Die Sparkassen nehmen einen erneuten Anlauf, die Zahl ihrer Landesbanken zu verkleinern. Doch die Hürden sind hoch. Die Pläne lösen Unruhe bei der heimischen Landesbank aus.

Frankfurt/Stuttgart - Im Sparkassenlager deutet sich der Versuch an, durch eine Megafusion die Kräfte des Sektors zu bündeln. Dem Vernehmen nach laufen Sondierungsgespräche über einen Zusammenschluss der Landesbanken Hessen-Thüringen (Helaba), NordLB, LBBW sowie des Fondshauses Deka und des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp. Dieses Riesenprojekt, das der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, angestoßen hat, ist allerdings umzingelt von Hürden, heißt es aus dem Umfeld der Beteiligten.

 

Schon Anfang des Jahres hatte Schleweis, der eine große Reputation in der Sparkassenfamilie genießt, in einem Interview erklärt, dass aus seiner Sicht die Strukturen des Verbundes mit noch sechs Landesbanken, acht Landesbausparkassen und elf Sparkassenversicherern nicht mehr zukunftsfähig seien. Ausgangspunkt der Gedankenspiele ist die finanzielle Schieflage der Norddeutschen Landesbank (NordLB). Sie hatte im vergangenen Jahr aufgrund notleidender Schiffskredite von aktuell noch rund 7,7 Milliarden Euro einen Verlust von zwei Milliarden Euro ausweisen müssen. Seitdem ist die Führungsspitze des Instituts auf der Suche nach Investoren, die nach Angaben aus Finanzkreisen mindestens 3,5 Milliarden Euro an frischen Mitteln bereit stellen sollen, dafür aber nur mit einem Minderheitsanteil an der NordLB beteiligt werden sollen.

Die Helaba spielt eine zentrale Rolle

In der ersten Runde der Bieter, die Anfang Oktober endete, sollen sich zehn potenzielle Investoren gefunden haben. Sechs Interessenten sind auch in der zweiten Runde an Bord, die angeblich noch in diesem Jahr abgeschlossen sein sollte. Darunter befinden sich neben der Helaba auch drei Finanzinvestoren sowie die Commerzbank. Offenbar ist das Interesse im Sparkassenlager groß, die NordLB in den eigenen Reihen zu halten.

Da die in Frankfurt ansässige Helaba bereits ein Angebot abgegeben hat, spielt sie in den jetzt bekannt gewordenen Plänen des DSGV auch eine zentrale Rolle – bestätigt werden die Einzelheiten offiziell von keinem der Institute. Ein Sprecher des DSGV erklärte auf Anfrage nur: „Das von den Trägern der NordLB begonnene Verfahren für die Gewinnung von Kapitalinvestoren ist für den DSGV Anlass, mögliche Optionen und Handlungserfordernisse für die Sparkassen-Finanzgruppe aufzubereiten und mit seinen Mitgliedern zu beraten.“ Ein Sprecher des baden-württembergischen Sparkassenverbandsbestätigte daraufhin ebenfalls „Sondierungsgespräche zu diesem Thema“. Der Ausgang sei aber völlig offen. Doch gerade die LBBW war in Finanzkreisen als einer der möglichen Partner der Helaba bei der schrittweisen Übernahme der NordLB genannt worden. Angeblich soll die Helaba erst einen Minderheitsanteil an den Norddeutschen übernehmen und später gemeinsam mit den Stuttgartern sowie der Deka und der Berliner Hyp ein neues Spitzeninstitut bilden. Nur die bayerischen Sparkassen mit der BayernLB wollen nicht dazustoßen.

Eine konkrete Planung gibt es bisher noch nicht

Wie schwer es sein dürfte, die übrigen Mitglieder des Sparkassenverbundes von der von Schleweis angestrebten Bündelung der Kräfte zu überzeugen, zeigen die ersten Reaktionen. Die baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) lässt über ihren Sprecher erklären: „Mit uns als Miteigentümer der LBBW hat allerdings noch niemand geredet, bevor diese detaillierten Pläne in die Welt gesetzt worden sind. Erst mal wollen wir wissen, worum es denn tatsächlich geht. Was wir bisher lesen, gefällt uns überhaupt nicht.“ Ausgemacht und in der konkreten Planung sei noch nichts. Das Land ist neben den baden-württembergischen Sparkassen und der Stadt Stuttgart Eigner der größten deutschen Landesbank. Schon mehrfach hatte LBBW-Chef Rainer Neske dafür plädiert, die Zusammenarbeit zwischen den Instituten vor allem in der IT sowie im Auslandszahlungsverkehr durch Kooperationen zu verbessern, Fusionen jedoch für weniger sinnvoll gehalten. Die nun durchgestochenen Nachrichten sorgen für Unruhe in der LBBW. Auch die Sparkassen im Südwesten reagieren auf die Fusionspläne nicht euphorisch. Die LBBW habe mit der Übernahme der Landesbank Rheinland-Pfalz und der Sachsen LB ihren Beitrag zur Konsolidierung geleistet, heißt es.

Das neue Institut, wenn es denn zustande käme, hätte eine Bilanzsumme von mehr als 700 Milliarden Euro, wäre damit größer als die Commerzbank und mehr als halb so groß wie die Deutsche Bank. Doch zunächst stehen die Ergebnisse des Stresstests für die wichtigen Banken in Europa an, die nächste Woche veröffentlicht werden. Das Ergebnis der NordLB wird mit Spannung erwartet.