Die Veröffentlichung wird ungeduldig erwartet – obwohl sich der Pirelli-Kalender seit einigen Jahren weit züchtiger gibt. Seinen Nimbus konnte er sich trotzdem erhalten.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart - In den 1990ern war die Welt eine ziemlich andere: Damals räkelten sich für den Pirelli-Kalender Supermodels wie Naomi Campbell, Cindy Crawford oder Eva Herzigova leicht bis überhaupt nicht bekleidet vor der Kamera. Kunst war das auch damals schon – schließlich drückten Fotografie-Ikonen wie Helmut Newton oder Annie Leibovitz auf den Auslöser –, nur eben ziemlich nackige.

 

Von diesem Prinzip ist Pirelli abgekommen. Nicht erst seit vermehrten Sexismus-Debatten, sondern schon seit einigen Jahren. Damit war der italienische Reifenhersteller Vorreiter, in einer Zeit, in der, bei den Jungbauern angefangen, praktisch jeder auf Kalender mit neckischen Pin-up-Motiven setzte. Manch ein Kunde konnte diesem Umschwenken vermutlich erst einmal wenig abgewinnen.

„Es gibt eine Julia in jeder Frau“

Für die 2020er-Ausgabe des Pirelli konnte Starfotograf Paolo Roversi gewonnen werden. Der setzte seine Modelle unter dem Motto „Looking for Juliet“ ungewöhnlich in Szene: In opulenten Shakespeare-Kostümen von klassisch bis zeitgenössisch. „Es gibt eine Julia in jeder Frau“, sagte Roversi, „und ich werde nie aufhören, nach ihr zu suchen.“

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Neben den Julia-Inszenierungen finden sich Stars wie Emma Watson, Kristen Stewart oder Claire Foy aber auch ganz pur – in einer zweiten Bilderserie lichtete Roversi die Schauspielerinnen ohne Make-up ab.

Warum der Pirelli-Kalender seine Aura auch mit solchen züchtigeren Motiven behalten konnte? Es liegt vermutlich an der Exklusivität. Denn mit einer Tradition mag der Reifenhersteller nicht brechen: Den Kalender kann man nicht einfach kaufen – er ist ausgesuchten Kunden vorbehalten.