Wieder einmal gibt es schlechte Nachrichten für das Planetarium in Stuttgart: Die Modernisierung der Einrichtung ist frühestens in einem Jahr möglich.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Christian Jehle und Nathalie Faivre bekommen im Planetarium im Schlossgarten einen großen Blumenstrauß und einen Bildband in die Hand gedrückt. Fotografen sorgen für Blitzlichter im dunklen Innenraum der Sternenwelt, und die beiden Deutschlehrer aus Frankreich, die die sechsmillionsten Besucher der Einrichtung sind, lachen gemeinsam mit deren Leiter Uwe Lemmer und Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann fröhlich in die Kamera. Dass es Lemmer und Eisenmann wahrscheinlich nicht gerade zum Lachen zumute ist, merkt man in diesem Moment kaum.

 

Für das Planetarium gibt es wieder einmal schlechte Neuigkeiten. Abgesehen davon, dass immer noch unsicher ist, ob es irgendwann in ferner Zukunft nach Bad Cannstatt umziehen kann und wie sich die Bauarbeiten für Stuttgart 21 im Schlossgarten auf die Besucherzahlen und die Geräte auswirken werden, ist im Rathaus jetzt auch noch ein „ärgerlicher Fehler“ passiert, wie Susanne Eisenmann einräumt.

Zweieinhalb Millionen sind bewilligt

Vor mehr als zwei Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, dass die Stadt mindestens zweieinhalb Millionen Euro in eine neue Projektionstechnik im Planetarium investieren wolle. „Auch wenn das Umfeld Besucher abhält, weil überall gebaut wird, und auch wenn die Zukunft in Bad Cannstatt ungewiss ist, so sollte doch wenigstens die Technik modern sein“, erklärt Eisenmann. Doch jetzt muss der Wunsch nach neuester Projektionstechnik mit Computeranimationen und dargestellten Flügen durchs Weltall erst einmal hintangestellt werden, denn bei der EU-weiten Ausschreibung, die bei Investitionen dieser Größenordnung üblich sind, ist ein Fehler passiert. Und jetzt ist sie ungültig.

„Es handelt sich dabei um Formfehler. Wir müssen also mindestens noch mal ein Jahr warten bis alles in Gang kommt“, sagt Uwe Lemmer. Im Rathaus seien Mitarbeiter des zentralen Einkaufs für den Formfehler in der Ausschreibung verantwortlich. Eisenmann meint: „Das ist ein hochärgerlicher Vorfall, der sich niemals wiederholen sollte, denn wir hatten die Mittel ja genehmigt bekommen.“ Die Ausschreibung sei in der jetzigen Form allerdings juristisch gekippt worden und müsse nun neu formuliert werden. Das Geld dafür sei aber da und würde auch nicht anderweitig verplant.

Bisher noch gute Besucherzahlen

Auch bei den Planungsüberlegungen zum Science Center in Bad Cannstatt gibt es längst noch keine positiven Nachrichten für das Planetarium. Im Mai würde bei Porsche über den Ideenwettbewerb für das Science Center entschieden, in der Folge davon müsse der Gemeinderat darüber nachdenken, inwiefern dort das neue Planetarium angedockt werden und ob man dies finanzieren könnte.

Seit Anfang des Jahres kann sich Uwe Lemmer allerdings wenigstens kurzzeitig über die Besucherzahlen freuen: Es kamen deutlich mehr Besucher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Ich denke, das lag auch am schlechten Wetter in den Osterferien, da kommen viele Familien gerne hier her – es könnte aber auch an der Absperrung im Park liegen. Wegen der Zäune strömen hier mehr Menschen vorbei als sonst.“

Inwiefern sich der Baulärm in Zukunft auf die Besucherzahlen auswirken wird, kann Lemmer nicht einschätzen: „Im Moment passiert noch nichts, es herrscht die Ruhe vor dem Sturm.“ Auch Erschütterungen könnten künftig den Zeiss-Projektor, der trotz der erwarteten neuen Technik in Betrieb bleiben soll, beschädigen. Die Firma Zeiss habe dazu keine Prognosen erstellen können.

„Im Augenblick herrscht Friede“, sagt Lemmer. Während der Demonstrationen und als das Zeltdorf noch stand, sei in Wahrheit die „Infrastruktur des Planetariums sehr viel öfter genutzt“ worden, als die Vorstellungen besucht worden waren. Doch jetzt, trotz der Baustellensituation, sei alles vorerst wieder zum Normalbetrieb mit Schulklassen- und Familienbesuchen übergegangen. Am 22. April wird die Sternenwelt im Schlossgarten 35 Jahre alt. Ein großes Fest ist nicht geplant, weil die Umbauphase und der Einbau der neuen Projektionstechnik eigentlich jetzt in dieser Zeit hätte erfolgen sollen.