Die Partner des Projekts Stuttgart einigen sich auf eine Neuplanung des Gäubahn-Anschlusses am Airport. Die alte Strecke in Stuttgart soll weiter genutzt werden.

Die Partner des Bahnprojekts Stuttgart 21 haben am Montag eine Erklärung für die Planung und den Bau des eine Milliarde Euro teuren Pfaffensteigtunnels zwischen Böblingen und dem Landesflughafen unterschrieben, wo er die Gäubahn an die S-21-Infrastruktur bringt. Er soll von 2026 an gebaut und 2032 in Betrieb genommen werden, erklärte Thorsten Krenz, der DB-Beauftragte für Baden-Württemberg bei einer Pressekonferenz.

 

230 Millionen für den neuen Tunnel

Aus dem S-21-Budget fließen 270 Millionen Euro für den neuen Tunnel. Gegner dieser Lösung sehen eine gigantische Ressourcenverschwendung und eine Belastung des Klimas durch die nötigen Stahl- und Betonmengen. In Plieningen, wo die Startbaugrube für zwei Tunnelbohrmaschinen sein soll, warnen Bauern vor dem Flächenverbrauch auf besten Böden. Die Auswirkungen seien „deutlich geringer“ als bei der bisherigen Planung für den Anschluss der Gäubahnzüge über die S-Bahngleise von Rohr zum Flughafen, sagte S-21-Geschäftsführer Olaf Drescher. „Wir haben keinen Mischverkehr auf den S-Bahngleisen und keine Baustelle am Flughafen“, begrüßte dessen Geschäftsführer Walter Schoefer den Tunnelbau.

Mittel aus dem Bundeshaushalt

Die zwei Röhren sieht Krenz als Einstieg in den seit Jahrzehnten diskutierten Ausbau der Gäubahn bis Singen, der eine weitere Milliarde kosten soll. Man wolle mit den Vorplanungen für den Abschnitt Böblingen-Singen 2023 beginnen. Das vermittelt die Bahn AG an diesem Dienstag den Anrainerkommunen bei einem Treffen in Böblingen. Krenz: „So weit waren wir mit der Gäubahn noch nie.“

Die Neubauten stehen alle im Zusammenhang mit dem so genannten Deutschlandtakt, mit dem Bund und Bahn AG bis 2030 halbstündige Verbindungen zwischen großen Städten garantieren und eine Verdoppelung der Fahrgastzahl erreichen wollen. Die Mittel dazu kommen aus dem Bundeshaushalt. Im Stadtgebiet Stuttgart fahren die Gäubahnzüge bisher über Vaihingen und die Panoramabahnstrecke in den alten Kopfbahnhof. 2025 ändert sich das wegen einer für S 21 nötigen Kappung der Panoramabahngleise im Vorfeld des Hauptbahnhofs.

Neue Gesellschaft für alte Gleise

IC-Züge werden dann bis zur Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels in Stuttgart-Vaihingen enden. Die Panoramastrecke, das wurde zwischen Bahn, Land, Stadt und Region Stuttgart vereinbart, soll erhalten werden und voraussichtlich 2027, also zwei Jahre nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21, einen neuen vorläufigen Endhalt in der Nähe des Nordbahnhofs bekommen. Regionalpräsident Thomas Bopp erinnerte daran, dass Land, Region und Stadt Stuttgart dazu bereits Planungen begonnen haben. Zum Nordhalt sollen nur Nahverkehrszüge fahren, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Im Norden von Stuttgart könnte die Panoramabahn perspektivisch weitergeführt werden. Nach 2025 soll die Panoramastrecke, deren Grundstücke der Stadt gehören, in eine neue Gesellschaft überführt werden. An ihr hielte das Land die Mehrheit, die Bahn AG 49 Prozent. So kann das Land für die Streckensanierung bis zu 50 Prozent Fördermittel des Bundes erhalten. 2025 bis 2027 sollen für die Sanierung der Panoramabahn genutzt werden.

Was wird aus den Gäubahn-Anrainern?

Ebenfalls beschlossen haben die S-21-Partner die sogenannte P-Option, das ist eine neue unterirdische Verbindung des aus Feuerbach zum Tiefbahnhof führenden Tunnels mit dem aus Bad Cannstatt. Die Verbindung ist nötig, um später einen neuen Tunnel von der Schnellfahrstrecke Mannheim-Stuttgart an den Tiefbahnhof anzubinden, der ebenfalls dem Deutschlandtakt dienen würde.

Der von den Gäubahn-Anrainerkommunen vehement geforderte Erhalt der Direktverbindung Singen–Stuttgart mit Endhalt im Kopfbahnhof bis zur Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels bleibt trotz der Übereinkünfte ein Thema. Den vereinbarten Faktencheck dazu werde es geben, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), „die Fragen der Anrainerkommunen werden bearbeitet“. Sie haben in einem Gutachten nachgewiesen, dass für die Bahn AG die Pflicht besteht, die Panoramabahnstrecke bis in den Hauptbahnhof zu betreiben. Einklagen können die Kommunen den Betrieb nicht, doch haben Umweltverbände dies angedeutet. Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) blickt dem Faktencheck zuversichtlich entgegen:„Ich denke, dass wir eine vernünftige Verständigung mit den Anrainerkommunen bekommen“, sagt er.