Die Erörterung ist vorbei, die Diskussionen gehen weiter: Bis wann das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Albaufstiegs der A 8 abgeschlossen werden kann, ist noch völlig offen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens für einen sechsspurigen Ausbau des Albaufstiegs der A 8 ist beim Erörterungstermin in Gruibingen zwölf Stunden lang diskutiert worden. Ob Umwelt- oder Lärmschutz, ob Trassenführung oder Anschlussstellen-Ausbau: Viele Detailfragen sind weiterhin umstritten und harren einer Lösung. Allzu viele Kompromisse wird es dabei wohl nicht geben.

 

Was sagen die Hauptbeteiligten zum Verlauf des Erörterungstermins?

Das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) als Planfeststellungsbehörde findet, dass die wesentlichen Punkte intensiv und konstruktiv diskutiert worden sind und ist mit dem Verlauf sehr zufrieden. Die Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang, kurz Drackis, hat aus ihrer Sicht nachweisen können, dass die Unterlagen für die vom RP bevorzugte E-Trasse lückenhaft sind und nachgebessert werden müssen. Für die Drackis ist es unverständlich, warum die Planer die eigenen Gutachten zu Umwelt- und Naturschutz ignorieren, da die E-Trasse in diesen Bereichen die mit Abstand schlechteste Trasse ist.

Wie geht das Verfahren jetzt weiter?

Das RP wird die diskutierten Einwendungen, Argumente und Vorschläge auswerten und aufbereiten. Eventuelle Ergänzungen und Änderungen werden dann in die Planunterlagen eingearbeitet. Am Ende steht der Planfeststellungsbeschluss, ehe mit dem Bau begonnen werden kann. Die Drackis werden allerdings noch einige Punkte, die aus Zeitmangel nicht besprochen worden sind, schriftlich nachreichen. Dabei werden sie einmal mehr auf die aus ihrer Sicht zerstörerische Wirkung der E-Trasse hinweisen und darstellen, dass es mit der K-Trasse eine mach- und finanzierbare Alternative gibt.

Welche Anregungen aus der Erörterung dürften – realistisch betrachtet – noch Eingang in die Planunterlagen finden?

Die Auswertung des Erörterungstermins ist beim RP noch nicht abgeschlossen. Falls es größere Änderungen der Planunterlagen gibt, wird die Öffentlichkeit nochmals beteiligt. Bereits aufgenommen wurde die Anregung, die bestehende Abstiegstrasse der A 8 am Drackensteiner Hang nach dem Neubau als Radweg zu erhalten. Keine Hoffnung gibt es hingegen auf einen Vollanschluss der A 8 bei Hohenstadt. Das RP sieht keine verkehrliche Notwendigkeit für eine Auffahrt in Richtung Stuttgart. Auch die von mehreren Seiten geforderten Lärmschutzwände auf der Filstal- und auf der Gosbachtalbrücke werden nicht errichtet, da die Berechnung der Schallemissionen unterhalb der gesetzlichen Richtwerte liegt. Allerdings werden beide Brücken mit einer Brüstung und einer Vogel-Kollisionsschutzwand versehen, was dem RP zufolge eine gewisse Lärmminderung mit sich bringt.

Wie stehen die Chancen für die von den Drackis geforderte K-Trasse mit einem Tunnel und einer Brücke?

Das RP hat bereits während der Erörterung deutlich gemacht, dass die K-Trasse schon aus Sicherheitsgründen in dieser Form nicht gebaut werden kann: zu enge Kurvenradien, zu starke Steigungen. Angesichts der Geologie wird die Streckenführung zudem für problematisch beziehungsweise teuer erachtet. Die Drackis wiederum fordern das RP auf, ihre K-Trasse nicht nur schlecht zu reden, sondern ernsthaft und fair zu prüfen. Beim Planfeststellungsbeschluss ist ihnen vor allem wichtig, dass die wesentlichen Einwendungen in Bezug auf Natur- und Landschaftsschutz erkannt und berücksichtigt werden, da diese Faktoren heutzutage einen besonderen Stellenwert einnehmen.

Bis wann soll der Planfeststellungsbeschluss gefasst werden?

Ursprünglich sollte das Planfeststellungsverfahren Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Dass dieser Termin eingehalten werden kann, ist zumindest sehr unsicher. Das RP will die bei der Erörterung diskutierten Punkte auswerten und abwägen, um auf einer gesicherten Grundlage die endgültige Entscheidung treffen zu können. Einen Zeitpunkt für den Abschuss des Verfahrens kann die Behörde derzeit noch nicht benennen. Die Drackis wollen den Beschluss erst einmal abwarten und hoffen nach wie vor darauf, dass das RP dabei die geforderte Unabhängigkeit zeigt. Je nachdem wie der Planfeststellungsbeschluss ausfällt, sprich, ob bei der Abwägung die K-Trasse wirklich und objektiv geprüft wird, erwägt die Bürgerinitiative – „geradezu gezwungenermaßen“ – den Klageweg zu beschreiten.