Wegen es Kalenders der Mayas hält sich der Mythos, am 21. Dezember 2012 werde die Welt untergehen. Was es damit wirklich auf sich hat, berichtet das neue Programm „Mythos Weltuntergang“ des Stuttgarter Planetariums.

S-Mitte - Drei Tage vor Weihnachten ist es soweit. Jedenfalls dann, wenn man den Propheten der Apokalypse glaubt. Die haben derzeit ordentlich Konjunktur, denn am 21. Dezember 2012 endet der Kalender der Maya. Für die Fans des Weltunterganges kann dies nur heißen: Mit diesem Datum haben die Maya das Ende der Welt vorhergesagt. In Wirklichkeit ist alles viel komplizierter – und zugleich ganz einfach. Zum einen hatten die Maya mindestens drei verschiedene Kalendersysteme, deren Zusammenspiel eine Art Intelligenzprobe ist. Zum anderen markiert der 21. Dezember schlicht das Ende einer langen Zählzeit, womit nach 5128 Jahren ein neuer Kalender-Zyklus beginnt. Alles auf Anfang also in der Vorstellung der Mayas, und alles wie gehabt.

 

Der Projekt entführt in eine wolkenfreie Herbstnacht

Ein sehr komplexes Thema jedenfalls, dem sich das Planetarium mit dem eben gestarteten Herbstprogramm „Mythos Weltuntergang: Der Kalender der Maya“ auf so erhellende wie unterhaltsame Weise nähert. So imaginiert das Intro eine allerletzte Radiosendung am 20. Dezember: Jim Morrison intoniert „The End“ und schickt auf „Apocalypse Now“. Die schwäbische Hausfrau kümmert sich derweil ums Untergangsmenü und grübelt, ob nicht doch noch die Steuererklärung zu machen wäre. Dann aber steigt der Projektor auf und entführt das Publikum in wolkenfreier Herbstnacht unters herrlichste Firmament: zu jeder Aufführung der datumsgenaue Sternenhimmel über Stuttgart.

Was folgt, ist zum einen eine präzise Exkursion in Sternenkunde, zum anderen eine erzählstarke Entführung in die Sagenwelt der Sternbilder. Und vor der Kulisse der Fixsterne haben ein paar der 88 Sternbilder dann ihren exemplarischen Auftritt. Vom Großen Wagen über den Großen Bären, Andromeda und Kassiopeia, bis zu Perseus, was ein antikes Liebesdrama mit Happy End beschert. Es ist wie ein fantastisches Märchenbuch aus unfassbarer Ferne - und vermittelt doch eine Ahnung von der Denkweise antiker Kulturen. Zu denen zählt im weiteren Sinne auch die Hochkultur der Maya, mit ihrer Glanzzeit zwischen 300 und 900 n. Chr.

Die Mayas haben gleich mehrere Kalender entwickelt

Zeit also für den Schwenk unter die Himmelsbühne der südlichen Hemisphäre, hin zu den einstigen Großmeistern der Astronomie, direkt nach Yukatan, einem Hauptort der Maya-Kultur. Nun deckt eine archäologische Preziose die halbe Kuppel des Planetariums: ein dicht besetzter, bunter Sonnenstern, das „heilige Rund“. Ein religiöser Kultkalender mit einem 260 Tage währenden Zyklus.

Neben dieser Tzol’kin-Zählung benutzten die Maya den Haab-Kalender, der das Sonnenjahr in 18 Monate zu je 20 Tagen gliedert, was den Maya fünf Schalttage im Jahr bescherte. Richtig kompliziert wird es, wenn die Projektion die Kombination von Haab und Tzol’kin darstellt. Im Kern ergibt das einen 52-Jahreszyklus, an dessen Ende die Maya mit der Zerstörung der alten und der Erschaffung einer neuen Welt rechneten. Und weil jeweils nichts passierte, dann ein 13 Tage dauerndes Fest feierten.

Die aktuellen Untergangsfantasien wiederum heften sich an einen dritten Kalender, auf die „Lange Zählung“. Dessen längste Einheit dauert 5125 Jahre: 3113 v. Chr. beginnend – und am 21. Dezember 2012 endend. Maya-Forscher sehen darin schlicht den Beginn eines neuen Zählzyklusses, in einer endlosen Abfolge von Zyklen. Das vermeintliche Ende: ein Neubeginn!

Faszinierend übrigens zu sehen, wie präzise die Kalendarik der Maya war – und darin unserem heutigen, entschieden einfacheren Kalender absolut ebenbürtig. Die Maya-Kalender präsentieren nur eine andere Vorstellungswelt. Mithin ein anderes System, dem kosmischen Geschehen eine Ordnung einzuschreiben. Futter für Apokalypse-Gurus? Eher nicht. So bereitet das Planetarium auch das passende Finale für das prächtige Programm vor: eine „Party für den verpassten Weltuntergang“: Datum 31. Dezember 2012.