Die Pläne für eine neue Suchthilfeeinrichtung der Caritas im Stuttgarter Süden hat heftige Proteste bei Anwohnern ausgelöst. Nun soll sie zwar gebaut werden, aber nur in abgespeckter Form.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die geplante Suchthilfeeinrichtung der Caritas in der Adlerstraße im Stuttgarter Süden soll in reduzierter Form umgesetzt werden. Das hat der Sozialausschuss des Gemeinderats am Montag einstimmig beschlossen. Nach heftigen Protesten von Anwohnern und einer darauf folgenden informellen Bürgerbeteiligung wird das High Noon, ein im Bezirk Mitte angesiedeltes Kontaktcafé für Drogenabhängige, das ursprünglich in das Projekt an der Adlerstraße integriert werden sollte, nicht dorthin umziehen. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Einrichtung 2024 die Arbeit aufnehmen.

 

Das High Noon soll in Mitte bleiben

Das Projekt mit dem Arbeitstitel „Miteinander im Süden“ hat, nachdem es öffentlich geworden war, für erhebliche Aufregung gesorgt. An der Ecke Adler-/Böblinger Straße sollen nicht nur 52 Seniorenwohnungen und sechs Wohnungen für Familien entstehen. Zum Streitfall wurde das geplante psychosoziale und suchtmedizinische Beratungs- und Behandlungsangebot der Caritas. Dieses sollte, neben einer Beratungsstelle, einer Substitutionsambulanz und niederschwelligen Beschäftigungsangeboten für die Suchtkranken auch das Kontaktcafé High Noon aufnehmen. Dieses ist am heutigen Standort an der Lazarettstraße sehr beschränkt. Doch die aus Sicht der Caritas für die Betreuung der Betroffenen vorteilhafte Zusammenfassung von Einrichtungen traf im Umfeld auf erheblichen Widerstand. Auch der Bezirksbeirat sprach sich zunächst gegen das Vorhaben aus. Auf dessen Antrag hat die Stadt einen professionell moderierten Runden Tisch mit allen Beteiligten eingerichtet, der die nun beschlossene Kompromisslösung erbracht hat.

So soll nicht nur das High Noon nicht in den Süden umziehen. Die geplante Einrichtung soll statt auf zwei Etagen nur noch im Erdgeschoss angesiedelt werden. Der Eingang wird in den Bauteil an der Böblinger Straße verlegt, was die Auswirkungen auf die Adlerstraße mildern soll. Im Februar wird eine weitere öffentliche Veranstaltung dazu stattfinden. Danach soll eine Planungsgruppe eingerichtet werden, in der sich auch Bürger etwa an der Entwicklung des Umfelds beteiligen können, sagte der zuständige Abteilungsleiter der Caritas, Klaus Obert. „Diese wichtige und notwendige Auseinandersetzung werden wir weiter führen.“

Bezirksbeirat zuletzt auch dafür

Raiko Grieb, der Bezirksvorsteher im Süden, erklärte, man habe sich seit bald vier Jahren sehr tief mit dem Thema befasst, nun habe man „eine Lösung gefunden, die für den Bezirk verträglich ist“. Auch der weitere Verlauf des Vorhabens solle transparent gemacht werden. „Wir nehmen die Anwohner in diesem Prozess mit“, betonte Grieb. Zuletzt hatte auch die Mehrheit des Bezirksbeirats zugestimmt.

Alle Ratsfraktionen votierten ohne Gegenstimme für das neue Konzept und lobten die Bürgerbeteiligung. Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann erklärte, nur so erreiche man gute Lösungen, die auch die Akzeptanz der Bürger fänden. Dies sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass solche, für die Betreuung von suchtkranken Menschen notwendigen Projekte, auch künftig realisierbar seien.

950 Substitutionsplätze

Nach Angaben der Sozialverwaltung werden in Stuttgart rund 1400 Personen, die illegale Drogen konsumieren, in Beratungsstellen der ambulanten Suchthilfe betreut. Dort werden Betroffenen nicht nur beraten, sie werden auch begleitet und betreut. Sieben Substitutionspraxen, wo die Heroinabhängigen die Ersatzstoffe Methadon oder Diamorphin erhalten, bieten 950 Plätze, rund 550 im Westen, 227 in Mitte und 173 im Süden.