Wenn in Städten große Projekte geplant werden, sind auch die Bewohner gefragt. Das kann allen nützen – wenn es schließlich auch zu Entscheidungen kommt.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Referent flog direkt aus Tegel ein. Klar, dass Moderator und StZ-Autor Christian Milankovic angesichts der Berliner Flughafenmisere danach fragte, wie es denn mit Flügen aus der Hauptstadt bestellt sei. Noch kann Philipp Bouteiller, der Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, am wichtigsten Flughafen der Stadt abheben. Doch mit dem Areal haben Bouteiller und der Berliner Senat anderes vor: In absehbarer Zeit – oder muss man sagen, irgendwann? – soll die Zeit der Starts und Landungen im Nordwesten der Stadt vorbei sein: Dann wenn im Südosten der neue Hauptstadtairport BER seinen Betrieb aufnimmt. Auf dem Tegeler Flughafengelände soll dann etwas entstehen, was Bouteiller zumindest in Europa für einmalig hält: eine Mischung aus Wohngebiet, Industrieflächen, Platz für Startups, Unicampus und riesigen Grünflächen.

 

Die Berliner haben für ein Freizeitgelände votiert

Dass Bouteiller mit seinem Team schon jetzt kräftig am Planen ist, liegt auch an einem Flughafen: Als 2008 der alte Flughafen Tempelhof, mitten in der Stadt, geschlossen wurde, konnte der Senat keine Pläne aus der Schublade ziehen. „Mit bekanntem Ergebnis“, wie der Chefplaner für Tegels neue Welt meint. Dort, wo Platz für Wohnungen vorhanden gewesen wäre, haben die Berliner in einem Volksentscheid für ein Freizeitgelände votiert. Dass es auch über Tegel eine von der Berliner FDP initiierte Volksabstimmung gab, die aber rechtlich nicht bindend ist, hält Eckhard Horwedel, Geschäftsführer der Deutsche Stadt und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK), schlicht für „einen Skandal“.

Es gibt einen hohen Bedarf an günstigem Wohnraum

Dass die Bürger bei Großprojekten mitwirken sollen, darüber sind sich Horwedel und Bouteiller einig. „Bürgerbeteiligung ist eine Chance“, meint Horwedel, irgendwann müsse dann aber auch mal entschieden werden. Schließlich müsse dringend gebaut werden, gerade auf frei werdenden innerstädtischen Flächen. Jedes Jahr seien 350 000 neue Wohnungen nötig, davon rund 200 000 auch für Menschen mit wenig Geld. Daher brauche man mehr Personal für Planungen. Damit ist es nach Meinung von Bouteiller aber nicht getan. Aus Angst vor Konflikten neigten viele Verwaltungen zu „friedlichem Nichtstun“.

In unserem Viedo sehen Sie ein Interview mit Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH: