Die Landesbausparkassen in Stuttgart und Mainz sollen nach Plänen der beiden Sparkassenpräsidenten zusammengehen. Am Montag werden die Gremien informiert.

Stuttgart - Wenn am Montag die Gremien der Sparkassenverbände und der Landesbausparkassen (LBS) von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zusammentreten, gibt es keine gewöhnliche Tagesordnung. Einberufen wurden die beiden Verbandsversammlungen und Verwaltungsräte, um allgemein über „Zukunftsfragen“ zu beraten. Der Anlass ist freilich ein höchst konkreter. Die Spitzen der Sparkassenorganisationen unter Peter Schneider (Stuttgart) und Beate Läsch-Weber (Mainz) wollen ihre Kollegen über einen Plan informieren, den sie in den zurückliegenden Wochen im kleinsten Kreis unter strikter Geheimhaltung entwickelt haben: eine Fusion der beiden Landesbausparkassen.

 

Etwa zehn Jahre, nachdem es solche Bestrebungen schon einmal gab, wollen die Präsidenten Schneider und Läsch-Weber einen neuen Anlauf unternehmen. Von den Gremien erhoffen sie sich die grundsätzliche Zustimmung dafür, erst danach will man in konkrete Verhandlungen eintreten. Dabei ginge es um Fragen wie den Sitz und die Führung des gemeinsamen Instituts sowie um Synergieeffekte. Käme es in der Folge tatsächlich zu einer Verschmelzung, würde die größte Landesbausparkasse im Sparkassenlager entstehen; bundesweit umfasst der Verbund derzeit noch neun Bausparinstitute. Offiziell gibt es zu den Plänen keinerlei Kommentar; man könne sich derzeit nicht äußern, hieß es beim baden-württembergischen Verband.

Der wirtschaftliche Druck ist gestiegen

Hintergrund der neuen Initiative, die von beiden Verbandsspitzen gleichermaßen ausgegangen sein soll, ist der erhöhte wirtschaftliche Druck auf die Bausparkassen. Beide stehen zwar noch relativ gut da, leiden aber unter der anhaltenden Niedrigzinsphase. Die LBS Rheinland-Pfalz hat deshalb bereits vor einiger Zeit begonnen, hochverzinste zuteilungsreife Verträge zu kündigen, inzwischen folgte auch die LBS Baden-Württemberg. Eine größere Einheit täte sich in dem schwierigen Umfeld leichter, heißt es in Sparkassenkreisen; noch könne man aus einer Position der Stärke heraus zusammengehen.

Das Stuttgarter Institut, im Jahr 2000 aus der Fusion von württembergischer und badischer LBS hervorgegangen, ist je nach Kennzahl drei- bis viermal größer als das Mainzer. Im Jahr 2013 betrug die Bilanzsumme 11,9 Milliarden Euro (Mainz: 3,3 Milliarden Euro), verwaltet wurde ein Vertragsbestand von 51,3 Milliarden Euro (Mainz: 14,5 Milliarden Euro). Die LBS Baden-Württemberg beschäftigte rund 700 Mitarbeiter und 530 Außendienstler, die LBS Rheinland-Pfalz zusammen rund 480. Geführt wird das Stuttgarter Institut von einem dreiköpfigen Vorstand unter Vorsitz von Tilmann Hesselbarth, in Mainz gibt es zwei Vorstände, Vorsitzender ist Max Aigner.

Beide Institute sind schon verbandelt

Der Sparkassenverband Baden-Württemberg ist bereits mit 20 Prozent an der LBS Rheinland-Pfalz beteiligt; 80 Prozent hält der dortige Verband. Damit wollte man frühzeitig verhindern, dass sich die Mainzer nach Partnern außerhalb Baden-Württembergs umschauen. Außerdem pflegen beide Institute seit Jahren eine Zusammenarbeit im IT-Bereich.

Vor der Übernahme der Landesbank Rheinland-Pfalz durch die LBBW zum Jahr 2005 war die LBS Rheinland-Pfalz aus dem Institut herausgelöst worden. Damit war eine Reihe neuer Aufgaben verbunden, etwa beim Personal, der Innenrevision oder der Gebäudeverwaltung. Sein Haus sei ertragsstark und richte sich „für eine lange Zeit“ auf Selbstständigkeit ein, sagte der Vorstandschef Aigner damals. Überlegungen für eine Fusion mit Baden-Württemberg erteilte er ebenso eine Absage wie der damalige Mainzer Sparkassenpräsident; ein Grund war offenbar die Sorge um den Standort Mainz und den Erhalt von Arbeitsplätzen.

Politische Rückendeckung?

Zuvor hatten in Baden-Württemberg der damalige Sparkassenpräsident Heinrich Haasis und der damalige LBS-Chef Heinz Panter wiederholt für ein Zusammengehen geworben. „Die LBS Rheinland-Pfalz würde sehr gut zu uns passen“, sagte Panter. Auch Haasis bezeichnete eine Verschmelzung als logischen nächsten Schritt. „Wir wollen ein Wort mitreden, wie es mit der LBS Rheinland-Pfalz weitergeht“, begründete er damals den Einstieg mit 20 Prozent. Schließlich wurden die Fusionspläne zurückgestellt, weil sie „derzeit politisch nicht gewollt“ seien. Inzwischen scheint sich das geändert zu haben; die beiden Sparkassenpräsidenten dürften ihren Vorstoß kaum ohne politische Rückendeckung unternehmen.

Welche Einsparungen eine LBS-Fusion ermöglicht, zeigt die Verschmelzung des badischen und des württembergischen Instituts. Die Sachkosten seien um 14 Prozent, die Personalausgaben um zehn Prozent gesunken, bilanzierte Panter nach fünf Jahren. „Wir müssen uns schlank machen für schwierigere Zeiten“, sagte er damals – eine Devise, die jetzt erst recht gelten könnte.