Die italienische Küche schmeckt jedem – und das ist kein Wunder. Meistens stecken neben gute Zutaten auch Leidenschaft und amore in den Gerichten. Wo gehen Sie am liebsten hin? Nennen Sie uns Ihren Lieblingsitaliener.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Man liebt sie, oder man hasst sie? Nein – man muss sie einfach lieben, die Italiener und ihre Gastronomen. Wobei sich Verallgemeinerungen angesichts der Vielfalt der italienischen Küche mit ihren zwanzig Regionen eigentlich verbieten. Trotzdem sprechen wir der Einfachheit halber vom Italiener, der eine Enoteca, eine Trattoria, eine Osteria, eine Pizzeria oder ein Ristorante sein kann – Gasthäuser, deren ursprüngliche Spezialisierung gerade bei uns in Deutschland gerne mal verwischt wird.

 

Dass wir „unsere“ Italiener so lieben, ist auch historisch bedingt. Im Wirtschaftswunder fuhren die Deutschen mit dem Daimler oder Käfer über den Brenner und lernten die italienische Küche kennen. Umgekehrt waren unter den sogenannten Gastarbeitern der ersten Generation viele Italiener, die ihre Lebenskultur nach Deutschland mitbrachten.

Aber es ist nicht nur die Sehnsucht nach dem Süden, die uns am Herzen liegt und die wir mit einem Besuch beim Italiener pflegen können. Es handelt sich eben auch um eine der abwechslungsreichsten und besten Küchen der Welt, gesegnet mit den Gaben der Natur – ob sie nun vom Feld, aus dem Wald oder aus dem Meer kommen –, deren Vielfalt durch die Art der Zubereitung noch um ein Vielfaches potenziert wird.

Nichts geht über einen Teller Pasta von „Mamma“!

Und doch ist es gerade die (vermeintliche) Einfachheit der italienischen Küche, der „cucina casalinga“, die schon kleine Kinder (Spaghetti Bolognese!) begeistert. Obwohl die Haute Cuisine aus Frankreich immer noch maßgeblich die Hochkultur der Genießer ist, die spanische Avantgarde neue Impulse gesetzt hat, die Raffinesse aus den asiatischen Garküchen weiter auf dem Vormarsch ist, und neuerdings auch das Nordische die Restaurants der Welt erobert hat: Nichts kann so glücklich machen wie ein anständiger Teller Pasta von Mamma! So verwundert es kaum, dass einige der besten Italiener Stuttgarts zumindest am Herd Italienerinnen sind.

Allerdings kann man auch feststellen, dass einer der besten Köche Italiens nicht nur ein Mann, sondern auch ein Deutscher ist: Heinz Beck im La Pergola in Rom. Und dass es in unserer Region – anders als in Hamburg, Köln oder Düsseldorf – keinen Italiener mit Guide-Michelin-Stern gibt. Da muss man nach Mannheim zu Da Gianni fahren (laut eines „Feinschmecker“-Rankings nach dem Acquarello in München und Carmelo Greco in Frankfurt auf Platz drei in Deutschland). Die einzige Adresse in Stuttgart, welche die Konkurrenz vom Gault Millau mit immerhin 14 Punkten listet, ist La Fenice.

Andererseits kann man auch sagen, dass es kaum richtig schlechte Italiener gibt. In manch profanem Vereinsheim kann man oft besser essen als in der gutbürgerlichen Stube, was wiederum an der Vielfalt der italienischen Küche liegt. Die ist in Deutschland zwar etwas gleichgeschaltet, aber egal, ob Pasta, Pizza, Scaloppine oder Dorade – irgendwas findet man immer. Im Gegensatz zu vielen anderen Küchen lässt sich sagen: Dieser wird man nicht überdrüssig, wie ein mehrwöchiger Italienurlaub beweist. Man kann italophil sein, ohne etwas zu vermissen. Selbst der heilige Zwiebelrostbraten lässt sich mit einem Ossobuco kompensieren. Und Maultaschen – wer hat’s erfunden?

Zu welchem Italiener gehen Sie am liebsten?

Haben wir gesagt, dass es keine schlechten Italiener gibt? Das stimmt so nicht ganz. Denn unabhängig von der kulinarischen Qualität ist es leider manchmal so, dass man sich schlecht behandelt fühlt, was mit dem nicht unberechtigten Stolz der Italiener, insbesondere der selbst ernannten Edelitaliener zu tun hat, die mit einem Stück Fisch, ein paar Kartöffelchen und einem Klacks Spinat für 25 Euro plus aber nicht zwingend zufriedenstellen. Im schlimmsten Fall mündet der Stolz in Arroganz, die einem vermitteln kann, dass man als Nichtstammgast unerwünscht ist, aber dennoch dankbar sein soll.

Gut, wir sind ja dankbar, denn im Grunde sind die Italiener geborene Gastgeber, bei denen man sich im Idealfall wie zu Hause fühlt. Ob man dazu die große Oper am Tisch braucht, einen Luigi hier und Bussi da, ist Geschmackssache. Wichtig sind die Leidenschaft in der Küche und die Liebe zum Produkt, wozu natürlich auch die Weine zählen. Nicht von ungefähr hat die Slow-Food-Bewegung ihren Ursprung in Italien, denn bei allem Pragmatismus des gesunden Sattwerdens ist ein Essen nicht einfach nur ein Essen, sondern Lebensfreude, bestehend aus mindestens „primi“, „secondi“ und „dolci“. Auch die Kultur des „aperitivo“ haben wir den Italienern zu verdanken ebenso wie das Kaffeeritual, wenngleich bei uns diese in Italien getrennten Gewohnheiten meist unter einem Dach stattfinden.

Sei’s drum, denn wer kann all dies hinreißender zelebrieren, predigen, leben als unsere Italiener?

Machen Sie mit!

In der nächsten Woche stellen die StZ-Lokaltermin-Tester ihre Lieblingsitaliener in Stuttgart und der Region vor. .Bis dahin können die Leser online „ihren“ Italiener aus der Region Stuttgart nennen