Immer wenn Straßenfest ist, schlüpft Ralf Trettner in eine spezielle Rolle. Der Bürgermeister von Pleidelsheim wird zum Bauarbeiter Schulz, der auftritt und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Auch am Samstagabend, als der Schultes das 25. Straßenfest eröffnete, mit dem Motto „Pleidelsheim ist bunt“. Da trug Trettner ein schwarzes T-Shirt mit dem Ortsschild, und eine wirklich bunte Hose - in Grün, Weiß und Rot, den Landesfarben von Ungarn. Dort liegt die der Partnerstadt Fertöszentmiklos.
Bunt war auch das Angebot der zwölf Stände, die auf dem Schulhof und vor der Friedensschule mit Getränken und Speisen lockten. Bei Sommerwetter füllte sich der Platz schon früh – auch mit Besuchern aus den Nachbargemeinden. Dabei hatten die Vorbereitungen bei Schmuddelwetter den vielen Helferinnen und Helfern Enormes abverlangt. Doch es herrschte eine heitere Stimmung.
Ralf Trettner in der Rolle des Bauarbeiters Schulz
Nach beschwingten Rhythmen einer Band von der Jugendmusikschule Freiberg/Pleidelsheim betrat Bauarbeiter Schulz alias Ralf Trettner die Bühne und sagte, was er so auf dem Herzen hatte. Neben Betrachtungen zum Ausscheiden bei der Fußball-Europameisterschaft erwähnte der Bürgermeister ein paar städtische Baustellen. Er appellierte eindringlich an seine Pleidelsheimer, weiter fleißig beim Auracher einzukaufen. „Wenn der wegginge, hätten wir keinen Supermarkt mehr, des wär a Schand!“ Beim Fassanstich musste Trettner mit einem widerspenstigen Zapfen kämpfen, bis das Bier fließen konnte.
Das Motto gefiel auch Gästen aus der Partnerstadt Fertöszentmiklos. Mark Fodroczi, Feuerwehrmann in der ungarischen Gemeinde, war nicht zum ersten Mal dabei. „Ich komme sehr gerne hierher, wir werden immer so freundlich aufgenommen,“ sagte er. Mit zwei Kollegen wollte er an den Festtagen neue Kontakte knüpfen und alte pflegen.
Für Farbe und ein interessantes Getränkeangebot – stark nachgefragt am Sonntag: der Eiskaffee – sorgten die Pleidelsheimer Landfrauen, die sich, so Iris Waldbüsser-Bender, mit derzeit 115 Mitgliedern intensiv ins Gemeindeleben einbringen. „Einmal im Jahr bewirten wir den Seniorennachmittag.“
Fischereiverein tischt Fischbrötchen auf
Fischbrötchen servierte der Fischereiverein, der mit seinen 100 aktiven Mitgliedern die alte Tradition der Neckarfischerei hochhält. „Auf den 1,8 Kilometern im Neckarkanal, die wir gepachtet haben, fangen wir Zander und Welse“, sagt Peter Metsch, offiziell der „Vergnügungswart des Vereins“.
Auffällig viele junge Menschen waren am Samstagabend auf dem Fest unterwegs. Für fetzige Musik sorgten die Dicken Fische. Am Sonntag waren die Old River Band und The GATS am Zug, zwischendurch spielte die Handharmonika-Abteilung des GSV, des Gesangs- und Sportvereins Pleidelsheim, der Tanzclub Neckartal führte Tänze vor.
Zeitweise Schlangen bildeten sich vor dem Zelt des Islamischen Kulturvereins, Auch hier ließen es sich viele Besucher schmecken. Ismail Cüman, Vorstand des Vereins mit 330 Mitgliedern, betonte: „Es ist gut, dass wir hier dabei sind.“ Obwohl er in den Sechziger Jahren noch in der Türkei geboren ist, fühle er sich „hier zu Hause“.
Volles Haus auch an den Tischen des GSV, Abteilung Turnern: „Mit rund 100 Helfern können wir hier schon was auf die Beine stellen“, so der Abteilungsleiter Jochen Baudisch. Rund 1300 Mitglieder zählt der GSV insgesamt, rund 700 sind beim Turnen. Auf der Speisekarte: erstmals auch Maiskolben.