Nach Informationen der StZ wussten die mit der Ausführungsplanung der Sicherungstechnik an der S-Bahn-Rampe beauftragten Ingenieure nichts von der bestehenden Ausnahmegenehmigung für den S-Bahn-Betrieb. Sie wurden offenbar von den Planern der DB Netz AG auch nicht darüber informiert, dass diese bei Änderungen an der Signaltechnik automatisch erlischt.

"Zu Anfang der vergangenen Woche haben sich die Beschwerden von Fahrgästen über Unregelmäßigkeiten bei der S-Bahn gehäuft", erklärte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler am Montag auf Anfrage. Seit Mitte der Woche an habe sich die Lage aber wieder etwas beruhigt. "Die Änderungen kamen auch für uns überraschend", sagte der VVS-Manager.

Bahn AG räumte "eine Fehleinschätzung" beim Umbau ein


"Das S-Bahn-System ist am vorletzten Wochenende aus dem Tritt gekommen", bestätigt man in Bahnkreisen. Seitdem gebe es auf beiden Seiten des Hauptbahnhofs Staus auf den S-Bahn-Strecken und Verspätungen von bis zu zehn Minuten bei einzelnen Zügen. "Es fehlt einfach an der notwendigen Abstimmung zwischen den Beteiligten", sagt ein Kenner der Materie. Dabei sei der Umbau des Gleisvorfelds und der Rampen ein "für den laufenden S-Bahn-Betrieb sehr komplexer Eingriff". Laut einem StZ-Bericht vom Mai ist der Plan, die Arbeiten auf dem Gleisvorfeld bis Juli 2012 abzuschließen, kaum noch zu halten. Teile des Projekts liegen nach der Einschätzung von Experten bis zu zwölf Monate hinter dem Zeitplan, weil die Bahn den Firmen keine genauen Pläne gebe.

Bahnintern ärgert sich die Mitarbeiter über die mit der Realisierung des Schienenprojekts Stuttgart21 zuständige DB Projektbau. Diese ignoriere den Zugbetrieb im Hauptbahnhof und auf den S-Bahn-Strecken. "Die verhalten sich so, als ob sie auf der grünen Wiese bauen", heißt es.

"Dass S-Bahn-Züge plötzlich anders fahren und ausfallen, ist für die Fahrgäste ein höchst ärgerlicher Zustand", sagte Jürgen Wurmthaler, Wirtschaftsdirektor beim Verband Region Stuttgart. Es werde aber leider noch etwas Zeit vergehen, bis eine Lösung gefunden worden sei. "Ich hoffe, dass das Provisorium Ersatzfahrplan nicht mehr als ein paar Wochen dauert."

Am Montag Nachmittag räumte die Deutsche Bahn AG "eine Fehleinschätzung" beim Umbau der S-Bahn-Rampe ein. Die Leistungsfähigkeit der neuen Signaltechnik sei den Anforderungen in der Hauptverkehrszeit nicht gewachsen. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle Einschränkungen zu beheben", betonte ein Sprecher. Alle Reisenden bitte man für die Beeinträchtigungen um Entschuldigung.