Pläne in Weinstadt Es lockt ein Ganzjahresbad mit Liegewiese

Die Stadt Weinstadt will den lange geplanten Neubau eines Hallenbads realisieren. Im Jahr 2025 könnte es in Betrieb gehen – wenn keine neuen Hürden genommen werden müssen.
Weinstadt - Der Oberbürgermeister Michael Scharmann und der Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Meier reiben sich die Hände. Gemeinsam haben sie mit Fachämtern und externen Experten aus Hamburg ein Konzept entwickelt, wie Weinstadt sein Bäderdilemma endlich lösen kann. Denn klar ist: Die Stadt braucht baldmöglichst ein neues funktionstüchtiges Bad, da es eine Unterversorgung im Schulschwimmen gibt. Ebenso klar ist: Sie kann es sich nicht leisten. Zumal andere wichtige Themen wie die Entwicklung der Schulstandorte und notwendige Sanierungs- und Umbaumaßnahmen in diesem Zuge sowie ein weiterer Ausbau der Kinderbetreuung anstehen.
Derweil wird die Bäderproblematik immer dringlicher, nachdem das Cabrio-Bad in Endersbach wegen seines maroden Dachs abgerissen werden musste und das stark sanierungsbedürftige Stiftsbad wohl auch nicht mehr lange durchhalten wird. Wegen Schäden an der Dachkonstruktion musste das knapp 50 Jahre alte Bad bereits 2018 für einige Zeit geschlossen werden. Eine Generalsanierung habe jedoch keinen Sinn mehr, sagt Scharmann. Zumal es nie gelingen werde, den Zugang zum Becken barrierefrei zu gestalten. Überdies steht das Gebäude den Ausbauplänen für die benachbarte Grundschule zur Ganztagsschule und dem Neubau einer Kita daneben im Weg.
Die Stadtwerke könnten Gewinne und Verluste verrechnen
Die Lösung für Scharmann, um vor allem auch den späteren Unterhalt des neuen Bades in Weinstadt finanzieren zu können: Der Bäderbetrieb soll nach dem Vorbild der Nachbarstädte Waiblingen und Schorndorf in die örtlichen Stadtwerke ausgelagert werden. Dazu gab er eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, deren Ergebnis Scharmann eigentlich im Frühjahr verkünden wollte. Dann kam ihm Corona in die Quere. Ein Vorteil der Krise: Es gebe neue Förderprogramme von Bund und Land, über die man sich das notwendige Eigenkapital für einen Neubau beschaffen möchte.
Für den späteren Unterhalt des Bades hat Scharmann einen Coup mit den Stadtwerken ausgeheckt. Indem die Stadtwerke das Bad als achten Unterbetrieb übernehmen, sollen sie den jährlichen Abmangel von geschätzt 700 000 Euro mit ihren gewinnbringenden Geschäftsfeldern verrechnen können. Damit erwirtschaftet der städtische Eigenbetrieb zwar keine satten Gewinne wie in den vergangenen Jahren mehr, sondern macht einen Verlust von voraussichtlich 300 000 Euro jährlich. Aber dafür erhält er eine entsprechende Finanzspritze von der Stadt. Die Stadtwerke könnten zudem Steuern sparen.
Einen weiten Blick gibt es gratis
Für den Bad-Neubau gibt es bereits konkrete Pläne. Danach soll dieser beim Bildungszentrums Benzach entstehen. Für die Standortwahl spreche, dass dort die geografische Mitte Weinstadts sei, argumentiert Scharmann, sowie die Nähe zu den Schulen und dem im Bau befindlichen Vereinssportzentrum. Geplant ist ein funktionaler „schnörkelloser Bau“ mit 25-Meter-Sportbecken, für das es zwei Varianten gibt: mit vier Bahnen oder mit sechs Bahnen und dazu einer Sprunganlage mit Ein- und Drei-Meter-Brett. Trotz der Funktionalität soll das Bad aber auch Alleinstellungsmerkmale besitzen. Dafür ist von der großen Schwimmhalle durch eine Glaswand abgetrennt noch ein zweiter Raum vorgesehen mit Kleinkindbereich und Lehrschwimmbecken, dessen Wassertiefe durch einen sogenannten Hubboden variabel wäre.
Die eigentliche Finesse: Die Außenverglasung der Schwimmhalle soll geöffnet und das Bad so als Ganzjahresbad mit Liegewiese genutzt werden können – und eine Erweiterung zum Freibad wäre möglich. Das Sahnehäubchen ist eine weite Aussicht in Richtung des Käppeles. Die geschätzten Baukosten: 11,5 Millionen Euro.
„Ich sehe das als große Chance, aus dem Hamsterrad auszubrechen“, sagt Scharmann, der große Hoffnungen in das Projekt setzt. 2023 könnte mit dem Bau begonnen werden und dieser bis 2025 fertig gestellt sein. Vorausgesetzt, Weinstadt erhält eine Förderung. Bis zu drei Millionen Euro wären bei einem der Programme drin. Der Gemeinderat jedenfalls steht weiterhin hinter dem Großprojekt.
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