Eine vergessene Wiese bekommt Kontur: Der Goethe-Platz soll dem Frankfurter Dichter Ehre wieder machen – aber seine Neugestaltung möglichst nichts kosten.

Ludwigsburg - Goethe? Muss man den kennen? Wer der Ratsdebatte um eine stadtplanerische Aktion in der Südstadt lauschen durfte, konnte ins Grübeln geraten. Eine zentrale Fragte lautete: Warum ist der Schillerplatz in Ludwigsburg so groß und zentral, während der sogenannte Goetheplatz nur eine vernachlässigte Wiese zwischen Stuttgarter Straße und Salonwald ist? Stadträtin Elga Burkhardt (Lubu) wusste die Antwort: „Goethe war eben ein Frankfurter und Schiller ist Schwabe.“ Trotzdem wird jetzt der abseits gelegene, verschlafene Platz aufgehübscht – anlässlich des 270. Geburtstags des Nichtschwaben Goethe.

 

Verwilderte Wiese mit Birken

Dass es dazu kommt, ist der Goethe-Gesellschaft zu verdanken. Denn eine solche gibt es durchaus auch in Ludwigsburg – wie übrigens auch ein Goethegymnasium. Diese Gesellschaft nun hat die Verwaltung auf den kümmerlichen Zustand des Platzes hingewiesen und davon überzeugt, dass man damit dem Namensgeber keine Ehre erweist. Die Gelegenheit sei günstig, so der Vorstand der Goethe-Gesellschaft, denn in diesem Sommer jährt sich der Geburtstag des Frankfurter Dichters zum 270. Mal.

Die Stadt könne dieses Jubiläum zum Anlass nehmen und die verwilderte Wiese mit zwei Birken in etwas verwandeln, das die Bezeichnung Platz verdient und das außerdem auf den Namensgeber und dessen Werk hinweist.

Goethes Lieblingsbaum

Ulrike Schmidtgen, die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, hat die Idee aufgegriffen und ein Konzept entwickelt. Demnach soll das Gelände Kontur bekommen und durch ein leichtes Gefälle zur Straße hin als Platz markiert werden. Außerdem werden „Zettelkästen“ in den Boden eingelassen, in denen Verse präsentiert werden können. Anstelle von Birken werden dort künftig Ginkgobäume stehen: „Denn das war der Lieblingsbaum von Goethe“, sagte Schmidtgen.

Elfriede Steinwand (Grüne) freute sich über „die schönen Ideen“ für eine Neugestaltung. „Ich finde das mutig in den Details“, sagte Dieter Juranek (SPD). Auch Reinhold Noz (CDU) und Bernhard Remmele (FW) begrüßten, „dass dort etwas gemacht wird“. Zugleich aber warnten sie vor Experimenten mit Zettelkästen: „Die werden nass und die meiste Zeit werden die Scheiben nur beschlagen sein“, meinte Noz. „Eingelassene Kästen machen immer Probleme“, sagte Remmele.

Goethe-Gesellschaft kümmert sich

Die Mehrheit im Gremium machte deutlich, dass die Neugestaltung auf jeden Fall nicht viel Geld kosten dürfe. „Auch für Goethe müssen wir überlegen, was wir da nicht ausgeben", sagte Elga Burkhardt. Es reiche schon, wenn man das Ganze „etwas gefälliger mache“, ergänzte Remmele, und Noz warnte schon mal vor den zu erwartenden Folgekosten.

Daraufhin sah sich die Verwaltung bemüßigt, die Kosten für das Projekt klein zu reden: „Das wird nur eine schöne, kleine, grüne Fläche“, sagte Baubürgermeister Michael Ilk. Und Schmidtgen betonte: „Das ist nur eine kleine Maßnahme, wir machen das mit einfachsten Mitteln.“ Darum werde dort auch kein Kunstwerk aufgestellt: „Wir wollen das nicht überstilisieren.“ Mit gewaltigen Folgekosten sei auch deshalb nicht zu rechnen, weil die Goethe-Gesellschaft die Patenschaft für den Platz übernehmen werde. „Die wählen dann auch die Zitate für die Zettelkästen aus.“ Bis zum 28. August muss der Platz fertig sein. Dann wird der Geburtstag des Frankfurters gefeiert.

Einzig Dieter Juranek blieb skeptisch: „Ob dieser verschlafene Platz damit Goethe gerecht wird?“