Zum vierten Mal in weniger als zwei Wochen hat Nordkorea Raketentests vollzogen. Trump hat deren Bedeutung wiederholt heruntergespielt. Südkorea und Japan bleiben allerdings bei ihrer Haltung, dass die Geschosse eine konkrete Bedrohung seien.

Seoul - Nordkorea setzt die Präsentation seines Waffenarsenals fort. Am Dienstag feuerte das Land mutmaßlich zwei ballistische Kurzstreckenraketen ab und kritisierte die gemeinsamen Militärmanöver der USA und Südkoreas. Diese Übungen hatten am Montag begonnen, was vom nordkoreanischen Außenministerium scharf verurteilt wurde.

 

Nordkorea versteht die Militärmanöver als Übung einer Invasion des Landes. Sie nötigten Pjöngjang dazu, „mächtige physische Mittel zu entwickeln, zu testen und einzusetzen, die für die nationale Verteidigung essenziell sind“, hieß es in der Mitteilung des Außenministeriums. Ein Sprecher sagte, Nordkorea sei zwar weiter für einen Dialog, könne jedoch einen „neuen Weg“ einschlagen, wenn die Bündnispartner ihre Position nicht änderten. Die „Dynamik des Dialogs“ werde weniger sichtbar sein, solange die „feindseligen“ Manöver fortgesetzt würden.

Experten sagen, das Herunterspielen der Waffentests durch US-Präsident Donald Trump habe dem Land mehr Möglichkeiten gegeben, seine militärischen Fähigkeiten zu testen. Strategisch erlauben die Tests Nordkorea eine stärkere Position in den Verhandlungen zum Atomkonflikt, die möglicherweise nach den Manövern später in diesem Monat wieder aufgenommen werden.

Waffen werden von Fahrzeugen abgefeuert

Der südkoreanische Generalstab meldete, die zwei nun abgefeuerten Geschosse seien über Land - von Nordkoreas Westküste an die Ostküste - geflogen und dann im Meer eingeschlagen. Die Strecke habe gut 450 Kilometer betragen. Die neuen Waffen werden von Fahrzeugen abgefeuert und gelten vor ihrem Start als schwer zu entdecken. Laut Analysten verbessern sie Nordkoreas Optionen entscheidend, überall in Südkorea Ziele ins Visier zu nehmen.

Die Tests widersprächen dem Geist einer Militärvereinbarung, die Pjöngjang und Seoul 2018 getroffen hätten, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Damals hatten die Länder sich geeinigt, gegenseitige Bedrohungen zu reduzieren. Japans Verteidigungsminister Takeshi Iwaya kritisierte Nordkoreas Bemühen, Fortschritte in der Raketentechnologie zu machen. Das stelle eine ernsthafte Gefahr für die Region dar.

Stillstand in den Verhandlungen

Südkorea und die USA schraubten das Ausmaß ihrer Militärübungen seit dem ersten Gipfel zwischen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump im Juni 2018 in Singapur zurück, um Raum für diplomatische Gespräche zu schaffen. Nordkorea besteht jedoch darauf, dass auch die eingeschränkten Übungen gegen die Abmachungen zwischen Kim und Trump verstoßen.

Sie hatten sich darauf verständigt, die bilateralen Beziehungen zu verbessern, und eine vage Erklärung für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel abgegeben. Seit dem zweiten Gipfel in Vietnam im Februar ist es zum Stillstand in den Verhandlungen gekommen. Bei einem dritten Treffen an der innerkoreanischen Grenze am 30. Juni vereinbarten sie denn neue Gespräche auf Arbeitsebene. Über Treffen der beiden Seiten wurde aber bisher nichts bekannt.