5,2 Millionen Euro hat die Sanierung des Planetariums Stuttgart gekostet. Das neue Herzstück, die digitale Projektionsanlage, ermöglicht Flüge ins All ebenso wie Reisen zu den Molekülen.

Stuttgart - Gut 5,2 Millionen Euro für die Erklärung fantastischer Welten: Die Landeshauptstadt Stuttgart hat ihr Carl-Zeiss-Planetarium im Schlossgarten ein Jahr lang saniert und modernisiert. Am 22. April wird die denkmalgeschützte Pyramide mit der 500 Quadratmeter großen Kuppel wieder in Betrieb genommen. Endlich sei das Haus für Wissensvermittlung wieder auf internationalem Stand, sagte Direktor Uwe Lemmer am Donnerstag.

 

Neues Herzstück ist eine Anlage mit neun digitalen Projektoren, mit der virtuelle Flüge aus der Milchstraße raus und in ferne Galaxien auf der Ganzkuppel-Leinwand ebenso möglich sind wie das Eintauchen in den menschlichen Körper oder eine Reise zu Chloroplasten in Blättern. „Die Zuschauer erleben abstrakte Vorgänge wie die Photosynthese anschaulich und hautnah“, sagte Lemmer.

Die Show „Leben - eine kosmische Geschichte“ stammt aus San Francisco. Und auch bei der Vorstellung „Kosmische Kollision“ denkt mancher an Amerika: Erklärt werden die gewaltigen Zusammenstöße im Weltall, Meteorschauer und die Entstehung von Erde und Mond von der beruhigenden deutschen Stimme des Hollywoodstars Robert Redford.

Erstes Planetarium im Krieg zerstört

Das erste Stuttgarter Planetarium wurde 1928 eröffnet, das Gebäude aber im Krieg zerstört. 1977 zog man in den Schlossgarten. Das an eine Mondlandefähre erinnernde Pyramidengebäude galt damals als architektonisches Novum. Mit der Sanierung wurden jetzt sozusagen Schulklassenspuren aus 38 Jahren beseitigt. 120 000 Besucher hatte das Haus vor der einjährigen Schließung. „Da erwarten wir uns jetzt natürlich einen Schub“, so Lemmer. Zum Vergleich: Das Planetarium Hamburg hatte 2014 mehr als 300 000 Besucher, Bochum fast 240 000.

Zum 100. Todestag von Carl Zeiss (1816-1888) wurde es 1988 nach dem Firmengründer benannt. Heute steht das Haus auf der Baustelle des Tiefbahnhofs Stuttgart 21. Die Sanierung der Fassade habe man daher zunächst mal verschoben, hieß es. Rund 2,5 Millionen Euro flossen in die Projektionstechnik, weitere 2,7 Millionen in die Sanierung samt Brandschutz und Belüftungstechnik.

Jeder der neun Projektoren kostete laut Lemmer 100 000 Euro. Den guten, alten, analogen und versenkbaren Zeiss-Projektor „Universarium-Modell IX“ in der Mitte der Kuppel konnte die neue Technik aber nicht verdrängen: Sein wirklichkeitsgetreuer Sternenhimmel mit Glasfaser-Optik für rund 10 000 Sterne sei nach wie vor unerreicht, sagte Lemmer.