Gesundheitskurse, Schul- und Vereinsschwimmen: das geplante Funktionshallenbad in Weinstadt soll vielem gerecht werden. Wo soll es hin, und wann kommt es?

Weinstadt - Weshalb muss das neue Funktionshallenbad genau da gebaut werden, wo jetzt das Basketballfeld am Weinstädter Bildungszentrum ist, und kann nicht daneben entstehen? Gibt es Pläne, was mit dem 2009 stillgelegten und seither verfallenden Cabrio-Bad in Endersbach geschieht? Wie sieht es mit Flächenversiegelung und Hochwasserschutz aus? Wo parken Badbesucher, wenn im Stadion eine Großveranstaltung stattfindet und der Parkplatz an der Beutelsbacher Straße allein dadurch schon voll ist? Und werden diese überhaupt bereit sein, von dort zum Bad zu laufen oder ihre Autos lieber in angrenzenden Wohnstraßen abstellen? Und kann das Bad nicht, um Kosten zu sparen und noch Geld für andere Dinge zu haben, abschnittsweise in Modulen errichtet werden? Viele Fragen hatten die Teilnehmer einer Bürgerinformation am anvisierten Standort in Endersbach.

 

Ein Bürgerentscheid verhindert die Baupläne

Dieses Mal, das war dem angespannt wirkenden Oberbürgermeister Michael Scharmann anzumerken, soll der geplante Badneubau gelingen. Damit es ihm nicht wie seinem Amtsvorgängers Jürgen Oswald ergeht. 2010 hatte ein Bürgerentscheid die Baupläne verhindert. Es folgten Jahre des Stillstands, in denen man sich einerseits ein neues Hallenbad herbeisehnte, andererseits aber nicht wusste, wie dies angesichts immer klammerer Finanzen machbar wäre. Die vorübergehende Schließung des Stiftsbads 2018, weil sich wie zuvor beim Cabrio Schäden an der Dachkonstruktion zeigten, erhöhte den Handlungsdruck auf die Verwaltung. Denn lange würde das rund 50 Jahre alte Hallenbad in Beutelsbach, die letzte Möglichkeit, den Schwimmunterricht für Weinstädter Schüler halbwegs aufrecht zu erhalten, nicht mehr durchhalten. Eine Sanierung, so ergab eine Untersuchung, wäre nicht mehr wirtschaftlich. Gemeinsam mit der Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Meier ersann Scharmann daraufhin das Funktionshallenbad als Lösung. Die Idee: der Betrieb soll nach dem Vorbild der Nachbarstädte Waiblingen und Schorndorf in die örtlichen Stadtwerke ausgelagert werden. Steuern in sechsstelliger Höhe könnten eingespart werden. Der prognostizierte Verlust für die Stadtwerke durch den Bäderbetrieb von kann 800 000 Euro soll von der Stadt ausgeglichen werden, was diese nicht teurer kommen soll als der bisherige jährliche Abmangel für das Stiftsbad.

In zwei Jahren könnte der Bau beginnen

Vom Finanzamt habe man das Modell prüfen lassen, berichtete der OB den rund 50 Versammelten, darunter Stadträte, Jugendgemeinderäte und Vertreter von Sportvereinen, zum Stand der Dinge. Auch das nötige Eigenkapital von 3,5 Millionen Euro könne man für das insgesamt voraussichtlich 11,5 Millionen Euro teure Bauwerk beibringen – Dank drei Millionen Euro Zuschuss aus einem in der Coronazeit aufgelegten Bundesprogramm. Der Gemeinderat hat daraufhin beschlossen, die Hallenbadpläne umzusetzen. 2023 soll der Bau starten, 2025 könnte das Bad fertiggestellt werden.

„Jetzt ist es wichtig, die Bürger mitzunehmen. Wir wollen Rückmeldungen“, rief Scharmann auf, sich an der weiteren Planung zu beteiligen. Zudem kündigte er an, nach den Sommerferien „intensive Gespräche“ mit Nutzergruppen wie der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Schulen zu führen. Unter anderem wolle man sich auch mit dem Stadtseniorenrat und dem Behindertenrat abstimmen. Schließlich soll das Bad barrierefrei werden, inklusive einer Möglichkeit, gehbehinderten Menschen den Weg ins Becken zu ermöglichen. „Die Funktion steht im Vordergrund. Wir wollen kein Spaßbad, sondern ein Angebot für so viele Nutzergruppen wie möglich“, sagte Meier zur Ausrichtung.

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Neben einem 25-Meter-Becken soll es ein zweites kleineres Becken geben, dessen Tiefe durch einen Hubboden variiert werden kann, für verschiedene Nutzungen von Babyschwimmen über Schwimmkurse bis hin zu Gesundheitsangeboten für Senioren. Offen ist derweil, ob das große Becken vier oder sechs Bahnen haben wird, mit oder ohne Sprunganlage. Auf jeden Fall aber soll die Südfront über Schiebetüren geöffnet werden können, um eine ganzjährige Nutzung des Bades zu ermöglichen.

Angedacht ist außerdem, einen Außenbereich anzulegen und perspektivisch eine Erweiterung um ein Freibad. Am Basketballfeld als Standort indes wird nicht mehr gerüttelt. Stadtbauamtsleiter Reinhard Schlegel: „Die Ortsmitten Endersbach und Beutelsbach sind fußläufig zehn Minuten entfernt, die S-Bahn sieben Minuten, und wir haben zwei Bushaltestellen.“