Pistorius legt Modell vor Wehrpflicht light? Auf Freiwilligkeit zu setzen, ist nicht verkehrt

Deutschland braucht mehr Soldaten – und auch Soldatinnen. Foto: dpa/Frank May

Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte ursprünglich sicher mehr im Sinn. Dennoch sind die Ideen, die er nun in der Wehrpflichtdebatte vorlegt, einen Versuch wert, kommentiert unser Korrespondent Tobias Peter.

Korrespondenten: Tobias Peter (pet)

Light-Produkte sind nicht für jeden bekömmlich. Es ist kein Geheimnis, dass Boris Pistorius gern Größeres angestoßen hätte. Doch das, was der Minister jetzt vorschlägt, ist nicht mehr als eine Wehrpflicht light. Es soll ein Fragebogen an alle 18-Jährigen versendet werden: Männer müssen, Frauen können ihn ausfüllen. Wenn so mehr junge Menschen auf die Möglichkeit eines Dienstes bei der Bundeswehr aufmerksam werden und ein Teil von ihnen gemustert wird, ist schon viel gewonnen, so die Idee. Eine Zeitenwende in der Verteidigungspolitik ist es das nicht. Es ist ein Dämpfer für Pistorius, dass der Kanzler und die SPD ihm nicht mehr Spielraum gegeben haben.

 

Eine Frage der Kosten

Doch auch wenn Light-Produkte nicht jedem schmecken, haben sie gelegentlich doch auch ihren Sinn. Die Bundeswehr hat, wie der Minister selbst sagt, nur begrenzte Kapazitäten, um auszubilden. Eine allgemeine Dienstpflicht, die vielen gesellschaftlich wünschenswert erscheint, hätte auch große Nachteile. Ganze Jahrgänge ein Jahr verspätet ins Berufsleben starten zu lassen, wäre für die Volkswirtschaft teuer und könnte in Zeiten des Fachkräftemangels eine Wachstumsbremse sein. Deshalb gibt es gute Argumente, zunächst zu versuchen, junge Menschen mit attraktiven Angeboten für die Armee zu gewinnen – sowohl zeitweise als auch dauerhaft. Da sind noch längst nicht alle Spielräume ausgereizt, wie andere Länder zeigen.

Deutschland braucht auf jeden Fall mehr Soldaten und, so ungewohnt der Gedanke für unsere über lange Zeit friedensverwöhnte Gesellschaft auch ist, gerade im Ernstfall mehr Reservisten, um kriegstüchtig zu sein. Wer verantwortlich Politik machen will, muss dieses Ziel konsequent weiterverfolgen. Wenn freiwillige Modelle nicht ausreichend funktionieren, wird die nächste Wehrpflichtdebatte kommen. Mit Sicherheit.

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