Die Schwendestraße soll länger werden. Doch der Stadt fehlen die dafür nötigen Grundstücke. Und die Eigentümer zeigen sich nicht verkaufwillig. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich nicht jeder über die Ausbaupläne freut.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Heumaden - Die Stadt will eine Sackgasse um rund 30 Meter verlängern und an ihrem Ende eine Wendeplatte bauen. So hat es der Gemeinderat Anfang 2012 für den hinteren Zipfel der Schwendestraße beschlossen, die Verwaltung kommt aber nicht weiter. Das Tiefbauamt hat bereits Pläne entworfen, doch der Stadt fehlen noch drei private Grundstücke. Und die Eigentümer zeigen sich nicht verkaufswillig. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich nicht jeder über die Ausbaupläne freut.

 

Aus Sicht der Stadt und des Gemeinderats muss die Schwendestraße länger werden. Die letzten Häuser in der Sackgasse seien nicht nach Plan erschlossen. Und die Wendeplatte brauche es für die Müllabfuhr – und im Notfall für die Feuerwehr und den Rettungswagen. Doch die, für die das neue Straßenstück sein soll, nämlich die Anwohner, sehen darin keinen Sinn.

Zum Beispiel Richard Weber. Er wohnt ganz hinten an der Schwendestraße; will er zu seinem Grundstück, benutzt er seine private Zufahrt von der Nellinger Straße aus. Die hat er sich seinerzeit für 100 000 Mark bauen lassen, und den Mülleimer stellt er ebenfalls an die Nellinger Straße. „Das mache ich seit 27 Jahren so, und das hat mich 27 Jahre nicht gestört“, sagt er. Die verlängerte Straße „brauche ich nicht“.

Seinem Nachbarn, Herbert Stitz, missfallen die Pläne der Stadt Stuttgart mindestens genauso. Stitz baut derzeit ein Wohnhaus am Ende der Schwendestraße, gleich gegenüber befindet sich sein Malerei- und Raumausstatterbetrieb. Die Wendeplatte soll direkt vor dem Rolltor seines Lagers enden. Derzeit ist es sein Hof, auf dem die Mitarbeiter die Autos etliche Male am Tag be- und entladen. Die Stadt hatte ihm die Fläche vor zehn Jahren verkauft. Wird sie zur Wendeplatte, gilt dort ein grundsätzliches Halteverbot. Wie soll Stitz dann weitermachen? „Wir müssen Sicherheit haben, dass unser Betrieb funktioniert“, sagt er. „Ich kann nur auf Verständnis hoffen.“

Doch die Stadt hat nun mal einen Auftrag vom Gemeinderat. „Wir sollen die benötigten Grundstücke erwerben“, sagt Klaus Pietsch vom Liegenschaftsamt. „Die Begeisterung ist bei so etwas nie besonders groß.“ Es handele sich um drei Flächen in der Größenordnung drei Quadratmeter bis 1,3 Ar. Sollten die Eigentümer nicht einlenken, wird die Stadt den Druck erhöhen.

Klaus Pietsch baut darauf, dass dies nicht nötig sein wird. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er. Doch bei verhärteten Fronten könnte es in einem ersten Schritt zu einer Mediation beim Regierungspräsidium Stuttgart kommen. Und wenn selbst das nichts hilft, würde die Stadt unter Umständen über die Privatfläche bauen.

Was nichts daran ändert, dass die Schwendestraße die Stadt mittlerweile etliche Stunden gekostet hat. „Für die Größe des Projekts ist es ein recht aufwendiges Verfahren“, sagt die Stadtplanerin Susanne Frucht. Der Preis für eine längere Schwendestraße ist noch unbekannt. Es war einmal von 150 000 Euro die Rede, inklusive dem Geh- und Radweg, der zwischen Schwendestraße und Nellinger Straße gebaut werden soll.

Von den Baukosten hängt ab, mit wie viel sich die Anwohner an der Erschließung beteiligen müssen. „Der Betrag setzt sich nicht nur aus dem Herstellungsaufwand zusammen“, sagt Hubertus Schumann vom Stadtmessungsamt. Heißt, die Anwohner müssen auch etwas für die Kosten beisteuern, die der Stadt beim Erwerb der Grundstücke entstehen. Das gilt auch, wenn sie selbst die Verkäufer sind.