In Stuttgart ist die Pinsa-Manufaktur, obwohl noch relativ jung, eine feste Größe. Nun hat der Wirt auch ein Restaurant in Ludwigsburg. Es dürfte nicht das Letzte in der Region bleiben.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Während viele Wirte sich in der Coronakrise Sorgen um ihr Geschäft machten, hat Bessem Lamari quasi auf Angriff geschaltet – und sein Geschäft ausgeweitet. Der 34-Jährige hatte vor gut zwei Jahren die Pinsa-Manufaktur in Stuttgart eröffnet, seit Ende Juli hat er einen zweiten Laden in der Ludwigsburger Seestraße. Gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer hat der Gastronom ordentlich rangeklotzt und die Räume, die einst einen Klamottenladen und zuletzt zwei Bars unterschiedlicher Betreiber beheimateten, komplett entkernt und neu gestaltet.

 

„Wir haben das Beste draus gemacht“, sagt Lamari bescheiden. Aber es habe doch einiges an Schweiß und vor allem Zeit gebraucht. Gelohnt hat sich das allemal, stilvoll ist es geworden, mit samtbezogenen Stühlen, grünen Kacheln und Holzverkleidung an den Wänden. Wer möchte, kann am Fenster sitzen und diejenigen, die draußen vorbei bummeln, beobachten. Auch die Bar ist standesgemäß. Am Konzept selbst hat Lamari nicht viel geändert, musste er auch nicht – es spricht für sich.

72 Stunden Zeit bekommt der Pinsa-Teig

Aus Weizen-, Soja-, Reismehl und Sauerteig entsteht der Teig für die Ur-Pizza, wie die Pinsa romana häufig beschrieben wird. Neben den Zutaten ist Zeit der entscheidende Faktor. 72 Stunden muss der Teig gehen, damit er nach dem Backen knusprig und fluffig zugleich ist. Ein Plus des Gerichts, dessen Wurzeln angeblich bis ins antike Rom reichen, sollen: es ist besser bekömmlich als herkömmliche Pizza.

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Pinsa, findet Lamari, sei „immer noch ein Hype“. Dass die Leute tatsächlich darauf abfahren, zeigt die Resonanz in den ersten Wochen seit der Eröffnung in der Barockstadt. Er habe inzwischen zwar gemerkt, dass ihm das Gastronomendasein ganz gut liege, aber der Erfolg sei in erster Linie dem Produkt geschuldet. Bei einem Urlaub in Rom entdeckte er den Gaumenschmaus, nahm dann Kontakt zu der Familie auf, die die Pinsa wiederentdeckt hatte und zu neuer Beliebtheit verhalf. Lamari ist deshalb auch offizieller Handelsvertreter der modernen Pinsa in Deutschland. Was ihm an Pinsa so gefällt: Es ist für jeden etwas dabei. Die Fladen gibt es mit klassischen Pizzabelägen wie Margherita, Schinken und Pilze oder Salami, auf ihnen landet aber auch ausgefallenes wie Pastrami, es gibt sie in süßen und veganen Varianten – beispielsweise mit veganer Bolognese oder gegrilltem Gemüse.

Wo eröffnet die nächste Pinsa-Manufaktur?

Dass Bessem Lamari ausgerechnet die Ludwigsburger mit seinen Kreationen beglückt, ist insofern kein Zufall, als er den Landkreis kennt. Er kommt aus Stuttgart-Weilimdorf, seine Eltern hatten erst ein Hotel in Gerlingen und später ein Restaurant. An die Fläche in der Seestraße kam Lamari, der nebenher auch eine Eventagentur betreibt, über seinen Bierlieferanten. Dieser hatte schon seine Vorgänger beliefert und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass diese den Laden gerne abgeben würden. Lamari stellte sich vor, dann dauerte es eine ganze Weile, bis sich wieder jemand bei ihm meldete – und dann ging alles ganz schnell.

Die Filiale in Ludwigsburg soll nicht die einzige Pinsa-Manufaktur in der Region bleiben. In der Stuttgarter Innenstadt gibt es bereits Pläne für eine weitere, auch Esslingen und Böblingen hat Lamari für Franchisefilialen ins Auge gefasst.