Sind Sie der Ansicht: Die Piraten machen keine Fehler?
Natürlich machen wir Fehler. Das fängt bei der Außendarstellung an. Die Piratenpartei wird auf Bundesebene so behandelt wie eine Partei, die im Bundestag vertreten ist. Wir haben aber nicht den entsprechenden Apparat dafür, weil wir versäumt haben, die Parteistruktur entsprechen zu verändern. Ein weiteres Problem ist die Bedeutungsfalle. Es gibt Kollegen, die glauben, das Interesse gelte ihnen persönlich, weil sie so tolle Typen sind. Das ist ein Irrtum. Man sollte die Öffentlichkeit, die man hat, mit einer gewissen Demut annehmen. Jeder, der in der Öffentlichkeit steht, hat auch eine Verantwortung – und nicht alle meine Kollegen fragen sich, ob man jede Situation zwingend eskalieren muss.

Ein Beispiel?
Wenn ein Beisitzer zum Beispiel zurücktritt, weil er mit dem politischen Geschäftsführer Johannes Ponader nicht klar kommt, ist das zu respektieren. Aber eine solche Ankündigung mit einer Rücktrittsforderung gegen Ponader zur verknüpfen, das ist nicht sehr verantwortungsvoll. Jeder ist doch selbst in der Lage, die Wahrnehmung der eigenen Person in der Öffentlichkeit zu steuern. Jeder kann sich doch entsprechend verhalten.

Wenn Sie in Niedersachsen nicht den Landtag erreichen, welche Konsequenzen ziehen sie daraus?
Vor der Bundestagswahl müssen wir einfach unsere Strukturen so professionalisieren, dass wir kampagnenfähig sind. Dazu gehört die Fähigkeit, sich abzusprechen und die, gut nach außen zu kommunizieren.

Da haben Sie aber ein Problem: die Bundestagswahl ist in elf Monaten und es zeichnet sich nicht ab, dass die Piraten ihre Strukturen irgendwie verbessern, oder?
Da sind wir uns leider einig. Ich sage seit 2009, dass wir da besser werden müssen. Jedes Mal, wenn ich das sage, werde ich gescholten.

Was passiert, wenn die Piraten nicht in den Bundestag kommen: War es das dann?
Nein. Die Anliegen der Piratenpartei sind ja noch nicht ansatzweise verhandelt. Themen wie Bürgerbeteiligung, das Grundeinkommen, Transparenz. Wenn wir nicht in den Bundestag einziehen sollten, dann ist die kritische Masse in der Bevölkerung, die diese Themen für wichtig hält, groß genug, um über die nächsten vier Jahre hinwegzutragen. Im übrigen dümpeln wir ja nicht bei zwei Prozent vor uns hin, sondern wir haben eine faire Chance, mit harter Arbeit im Wahlkampf in den Bundestag zu kommen.