In einem fiktiven Ort eskaliert ein Integrationsfest. Die Gemeindeversammlung muss Schlimmeres verhüten. Dieses Szenario eines Planspiels im Haus der Wirtschaft hat sich zu einem Renner auf dem Kirchentag entwickelt.

Stuttgart - Um neun Uhr morgens kommen die ersten Mitspieler – zwei Stunden, bevor es losgeht. Die Planspiele im Haus der Wirtschaft haben sich vom ersten Tag des Kirchentags an zu einem Geheimtipp entwickelt. Entsprechend groß ist der Andrang. Statt der erwarteten 80 werden 160 Besucher in das Gruppenspiel „Willkommenskultur“ aufgenommen. Die vielen später Gekommenen müssen auf die Zusatzveranstaltungen am Freitag und Samstag hoffen. Insgesamt werden wohl rund 1500 Besucher die Planspiele der Ausrichter von „Planpolitik“ auf dem Kirchentag spielen. Das Thema Willkommenskultur hat wohl zu dem großen Interesse auf dem Kirchentag beigetragen. Viele der Mitspieler sind in ihrer Gemeinde mit der Integration von Flüchtlingen beschäftigt. Pfarrer Frank Winkelmeyer etwa leitet eine Gemeinde in Münster und erhofft sich in dieser Veranstaltung, das sein Bewusstsein geschärft werde für Problemsituationen im Integrationsalltag.

 

Das Szenario des Spiels: In der Kleinstadt Welzhausen wird das Stadtfest der Integration gewidmet. Die 650 Flüchtlinge in der Stadt werden eingeladen. Doch die Situation eskaliert. Angetrunkene Flüchtlinge belästigen junge Frauen, worauf einige Jungfeuerwehrmänner rechte Parolen brüllen und die Flüchtlinge mit Dingen bewerfen. Das Fest wird abgebrochen. Der Bürgermeister lädt Vertreter der Stadt und der Zivilgesellschaft zu einem runden Tisch, der die Situation analysieren und eine Pressemitteilung ausarbeiten soll.

Die Rollen an den sechs Tischen sind vorher festgelegt. Antifa trifft auf die Polizei, Flüchtlinge auf den Brauchtumsverein, CDU auf SPD, und die Flüchtlinge auf das Ordnungsamt. Hitzige Debatten entstehen, auch, weil das Szenario im Verlauf neue Wendungen nimmt, wenn zum Beispiel der Sohn des CDU-Stadtrates in der Jugendfeuerwehr sitzt. Am Ende des zweistündigen Spieles scheinen die Erwartungen der meisten Besucher erfüllt worden zu sein. Eine Lehre daraus sei, sagt Frank Winkelmeyer, dass geschlossene Weltsichten nur in der Begegnung, im Dialog zu revidieren seien. Dies zu üben sei wertvoll.