Der Bahn-Chef Richard Lutz will in den nächsten fünf Jahren den Umsatz um ein Viertel auf 50 Milliarden Euro erhöhen – und den Gewinn im gleichen Zeitraum auf 3,65 Milliarden Euro nach oben schrauben.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Richard Lutz hat ehrgeizige Ziele. Der Vorstandschef der Deutschen Bahn AG will den Umsatz des Staatskonzerns in den nächsten fünf Jahren um ein Viertel auf 50 Milliarden Euro steigern. Zugleich soll sich der Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) bis 2022 auf 3,65 Milliarden Euro fast verdoppeln. Das sieht die vertrauliche Mittelfrist-Planung des DB-Vorstands vor, die unserer Redaktion in Auszügen vorliegt. Die Bahn äußert sich dazu nicht. „Unsere internen Planzahlen werden generell nicht nach außen kommuniziert“, so eine DB-Sprecherin auf Anfrage.

 

Angestrebtes Ziel deutlich verpasst

Zuletzt musste der Ex-Bahnchef Rüdiger Grube seine Prognosen stark korrigieren, wonach die DB den Umsatz verdoppeln und größter Mobilitätskonzern der Welt werden sollte. Stattdessen wies die Bahn 2015 wegen hoher Abschreibungen einen Rekordverlust von 1,3 Milliarden Euro aus, das erste Minus seit mehr als einem Jahrzehnt. Die Planzahlen wurden danach massiv nach unten angepasst und das bis 2019 erwartete Ebit um 3,55 Milliarden Euro reduziert. Im Aufsichtsrat wuchs der Ärger, Anfang 2017 trat Grube zurück.

Sein Nachfolger Lutz kennt als langjähriger Finanzchef das komplexe Zahlenwerk des Staatskonzerns wie niemand sonst. Mit dem lange umstrittenen und inzwischen modifizierten Sanierungskonzept „Zukunft Bahn“ will der Manager die Wende schaffen. Fürs erste Halbjahr 2017 präsentierte der neue Chef im Sommer gleich mal deutlich verbesserte Zahlen und eine erhöhte Prognose. Im Gesamtjahr 2017 soll der Umsatz demnach nun von 40,6 auf 42,5 Milliarden klettern und das Ebit von 1,95 „auf mindestens 2,2 Milliarden Euro“.

2018 wird ein Konzernumsatz von 44,2 Milliarden Euro angestrebt

Für 2018 steht weiteres Wachstum in der internen Fünfjahresplanung. Der Konzernumsatz soll auf 44,2 Milliarden Euro zulegen und das Ebit mindestens 2,25 Milliarden Euro betragen. Für 2019 sind 2,7 Milliarden Betriebsgewinn geplant, für 2020 dann 3,1 Milliarden und für 2021 bereits 3,45 Milliarden Euro. Der Umsatz soll dann bei knapp 49 Milliarden Euro liegen.

Zumindest die Ziele für 2017 wird Lutz mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen. Bis Oktober lag der DB-Umsatz bereits bei 35,2 Milliarden Euro, wie weitere interne Zahlen zeigen. Als Ebit standen schon 1,9 Milliarden Euro in den Büchern und unterm Strich ein Nettogewinn von 1,153 Milliarden Euro. Am meisten verdient hat der Konzern demnach erneut in der staatlich hoch subventionierten Netzsparte, die ein Ebit von 626 Millionen Euro brachte. Der Regionalverkehr steuerte 452 Millionen Euro bei, der Fernverkehr mit den ICE- und IC-Zügen weitere 404 Millionen Euro.

Frachttransport auf der Schiene fährt weiter Verluste ein

Der Frachttransport auf der Schiene fuhr bis Oktober ein Minus von 88 Millionen Euro ein. Hier soll nun der Ex-Daimler-Manager Roland Bosch als neuer Chef der DB Cargo die größte Güterbahn Europas wieder in die Spur bringen. Sein Vorgänger Jürgen Wilder scheiterte mit den Sanierungskonzepten am Widerstand der Arbeitnehmerseite. Fast zwei Jahre machten der Betriebsrat und die Bahngewerkschaft EVG gegen die Rotstiftpläne mobil und erreichten, dass nicht Tausende Stellen gestrichen, sondern nun neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Bosch, zuvor Vorstand bei DB Netze, übernimmt keine leichte Aufgabe. DB Cargo hat viele Aufträge an private Güterbahnen verloren, wichtige Industriekunden kritisierten massiv Liefer-Engpässe auf der Schiene. Nun soll die Wende kommen und die Sparte 2018 mit 16 Millionen Euro Ebit erstmals wieder Gewinne schreiben, die bis 2022 auf 327 Millionen Euro steigen sollen. Parallel sieht die Mittelfristplanung ein Umsatzwachstum von 4,7 Milliarden (2018) auf 5,6 Milliarden Euro vor.

Umsätze mit IC- und ICE-Zügen sollen wachsen

Auch der Fernverkehr soll seine Betriebsgewinne stark verbessern und das Ebit zwischen 2018 und 2022 von 395 auf 706 Millionen Euro erhöhen. Der Umsatz mit ICE- und IC-Zügen soll in dieser Zeit von 4,57 auf 5,16 Milliarden Euro wachsen.

Die bundeseigene Infrastruktursparte, zu der Gleisnetze, Bahnhöfe und Energieversorger gehören, soll von 2020 an wieder mehr als eine Milliarde Euro Ebit beim Konzern abliefern. Für 2018 sind 869 Millionen Euro eingeplant. Im Regionalverkehr auf der Schiene rechnet der Vorstand damit, dass zwischen 2018 und 2022 der Umsatz von 8,9 auf 8,5 Milliarden Euro schrumpft. Das Ebit soll aber von 599 auf 653 Millionen Euro wachsen.

Bei der Logistiktochter DB Schenker sollen der Umsatz von 17,2 auf knapp 21 Milliarden Euro und das Ebit von 520 auf 900 Millionen Euro zulegen. Bei DB Arriva, der britischen Bus- und Bahnholding für Verkehrsaufträge außerhalb Deutschlands, werden sinkende Umsätze erwartet. Trotz von 5,5 auf 5,3 Milliarden schrumpfenden Erlösen soll sich das Ebit von 308 Millionen (2018) auf 371 Millionen Euro (2022) verbessern.

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