Während sich die Stadt im Streit um das umstrittene Werbeplakat, auf dem Minderjährige für ein Bierzelt auf dem Maientag werben, nicht mehr äußern will, gehen die Fraktionen im Gemeinderat an die Öffentlichkeit.

Nürtingen - Die Weeber Festzeltbetriebe bleiben bei ihrer Darstellung, dass nach ihrem Kenntnisstand ausschließlich volljährige Frauen auf dem Plakat zu sehen sind, mit dem die Stadt Nürtingen (Kreis Esslingen) für die After-Work-Party am 10. Juni im Rahmen des Nürtinger Maientags wirbt. Das Foto sei am 26. April 2011 von einer Eventagentur aufgenommen worden. Die abgebildeten Personen hätten sich „im Rahmen eines Auswahlverfahrens“ bei der Agentur bewerben und einen Vertrag unterzeichnen müssen. Die Teilnehmer hätten die Frage, ob sie 18 Jahre alt seien, bejaht und dies durch Vorzeigen eines Ausweises bestätigt. Im Schreiben des Anwalts, der die Firma Weeber vertritt, heißt es: „Keiner der damals anwesenden Mitarbeiter kann erklären, warum die Mädchen jetzt behaupten, damals nicht volljährig gewesen zu sein.“ Tatsächlich waren die um die Bierkrüge versammelten Mädchen 15 Jahre oder 16 Jahre alt.

 

Weeber weist darauf hin, dass die Auswahl für das Plakat nach Rücksprache mit dem Büro des Nürtinger Oberbürgermeisters erfolgt sei. Für die Verwaltungsspitze soll mit dieser Stellungnahme offensichtlich die Diskussion beendet sein. Die persönliche Referentin des Oberbürgermeisters Otmar Heirich, Bärbel Igel-Goll, erklärte, nun sei zu dem Thema alles gesagt.

Das sehen die Fraktionen im Gemeinderat offensichtlich anders. Der SPD-Fraktionschef Wolfgang Wetzel wurde deutlich: „Die Sauferei von Jugendlichen ist weder erstrebens- noch bewerbenswert.“ Das Plakat sei „milde ausgedrückt, äußerst unglücklich“. Dass die Stadt ihr Logo auf ein solches Plakat drucke, das ausschließlich den Sinn habe, dem Wirt hohe Einnahmen zu bescheren, sei unerklärlich.

Auch Dieter Braunmüller (Die Grünen) übt heftige Kritik. Während andere Städte Plakate mit der Warnung vor Alkoholmissbrauch aufhängten, locke Nürtingen mit ihrem Plakat „16-jährige Kinder zum verbilligten Saufen von zwei Liter Bier“. Lediglich Thaddäus Kunzmann (CDU) findet die Aufregung über das Plakat „übertrieben“. Sicher sei es nicht glücklich, dass das Plakat an Schulen und Kindergärten geschickt worden sei. Auch wenn es sich auf dem Plakat um minderjährige Mädchen handele: „Das ist doch ein Allerweltsmotiv.“