Muss man sich anpassen, um im politischen System erfolgreich zu sein?
Die Frage, wie man eine andere Politik durchsetzt, ignoriert meiner Meinung nach oft, das man in der Wahl der Mittel nicht frei ist. Wir haben im Moment ein politisches System, das ohne wesentliche Bürgerbeteiligungselemente funktioniert. Wenn man hier etwas verändern möchte, muss man ja erstmal in dem System wirkmächtig werden. Und das geht nicht, indem man in Fundamentalopposition geht, weil man dann eben nichts bewegt.

Sind sie über das, was man als Oppositionspolitiker erreichen kann, desillusioniert?
Ich bin überrascht darüber, mit welcher Härte die Koalition nicht mit der Opposition zusammenarbeitet. Dass man nicht das Programm der Piraten übernimmt, ist ja klar. Aber ich hab das Gefühl, dass die Koalition ihre Arbeit auch darauf ausrichtet, die Opposition permanent zu demütigen, auch auf einer persönlichen Ebene.

Enttäuscht es Sie, dass es die strukturell linke Opposition aus Grünen, Linkspartei und Piraten es nicht schafft, gemeinsam zu agieren und die große Koalition unter Druck zu bringen?
Das ist enttäuschend, aber war absehbar. Die Linke in Berlin muss sich nach zehn Jahren an der Regierung erstmal sortieren. Die Grünen waren über diese Jahre die einzige wirklich linke Oppositionspartei in diesem Parlament zwischen CDU und FDP. Da ist noch nicht die Erkenntnis eingekehrt, dass man zusammenarbeiten kann. Und wir Piraten haben es bisher nicht geschafft, auf Linke und Grüne zuzugehen und für eine Zusammenarbeit zu werben.

Warum haben Sie das nicht geschafft?
Es ging bisher einfach unter. Ich glaube aber, dass diese Opposition gar nicht darum herumkommt, zusammenzuarbeiten. Denn es ist doch ein lohnendes Ziel für 2016, dass Linke, Grüne und Piraten es schaffen, im Wahlkampf gemeinsam eine Machtoption zu skizzieren – ganz ohne CDU und SPD.