In der Ulmer Straße stehen prachtvolle Platanen. Doch viele Anwohner stören sich am üppigen Blätterwerk. Sollen die Kronen gestutzt oder die Bäume gefällt werden? Es wird kontrovers debattiert.

Wangen - V on großen Bäumen gesäumte Straßen sind in Stuttgart eine Seltenheit geworden. Und dort, wo sie noch stehen, sind sie nicht immer willkommen – wie der Streit um 16 Platanen in der inneren Ulmer Straße offenbart. Klagen von Anwohnern im Ortskern über die gut 30 Meter hohen Bäume in Auswärtsrichtung auf der rechten Straßenseite bekommt Bezirksvorsteherin Beate Dietrich ständig zu hören. Beschwerde wird zum Beispiel darüber geführt, dass durch das dichte Blätterwerk vor der Fassade kaum Licht in die Wohnungen dringt, dass der Empfang von Fernsehsendern via Satellit gestört ist und dass im Herbst so viel Laub anfällt, dass fast täglich gekehrt werden muss – auch die Dachrinnen sind oft verstopft.

 

Dietrich hat die Klagen an das Garten-, Friedhofs- und Forstamt weitergeleitet. Das hatte daraufhin zwei Varianten vorgeschlagen, um das Problem zu lösen: Entweder werden die Kronen der Bäume drastisch zurückgeschnitten und dieses Prozedere dann in kurzen Rhythmen wiederholt – was sehr kostenintensiv ist. Oder man lässt in einem ersten Schritt zunächst jeden zweiten Baum fällen. An ihrer Stelle sollen neue Bäume mit einer nicht ganz so ausladenden Krone gepflanzt werden. Sobald die Nachpflanzungen entsprechend groß sind, würden die restlichen Altbäume gefällt und durch junge Bäume ersetzt.

Stadt sieht keinen Handlungsbedarf

Über beide Vorschläge hatte der Wangener Bezirksbeirat vor der Sommerpause kontrovers diskutiert – und eine Entscheidung vertagt. Auf Antrag von Volkmar Mäckle (SPD) und Ingrid Kreis (Freie Wähler) hatte das Gremium die Stadtverwaltung aufgefordert, zunächst die Kosten der beiden Varianten darzustellen. Doch das lehnt das Garten-, Friedhofs- und Forstamt kategorisch ab, teilte Dietrich dem Gremium in der jüngsten Sitzung enttäuscht mit. Mündlich habe man ihr erklärt, dass für die Stadt ein Stutzen der üppigen Kronen nicht infrage komme. Wenn überhaupt, dann käme nur das Fällen der Platanen in Betracht. Aus fachlicher Sicht sei beides nicht erforderlich.

Mit dieser Antwort allerdings wollen sich die Lokalpolitiker nicht zufrieden geben. „Ich verstehe nicht, warum anderswo Platanen zurückgeschnitten werden, etwa in der Königstraße oder in Bad Cannstatt. Warum soll das bei uns nicht möglich sein“, empörte sich nicht nur Peter Selig-Eder (SÖS-Linke-Plus). Schon in der vorangegangenen Sitzung hatte sich abgezeichnet, dass die Mehrheit der Bezirksbeiräte den Erhalt der ortsbildprägenden Bäume präferiert – und gleichzeitig dem Wunsch der Anwohner nach mehr Licht und Luft entsprechen will. Auch Gerhard Föll (Grüne), der sich eine Neupflanzung durchaus hätte vorstellen können, schloss sich dem gemeinsamen Antrag des Gremiums an: Die Stadtverwaltung soll darlegen, wie ein Rückschnitt der Platanen erfolgen könnte und mit welchen Kosten das verbunden wäre. Bis dahin bleiben die Platanen so üppig, wie sie sind.