Die Verordnung der Europäischen Union soll helfen, die Verschmutzung der Ozeane einzudämmen. Kritik kommt von Wirtschaftsverbänden.

Brüssel/Stuttgart - Die EU macht beim Kampf gegen übermäßigen Plastikmüll Ernst: Ab 2021 soll ein weitreichendes Verbot von Einwegplastik gelten. Darauf einigten sich die Unterhändler der Mitgliedstaaten und des EU-Parlaments in der Nacht zum Mittwoch in Brüssel. Zudem soll mehr recycelt und die Industrie an bestimmten Maßnahmen beteiligt werden.

 

Verboten werden neben Plastiktellern- und -Besteck, Strohhalmen, Luftballonstäben und Wattestäbchen auch Behälter und Becher aus aufgeschäumtem Polystyrol, das oft genutzt wird, um Heißes warm zu halten. Zudem sollen auch alle Produkte aus sogenanntem oxo-abbaubarem Kunststoff verboten werden, weil der Stoff in Mikroplastik zerfällt und Umwelt und Gesundheit belasten kann. Für sämtliche betroffene Produkte gilt die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung: Die Hersteller können an den Aufräumkosten durch die Vermüllung ihrer Produkte beteiligt werden. Tabakfilter seien die zweithäufigsten verunreinigenden Einwegartikel in der EU, hieß es aus Brüssel. Die Hersteller sollen deshalb künftig die Kosten für öffentliche Sammelsysteme für Zigarettenstummel übernehmen.

Die Branche befürchtet die Herstellerverantwortung

Die Einigung innerhalb der EU wurde von vielen Seiten gepriesen. „Diese Vereinbarung hilft wirklich, unsere Menschen und unseren Planeten zu schützen“, schrieb EU-Kommissionsvize Frans Timmermans. Die deutschen Abfallentsorger lobten den Plan, die Grünen sprachen von einem Geschenk für Umwelt und Bürger.

Kritik kommt dagegen von den Verbänden. „Wir hätten lieber andere Wege bevorzugt, man muss die Wegwerf-Mentalität als solche angehen“, sagte Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, unserer Zeitung. Die Branche fürchtet vor allem die erweiterte Herstellerverantwortung: „Diese könnte zunehmend auf weitere Verpackungsbereiche ausgeweitet werden“, so Baunemann. Einen Schaden für die Kunststoffproduktion im Land sieht der Verband nicht: „Die Verpackungsindustrie in Deutschland stellt eher höherwertige Produkte her.“

Wenig Auswirkungen auf das Land

Das bestätigt auch das Metzinger Unternehmen Storopack, das Schutzverpackungen produziert. „Wir sind von der Verordnung nicht wirklich betroffen“, heißt es. Pioflex aus dem Landkreis Emmendingen dagegen muss umstellen – das Unternehmen gilt als deutschlandweit größter Trinkhalm-Produzent. „Wir müssen Alternativen finden, zum Beispiel biologisch abbaubares Plastik oder Trinkhalme aus Papier“, sagte Geschäftsführer Winfried Stilb.

Auch die Nutzer von Einwegplastik sehen die Verordnung pragmatisch. In der Gastronomie komme Einweg-Plastik vor allem bei den Take-away-Geschäften und bei Großveranstaltungen zum Einsatz, heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Nun müssten preisgünstige und hygienisch einwandfreien Alternativen entwickelt werden.