eine Knolle besitzen. Wenn der vermeintliche Champignon nicht nach Anis, sondern unangenehm riecht oder sich am Stil gelb oder rot verfärbt, so ist der Pilz giftig.

Wer auf Nummer sicher gehen will bei seiner privaten Pilzexkursion, sammelt nur die Pilze, die er zweifelsfrei bestimmen kann oder geht zu einer Pilzberatung. Ein halbes Dutzend leckerer Speisepilze sind auch sehr einfach zu bestimmen. Dazu gehören Pfifferling, Parasolpilz, Maronenröhrling, Rotfußröhrling und Steinpilz, aber auch Violetter Lacktrichterling. Wer nur ihm bekannte Esspilze sammelt, schont zugleich die Pilzgesellschaft im Wald, weshalb nur für den Eigenbedarf gesammelt werden darf. Die Menge variiert zwischen 500 Gramm bis zwei Kilo pro Tag und Person.

Ohne Biologiestudium braucht es für Einsteiger professionelle Unterstützung. Die gibt es vor Ort. Das Vogel- und Naturschutzzentrum Sindelfingen (VIZ) hat schon viele Pilzexkursionen angeboten unter Leitung des Pilzsachverständigen Andreas Hohmann. Zu Beginn hält Hohmann einen Einführungsvortrag. Daran schließt sich eine gut zweistündige Exkursion in den benachbarten Wald an. Auch der Stadtteilarbeitskreis Rauher Kapf in Böblingen hatte bereits Pilzführungen im Programm, die gut besucht waren. Seinerzeit standen bei Heidrun Zweygart immer wieder Pilzesammler vor Tür, damit sie die Exemplare bestimmt. Allerdings musste die ehrenamtliche Stadtteilarbeiterin die Leute an Lothar und Marietta Steinbrecher verweisen, die auch die Führungen veranstalteten. „Lothar Steinbrecher wird sogar vom Zentralen Pilznotfalldienst zurate gezogen, wenn Vergiftungen vorliegen“, weiß Heidrun Zweygart.

Montags Pilzbestimmung in der Markthalle in Stuttgart

Seit mehr als 40 Jahren bietet der Verein der Pilzfreunde Stuttgart öffentliche Pilzberatungen in der Markthalle in Stuttgart an. Die Vereinsmitglieder, die hier beraten, sind allesamt Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Die öffentliche Pilzberatung ist kostenlos und wird vom letzten Montag im August bis einschließlich erstem Montag im November jeweils montags von 16.30 bis 18 Uhr in der Markthalle in Stuttgart beim Ceres-Brunnen abgehalten. Einige Regeln sind dabei zu beachten: Nur ganze Pilze sind bestimmbar, bei abgeschnittenen Pilzen fehlt oft ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Alte, vergammelte und auch ganz kleine Pilze besser im Wald stehenlassen. Nur ein bis zwei Exemplare von Pilzen einer Art, die der Sammler nicht kennt, mitbringen und nicht einen ganzen Korb voller Pilze.