Die Modernisierung eines Planetariums ist teuer, wie das Beispiel Laupheim zeigt. Das Land hilft nicht. Trotzdem findet die Erneuerung statt.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Laupheim - Das Publikum bekommt davon nichts mit, aber an den Schalthebeln des Planetariums im oberschwäbischen Laupheim sind die Techniker über die vergangenen Monate immer unruhiger geworden. Würden die jahrzehntealten Diaprojektoren halten? Ersatzteile für die Analogtechnik gibt es mittlerweile nur noch auf Umwegen und für viel Geld. "Die Gefahr, dass heute Abend das Planetarium ausfällt und dann stillstehen muss, ist enorm hoch", sagt der Bürgermeister von Laupheim, Rainer Kapellen (CDU). Insgesamt 20.000 Euro hat der Trägerverein Volkssternwarte Laupheim allein 2010 aufwenden müssen, um die Technik am Laufen zu halten.

 

Längst ist es mit Flickarbeiten nicht mehr getan, es geht laut dem Verein auch nicht mehr allein um den Funktionserhalt der Sternenschau, sondern um die Anpassung an die Ansprüche und die Rezeption der Besucher, deren Sehgewohnheiten durchs Internet oder 3-D-Kinos verändert sind. Seit 2007, als fast 51000 Besucher gezählt wurden, zeigt der Trend nach unten. Zuletzt musste man froh sein, die Marke von 30.000 Zusehern übersprungen zu haben, das entspricht laut dem Verein einer Auslastung von nur noch gut 70 Prozent.

Finanzierung ist gesichert

Nun soll die große Lösung her, und das ist die komplette Umrüstung von Analog- auf Digitaltechnik. Wichtigste Anschaffung dafür ist ein neuer Sternhimmelprojektor der Firma Zeiss Jena. Die alten Diaprojektoren, die rings um die Planetariumskuppel montiert sind, sollen durch eine digitale Videoprojektion ersetzt werden. Vertont werden sollen die Shows künftig mit einem entsprechenden Soundsystem. Das alles, so haben die Initiatoren errechnet, kostet gut 700.000 Euro.

So viel Geld kann der Laupheimer Verein nicht aufbringen, will er sich nicht auf lange Zeit verschulden. Doch alle bisherigen Versuche, Landesgeld lockerzumachen, scheiterten, sagt Vereinsvorstandsmitglied Ursula Clausen. Unter anderem sei eine Anfrage bei der Landesstiftung Baden-Württemberg abschlägig beschieden worden. Auch die staatliche Toto-Lotto-Gesellschaft Baden-Württemberg winkte ab.

In Monaten ist nun gelungen, einen Finanzpakt zu schmieden, der den Umbau trotzdem möglich macht. Danach steuert der Sternwarte-Verein 100.000 Euro zum Umbau bei. Mindestens 355.000 Euro trägt die Stadt Laupheim. Eine Stiftung der Kreissparkasse Biberach beteiligt sich ebenso mit 100.000 Euro. Vom Landkreis Biberach kommen 80.000 Euro, vom Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), dem der Kreis angehört, nochmals 20.000 Euro.

Digitaltechnik im Planetarium

Es bleibt eine Deckungslücke von aktuell 55.000 Euro. Sie soll durch eine Spendenaktion - Interessierte können zum Preis zwischen 50 Euro und 250 Euro Patenschaften für je einen der insgesamt 6000 in Laupheim darstellbaren Sterne übernehmen - geschlossen werden. Es sei wichtig, dass der Umbau bald beginne, sagt der Biberacher Landrat Heiko Schmid (parteilos), denn "die Konkurrenz schläft nicht". Wer sich für die wissenschaftlichen Sternenschauen interessiert, das wissen die Laupheimer aus eigener Erfahrung, legt auch große Wegstrecken zurück.

In Stuttgart steht das ebenfalls in die Jahre gekommene städtische Planetarium im Schlossgarten vor einer Generalsanierung, womöglich zieht es sogar in einen 14,5 Millionen Euro teuren Neubau nach Bad Cannstatt um. In Heidelberg hat die Max-Planck-Gesellschaft kürzlich ein stiftungsfinanziertes Haus der Astronomie eröffnet, eigentlich ein großer Hörsaal mit Kuppeldom, der für die akademische Welt gebaut wurde. Doch auch eine öffentliche Nutzung als Planetarium ist möglich.

Jetzt sind die Laupheimer in der Lage, die ersehnte Digitaltechnik für ihr Planetarium zu bestellen. Bis alles da sei, dauere es ein paar Monate, sagt der Vereinsvorsitzende Sebastian Ruchti. Bis dahin will der Verein eifrig weiter mit dem Spendenbeutel umgehen. Wenn alles gut laufe, so die Vereinsspitze, könnte 2013 die erste Digitalshow an die Kuppel geworfen werden.

Ein moderner Zeiss-Projektor zeigt 7000 Sterne

Proporz In jedem Regierungsbezirk des Landes steht ein Planetarium. Die weiteren Standorte neben Laupheim sind Stuttgart, Mannheim und Freiburg. In Heidelberg eröffnete kürzlich außerdem ein Haus der Astronomie, das die Klaus-Tschira-Stiftung finanziert hat. Es ist nicht ein Planetarium im klassischen Sinn, aber als solches nutzbar.

Skymaster Für digitale Sternhimmelprojektoren gibt es in Deutschland nur einen Anbieter: Carl Zeiss in Jena. Im Projektor Skymaster ZKP 4 LED sind Faseroptiken und LED-Leuchten verbaut. Das Gerät stellt rund 7000 Sterne des Nord- und Südhimmels dar, so viele, wie das menschliche Auge bei besten Bedingungen wahrnehmen kann.

Laupheim Der Eintritt ins Planetarium Laupheim kostet sechs Euro für Erwachsene, eine Familienkarte (zwei Erwachsene, zwei Kinder) kostet 16 Euro. Informationen über die nächsten Vorführungen gibt es telefonisch unter 07392/91059 oder unter www.planetarium-laupheim.de. Dort kann man auch Karten reservieren.