Seit mehr als vier Jahren gibt es den Plattsalat im Stadtteil Hallschlag. Jetzt denkt der selbstverwaltete Bio-Laden über ein neues Angebot nach. Vielleicht bekommen die Kunden die Waren bald bis vor die Haustür geliefert.

Bad Cannstatt - Für Sonja Ohlinger ist der Tag gerettet. Sie hat gerade ihre Lieblings-Tofu-Würstchen in der Auslage entdeckt und verkündet nun: „Ich glaube, heute Abend wird gegrillt.“ Ohlinger kauft heute zum ersten Mal im Plattsalat ein. Sie arbeitet im Landesgesundheitsamt an der Nordbahnhofstraße und fährt regelmäßig an dem Bio-Laden am Sparrhärmlingweg vorbei. Heute hat sie die Gelegenheit genutzt und ist ausgestiegen. Von der Auswahl ist sie begeistert: „Ich bin überrascht, wie viel es hier gibt.“

 

Tatsächlich verfügt das kleine Geschäft beinahe über ein Vollsortiment. Vom Klopapier bis zum frischen Brot kann man dort alles bekommen. Wenn doch mal etwas fehlt, ist das auch kein Problem. „Dann bestellen wir es“, sagt die Mitarbeiterin Ines Meyer-Boockhoff. Erst kürzlich habe sie für einen Kunden ein spezielles Nussmüsli bestellt. Wenn das fehlende Produkt ins Konzept passt und mehrere Kunden interessieren könnte, wird es ins Sortiment aufgenommen; ansonsten bleibt es bei der Einzelbestellung.

Schließung des Penny-Markt an der Straße Am Römerkastell

Bereits seit viereinhalb Jahren gibt es den Bio-Laden am Sparrhärmlingweg. Gerade in jüngster Zeit seien einige neue Kunden hinzugekommen, berichtet Meyer-Boockhoff. Mögliche Gründe dafür könnten die Schließung des Lebensmittelladens an der Ecke Sparrhärmlingweg/Darmstädter Straße und die des Penny-Marktes an der Straße Am Römerkastell sein oder auch der geänderte Busfahrplan der Linie 55. Die Bewohner des Stadtteils Birkenäcker haben keine direkte Verbindung mehr zum Hallschlag und nach Bad Cannstatt. Doch während es aus der Gegend zum Thema Nahversorgung zuletzt vor allem schlechte Nachrichten gab, hält sich der Bio-Laden Plattsalat am Standort. Die Betreiber denken sogar über einen Lieferservice nach.

Schon heute gebe es einzelne Kunden, denen man die Einkäufe nach Hause trage, erzählt Meyer-Boockhoff. Ein älterer Herr wohne ganz in der Nähe einer Kollegin. Da sei es selbstverständlich, dass sie ihm die Tüten nach Feierabend vorbeibringe. Das Plattsalat-Team könnte sich durchaus vorstellen, so einen Service für mehr Menschen aus dem Stadtteil anzubieten. „Allerdings müssten wir dafür jemanden einstellen“, sagt Meyer-Boockhoff. Für den Lieferservice werde deshalb ein Aufpreis fällig, außerdem sei das Angebot – wenn überhaupt – nur für Kunden aus der direkten Umgebung umsetzbar. Der Bio-Laden möchte nun zunächst sowohl bei seinen Kunden, als auch in der Nachbarschaft den Bedarf für einen solchen Service ermitteln.

Der Laden sei ein Treffpunkt für die Menschen am Ort

Meyer-Boockhoff wohnt selbst im Stadtteil. Sie war es auch, die sich vor viereinhalb Jahren dafür eingesetzt hat, dass der Verein Plattsalat neben seinem Geschäft im Stuttgarter Westen einen weiteren Laden auf dem Hallschlag eröffnet. Für sie ist der Plattsalat weit mehr als ein normales Geschäft. Der Laden sei ein Treffpunkt für die Menschen am Ort; das schätzten besonders die älteren Kunden. Außerdem bietet der Plattsalat verschiedene Aktionen an. Zurzeit gebe es zum Beispiel regelmäßig Vogelexkursionen. Die übernimmt Meyer-Boockhoffs Mann, der praktischerweise Biologe ist.

Die Plattsalat-Läden

Konzept:
Das Konzept des Bio-Ladens sieht folgendermaßen aus: Mitglieder des Vereins Plattsalat zahlen einen monatlichen Beitrag und können dafür im Laden zum Selbstkostenpreis einkaufen. Nichtmitglieder zahlen einen Aufpreis.

Verein:
Der Verein Plattsalat bildet das Dach für den Bio-Mitgliederladen im Stuttgarter Westen und die Bioläden im Hallschlag und in Kernen. Die Läden arbeiten selbstorganisiert und nicht gewinnorientiert.