Dominic Nagerl von der Bietigheimer Wohnbau ist für das Schnaidt-Areal zuständig, auf dem bald die Bagger anrücken sollen. Foto: vanti/Ralf Poller
Auf einer zentral gelegenen Brachfläche in Steinheim (Kreis Ludwigsburg) soll ein Dienstleistungszentrum mit Wohnungen entstehen. Der Spatenstich rückt näher.
Christian Kempf
09.10.2025 - 12:00 Uhr
Alle drei Wochen lässt die Bietigheimer Wohnbau das wild wuchernde Gras auf dem Schnaidt-Areal in Steinheim zurückschneiden. Ansonsten dämmert das rund 2300 Quadratmeter große Gelände am Steppi-Kreisel seit Monaten im Dornröschenschlaf vor sich hin. Doch wahrscheinlich nicht mehr lange. Bald sollen die Bagger anrücken, um hier, am Rande der Innenstadt in bester Lage, ein sehr ambitioniertes Projekt zu verwirklichen. Die Bietigheimer Wohnbau will ein Dienstleistungszentrum mit Wohnungen errichten lassen und dafür alles in allem rund 19 Millionen Euro in die Hand nehmen.
„Unser Ziel ist ein Baubeginn noch im ersten Quartal 2026“, sagt Dominic Nagerl, bei dem die Fäden für das Projekt zusammenlaufen. Die Fertigstellung sei für Ende des übernächsten Jahres anvisiert. Ein entscheidender Durchbruch gelang laut Nagerl im Dezember 2024, als der Einstieg der Kleeblatt gGmbH besiegelt war. Der Altenheimbetreiber aus dem Landkreis Ludwigsburg wird sich in dem Gebäudekomplex an der Ludwigsburger Straße um die Senioren in den angedachten 23 betreuten Wohnungen kümmern. „Eine Tagespflege ist ebenfalls geplant“, berichtet Nagerl.Auch bei der Tagespflege werde das Kleeblatt den Hut aufhaben und obendrein die entsprechenden Räumlichkeiten erwerben.
Der Mann von der Bietigheimer Wohnbau macht keinen Hehl daraus, dass der Genehmigungsprozess für das ganze Vorhaben langwierig gewesen sei. Das Landratsamt habe zum Beispiel wissen wollen, welches Gewerbe sich ansiedeln werde. Das sei aber nicht klar gewesen und teilweise bis heute nicht gewiss, sodass man mit Annahmen habe operieren müssen. Ferner habe man mehr als 100 Eidechsen auf dem Gelände eingesammelt und in ein neues Quartier transportiert, was viel Geld gekostet, aber auch seine Zeit gedauert habe. Archäologische Grabungen haben ebenfalls verhindert, dass es bei dem Projekt in Siebenmeilenstiefeln vorwärts gehen konnte.
Wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird auf dem Gelände an der Ludwigsburger Straße bald wieder Leben einkehren. Foto: avanti/Ralf Poller
Die Bietigheimer Wohnbau wollte überdies keine unnötigen Risiken eingehen und erst bei einer Vermarktungsquote von 30 Prozent loslegen. „Das ist ein Meilenstein, den wir jetzt erreicht haben“, sagt Nagerl.
Viel versprechende Gespräche mit Zahnärztin
All das erklärt, warum seit der ersten öffentlichen Präsentation nun schon vier Jahre ins Land gegangen sind – und dennoch keine Baukräne stehen. Und selbst jetzt bleiben noch größere und kleinere Fragezeichen. Wohl eher eine Formsache dürfte es sein, die Verträge mit der Polizei unter Dach und Fach zu bringen, die ihren Posten aus dem alten Rathaus in das Schnaidt-Areal verlagern möchte. Im Grundsatz sei man sich mit der Polizei beziehungsweise dem hierbei zuständigen Landesbetrieb Vermögen und Bau einig, erklärt Nagerl. Vielversprechend seien auch die Gespräche mit einer Zahnärztin aus dem Ort verlaufen, die ihre Zukunft in dem neuen Dienstleistungszentrum sehe.
Schwieriger gestaltet sich das Unterfangen, eine Bäckerei plus Café davon zu überzeugen, in das Gebäude zu ziehen. Man habe im Umkreis von zehn Kilometern alle möglichen Betreiber angeschrieben, konstatiert Nagerl. „Aber keiner hat final angebissen“, sagt er. Deshalb sei der Suchradius erweitert worden. Mit zwei Kandidaten mit einem größeren Filialnetz führe man aktuell Gespräche. „Wir hoffen, dass es mit einem der beiden Bäcker zu einer Einigung kommt“, erklärt der Mann von der Bietigheimer Wohnbau. Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen sei, dass man die Flächen gerne verkaufen würde, die potenziellen Betreiber aber eher eine Lösung mit Miete anstrebten.
Allgemeinmediziner ist wieder abgesprungen
Eine Herausforderung ist darüber hinaus, Mediziner für eine rund 320 Quadratmeter große Fläche im ersten Obergeschoss an Land zu ziehen. Ein Thema, das dem örtlichen Gemeinderat sehr wichtig ist, der an dieser Stelle sogar einmal von einem Ärztehaus träumte. Die Realität zeigt aber ein anderes, ernüchterndes Bild. Ein Allgemeinmediziner, den man an der Angel hatte, sei abgesprungen, berichtet Dominic Nagerl. „Wir haben im Moment auch keine andere Lösung“, räumt er ein. Eine Rechtsanwaltskanzlei habe an einer Teilfläche Interesse angemeldet, doch bis dato kein Arzt. „Dabei haben wir 200 Praxen im Umkreis von 15 Kilometern angeschrieben. Aber da kamen ehrlicherweise nicht viele Rückmeldungen“, sagt er.
Ein letzter Strohhalm könnte sein, dass ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) auf dem Areal eröffnet wird. Dabei würden mehrere Ärzte als Angestellte in einer Art Dependance einer Mutterpraxis Patienten versorgen. „Ich glaube, das könnte attraktiv sein für einige Ärzte“, sagt Nagerl. Aber wenn sämtliche Bemühungen am Ende ins Leere liefen, müsse man mit der Stadt irgendwann darüber sprechen, ob die für medizinische Zwecke vorgesehenen Flächen in Wohnraum umgenutzt werden können.
Apropos Wohnen: summa summarum entstehen in dem Gebäudekomplex 31 Eigentumswohnungen. 23 davon sind, wie schon ausgeführt, für Senioren vorgesehen, die sich bei Wunsch und Bedarf Betreuungsleistungen dazubuchen können.
Form eines Bumerangs
Verbunden Die Bietigheimer Wohnbau möchte auf dem rund 2300 Quadratmeter großen Areal beim Steppi-Kreisel zwei Baukörper in Form eines Bumerangs realisieren, die durch ein gemeinsames Erdgeschoss miteinander verbunden sein werden. Die gesamte Wohn- und Nutzfläche wird bei etwa 3200 Quadratmetern liegen. In der Tiefgarage sind 35 Stellplätze vorgesehen.
Geschosse Im EG sollen der örtliche Polizeiposten, ein Bäcker, eine Tagespflege und eine Zahnarztpraxis einziehen, im ersten Obergeschoss ist Platz für weitere Mediziner und anderes Gewerbe reserviert. Im zweiten und dritten Obergeschoss werden Eigentumswohnungen entstehen, mehrheitlich betreute für Senioren, ebenso im Dachgeschoss, über das aber nur ein Flügel verfügen wird.